Motorsport Jörg Bergmeisters Triumph in der Nacht

Langenfeld · Der Langenfelder Motorsportler beendete eine persönliche Durststrecke. Beim Zwölf-Stunden-Rennen von Sebring war der Werksfahrer nur als Aushilfe an Bord, machte aber durch einen brillanten Schluss-Abschnitt den Erfolg klar.

 Dämmerung:In der Dunkelheit von Florida legte Jörg Bergmeister im Porsche erst richtig los.

Dämmerung:In der Dunkelheit von Florida legte Jörg Bergmeister im Porsche erst richtig los.

Foto: Porsche AG

Jörg Bergmeister gab den stillen Genießer. Dabei hätte der Porsche-Werksfahrer nach dem Zwölf-Stunden-Rennen von Sebring vermutlich mindestens die halbe Motorsport-Welt umarmen können. Schließlich war die Traditionsveranstaltung in Florida am Ende eine einzige Triumphfahrt des Langenfelders — der damit gleichzeitig eine lange Durststrecke ohne größeren persönlichen Erfolg beenden konnte. Zusammen mit dem Kalifornier Patrick Long und dem Dänen Michael Christensen teilte er sich die Arbeit am Steuer des Porsche 911 RSR perfekt. Die drei fuhren fürs Werksteam "Porsche North America" den Sieg in der Klasse GTLM über die Ziellinie.

 Genießer: Jörg Bergmeister kostete seinen Triumph bei der Siegerehrung nach dem Rennen aus.

Genießer: Jörg Bergmeister kostete seinen Triumph bei der Siegerehrung nach dem Rennen aus.

Foto: Porsche AG

"Es wurde mal wieder Zeit", sagte Bergmeister. Der fünfmalige Meister der einstigen American Le Mans Series (ALMS) hatte zuletzt vor fast zwei Jahren ein Rennen in den USA gewonnen. An dieses Gefühl konnte sich der 38-Jährige sofort erinnern: "Na klar, das war 2012 in Lime Rock." Seit dem Juli dieses Jahres war der stets ehrgeizige Motorsportler danach vergeblich einem größeren Sieg hinterhergerast. Der Wechsel für 2013 aus der ALMS in die World-Endurance-Championship (WEC) brachte viel Mühsal, aber keinen ganz großen Wurf. Jörg Bergmeister musste viel leiden und oft genug hinterherfahren, obwohl er mit seiner eigenen Leistung immer am Maximum unterwegs war. Pleiten, Pech, Pannen — alles kam vor.

An die alten ALMS-Glanzzeiten wird der Langenfelder nie mehr anknüpfen können, weil diese Serie inzwischen in der neuen "Tudor United SportsCar Championship" (TUSCC) aufgegangen ist und Bergmeisters fester Arbeitsplatz die WEC bleibt. In die USA durfte der Werksfahrer jetzt auch nur als dritter Mann zurück. Die TUSSC besteht aus ein paar kürzeren Rennen, aber auch aus ein paar Langstrecken-Terminen. Dazu gehören am Anfang der Saison Ende Januar die 24 Stunden von Daytona (Florida) und jetzt die zwölf Stunden von Sebring. Bei solchen Terminen werden die üblichen Zweier-Besetzungen zu Dreier-Teams erweitert, um die Belastung besser zu verteilen. In Daytona lagen Bergmeister/Long/Christensen lange Zeit ebenfalls bestens platziert, bis ihnen nach knapp drei Vierteln des Rennens ein Motorschaden alle Chancen raubte. Nun konnten die drei das Versäumte auf ungewöhnliche Art nachholen.

Christensen stellte den Porsche im Qualifying auf Platz eins. Darauf ruhten sich die drei jedoch nicht aus — im Gegenteil. Am Abend vor dem Rennen bleiben sie sehr lange an der Strecke, um Fahrerwechsel zu üben und an den Details zu feilen. Am anderen Morgen kehrten sie trotzdem besonders früh zurück an den Arbeitsplatz zurück. Den Grund dafür fasste Teamkollege Long zusammen: "Als unsere Mechaniker nach dem Grund fragten, sagte ich, weil wir hier sind, um zu gewinnen. Wir hatten einen Plan und an dem hielten wir fest."

In einem packenden Rennen mit einigen Unfällen kamen Bergmeister/Long/Pilet ohne große Blessuren durch. "Natürlich hatten wir auch Glück", fand Bergmeister, der die entscheidende Phase durch eine Glanzleistung prägte — und erst über ein Votum des Teamkollegen Patrick Long dazu die Gelegenheit bekommen hatte. Aushilfen fahren in der Regel nicht den letzten Teil-Abschnitt für die um die Meisterschaft kämpfenden Kollegen — die das finale Risiko lieber selbst übernehmen sollen. Longs Vorschlag: "Du bist da der Beste, du fährst in der Nacht." Weil der Porsche etwas früher als die Mitbewerber zum letzten Fahrerwechsel an die Box kam, konnte Bergmeister als Führender zurück auf die Strecke gehen. "Dann bin ich ein paar Runden richtig auf Attacke gefahren", sagte der Langenfelder, der bald einen relativ komfortablen Vorsprung hatte: "Und am Ende war es fast gemütlich." Jörg Bergmeister gab tatsächlich schon im Auto den stillen Genießer.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort