Motorsport Jörg Bergmeister gewinnt WM-Rennen in Japan

Langenfeld · Der Langenfelder bestritt mit seinem neuen Team erst den vierten Einsatz und stand nun zum ersten Mal ganz oben auf dem Treppchen.

 Losgelöst: Patrick Lindsey, Jörg Bergmeister und Egidio Perfetti (von links) waren bei der Siegerehrung in Champagnerlaune.

Losgelöst: Patrick Lindsey, Jörg Bergmeister und Egidio Perfetti (von links) waren bei der Siegerehrung in Champagnerlaune.

Foto: Project 1 Motorsport

Jörg Bergmeister wirkte erstaunlich gelassen. Vielleicht lag es daran, dass er nach der Rückkehr aus Asien in der Nacht wenig geschlafen und ausnahmsweise mit dem „Jetlag“ zu kämpfen hatte – jener Störung im Schlaf-Wach-Rhythmus, die bei der Überwindung mehrerer Zeitzonen nicht unüblich ist. Dabei hätte der Motorsportler in sich ruhen können, weil ihm in Fuji (Japan) Außergewöhnliches gelungen war. Mit dem Team Project 1 aus Lohne (Niedersachsen) hat der Porsche-Werksfahrer vor ein par Monaten den Sprung in die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) gewagt – um seine Erfahrung am Steuer und in der Entwicklung rund um den Porsche 911 RSR gewinnbringend einzusetzen. Iin Fuji gelang jetzt bereits beim vierten WM-Lauf der große Wurf. Bergmeister, der Amerikaner Patrick Lindsey und der Norweger Egidio Perfetti machten so viel richtig, dass sie als Sieger der Klasse LM GTE Am die Zielflagge sahen. Bergmeister (42) persönlich feierte ebenfalls eine Premiere, denn ein WEC-Sieg war ihm früher selbst in einem reinen Porsche-Werksteam nicht gelungen.

Mit Platz neun in Spa-Francorchamps (Belgien) ging es los. Hier fehlte das Glück – wie bei den 24 Stunden von Le Mans (Frankreich), als mehr drin zu schein schien als Rang sieben. Spektakulären Motorsport bot das Project-Team beim dritten Lauf in Silverstone (England), weil sich Jörg Bergmeister hier auf den letzten Drücker auf den dritten Platz schob. Schon damals wollten alle am liebsten mehr – besonders Jörg Bergmeister, der wenig vom Ehrgeiz aus den Anfangstagen seiner Karriere eingebüßt hat. Der Auftakt in Japan deutete dann jedoch nicht darauf hin, dass es zum großen Durchbruch reichen würde. „Bergmeister: Ich weiß auch nicht, wie das noch geklappt hat.“

Im ersten Training etwa gab es Getriebe-Probleme, sodass Project 1 nur fünf Runden absolvieren konnte. Bergmeister: „Nach drei Stunden im Rennen sah es auch nicht besser aus.“ Zusätzliche Aufgabe: Beim ersten Boxenstopp von Egidio Perfetti zu Patrick Lindsey mussten die Mechaniker die Tür des Porsche wechseln. Aber der Mitte des Rennens begann sich die Waage zu neigen. Es war eine Mischung aus starken Leistungen der Fahrer und funktionierender Taktik, die das Project-Auto auf Rang eins brachten. Außerdem passte einer der Boxenstopps genau ins Zeitfenster während einer Gelbphase auf der Strecke.

Der erste WM-Sieg war eine Belohnung für die harte Arbeit aller Beteiligten und der Langenfelder stufte seine Leistung als normal ein: „Meine Stints waren unspektakulär.“ Die Devise: Minimales Risiko, maximaler Erfolg. Der Sieg brachte nicht nur einen Schub fürs allgemeine Wohlbefinden, sondern zusätzlich eine neue Lage in der Gesamtwertung. Die weiter führende Mannschaft Dempsey Proton Racing musste sich in Fuji im Porsche mit Rang acht begnügen. Bergmeister, Lindsey und Perfetti bekamen 25 Punkte überwiesen, schoben sich auf den zweiten Platz vor und liegen jetzt mit 66 Zählern relativ dicht hinter den Markenkollegen (80).

 Nase vorn: Nach einer durchwachsenen Startphase hatte der Project-1-Porsche die Konkurrenz später im Griff.

Nase vorn: Nach einer durchwachsenen Startphase hatte der Project-1-Porsche die Konkurrenz später im Griff.

Foto: Project 1 Motorsport
 Reifenkontrolle: Jörg Bergmeister ist eine treibende Kraft in seinem Team aus Lohne – nicht nur als schneller Fahrer.

Reifenkontrolle: Jörg Bergmeister ist eine treibende Kraft in seinem Team aus Lohne – nicht nur als schneller Fahrer.

Foto: Project 1 Motorsport

Natürlich wünschen sie sich bei Project 1, diesen Rückstand am 18. November in Shanghai (China) weiter verkürzen zu können. Jörg Bergmeister tritt lieber auf die Euphoriebremse: „Die Saison ist erst zur Hälfte vorbei. Es geht in die richtige Richtung, doch wir haben weiter einige Hausaufgaben zu machen.“ Vielleicht ist es eins der Geheimnisse für den Erfolg, dass er erstaunlich gelassen bleibt. Ändern würde sich das wohl nur, wenn es tatsächlich mit dem WM-Titel klappen sollte.

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