Motorsport Jörg Bergmeister feiert in Silverstone
Langenfeld · Der Langenfelder Porsche-Werksfahrer rettete dem neuen Team Project 1 den ersten Podestplatz in der Langstrecken-WM.
Das ist doch ein schönes Kontrastprogramm. Erst hatte Jörg Bergmeister auf der britischen Insel zu tun, um in Silverstone das dritte Rennen in der Langstrecken-Weltmeisterschaft zu bestreiten. Dann durfte er für einen überschaubaren Zeitraum wieder nach Hause – und konnte sich dort auf die nächste Herausforderung vorbereiten. Stichwort: Fitness-Camp. Zu dieser traditionsreichen Pflicht-Veranstaltung waren die Porsche-Werksfahrer jetzt aber nicht auf eine der sonnigen Inseln im südlicheren Teil von Europa eingeladen, sondern „nur“ nach Oberstdorf in Bayern. Dort unterziehen sich die Motorsport-Profis in dieser Woche eingehenden Leistungstests, weil Höchstleistungen hinter dem Lenkrad nur möglich sind, wenn die Sportler körperlich topfit sind. Jörg Bergmeister konnte mit einem guten Gefühl anreisen, denn beim dritten Rennen der Langstrecken-Weltmeisterschaft 2018 (WEC) stellte er in Silverstone erneut seine Klasse unter Beweis. Am Ende war es Bergmeisters starker Auftritt in der Endphase des Rennens, die dem deutschen Team Project 1 aus Lohne (Niedersachsen) im WEC-Premierenjahr mit Rang drei zum ersten Mal den Sprung aufs Podium brachte.
Typisch Bergmeister: Vor Euphorie ausrasten mochte er lieber nicht, obwohl das komplette Team bei der Siegerehrung ausgelassen jubelte. „Es war ein gutes Wochenende und wir sind für unsere harte Arbeit belohnt worden. Supergut ist es erst dann, wenn ein Sieg herausspringt.“ Der wäre theoretisch möglich gewesen, denn nach dem Qualifying durfte Project 1 den Porsche fürs Rennen auf Startplatz eins stellen. „Da hat besonders Egidio einen tollen Job gemacht“, urteilte Bergmeister, der mit dem Norweger erst seit dieser Saison zusammenarbeitet. Den Amerikaner Patrick Lindsey, den Dritten im Bunde, kennt er bereits länger. Bergmeister/Lindsey sind in diesem Jahr wieder für ParkPlace Motorsports aus Texas in den USA unterwegs. „Auch Patrick war in Silverstone gut und hat keinen Fehler gemacht“, lobte der 42-Jährige. Einmal gab es im Team trotzdem eine falsche Entscheidung.
Der Project-Porsche hatte bereits viele Führungsrunden gesammelt. Statistiker rechneten genau: Das Auto mit der Nummer 56 lag zwei Drittel des Rennens auf Rang eins. Dann kam nach einem Unfall wieder eine Gelbphase – in der die Regeln klar definiert sind. Bergmeister: „Du musst drei Runden hinter dem Safety-Car bleiben und darfst erst dann an die Box kommen. Wir waren eine Runde zu früh drin.“ Konsequenz: Die Rennleitung verhängte eine Stop-and-go-Strafe, die 75 Sekunden kostete und das Team auf Rang fünf zurückwarf. Als die letzte Runde begann, hatte Jörg Bergmeister den Rückstand zum vor ihm liegenden Aston Martin auf unter eine halbe Sekunde verkürzt. Es wurde ein Herzschlag-Finale – mit Happy End für den Langenfelder, der kurz vor Schluss ein spektakuläres Manöver setzte und Rang drei ins Ziel brachte: „Es war ein Rennen mit Höhen und Tiefen mit einem versöhnlichen Ende für uns.“
Die nächsten motorsportlichen Dienstreisen führen über Europa hinaus. Am 9. September startet Bergmeister mit Lindsey für Park Place in der WeatherTech Sportscar Championship Station in Laguna Seca (Kalifornien). Anschließend gehen die längst angelaufenen Vorbereitungen für den Asien-Teil der Langstrecken-WM in die heiße Phase. Fuji (Japan) am 14. Oktober und Shanghai (China) am 18. November werden für alle bei Project 1 noch mal eine besondere Herausforderung. Jörg Bergmeister freut sich drauf. Und es ist sicher ein schöner Kontrast zu einem Fitness-Camp.