Noch 13 Spiele Handballer wollen sich durchbeißen

Langenfeld · Der Drittliga-Letzte SG Langenfeld startet in Minden mit neuem Mut ins Jahr. Kreisläufer Mats Heyde ist wieder an Bord.

 Die Suche nach der Lücke: Mats Heyde (mit Ball) will ab sofort wieder seine ganze Kampfkraft für Langenfeld in die Waagschale werfen.

Die Suche nach der Lücke: Mats Heyde (mit Ball) will ab sofort wieder seine ganze Kampfkraft für Langenfeld in die Waagschale werfen.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Markus Becker ist erstens Kölner und zweitens ein Handball-Verrückter. Also ließ sich der Trainer des Drittligisten SG Langenfeld (SGL) jetzt selbstredend die Gelegenheit nicht entgehen, vor der Haustür in der Lanxess-Arena mit einem Fassungsvermögen von über 19.000 Zuschauern ein paar Spiele der Weltmeisterschaft zu genießen. Ein paar Tage später bekommt er jetzt ein heftiges Kontrast-Programm serviert – sportlich sowieso, aber vor allem atmosphärisch. Die SGL, die den Rest der Saison vom vorletzten Tabellenplatz aus in Angriff nimmt, tritt im ersten Spiel des neuen Jahres am Samstagabend (19 Uhr) beim TSV GWD Minden II an. Die Zweite des Bundesligisten gehört zwar als aktueller Fünfter (22:12 Punkte) zur erweiterten Spitzengruppe, trägt ihre Heimspiele aber fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus. „Das könnte uns gelegen kommen“, findet Becker, der so viel weniger Druck von der Tribüne auf sein Team erwartet.

Der Rekordbesuch bei einem Mindener Heimspiel stammt vom 27. Oktober 2018, als der Tabellenführer HSG Krefeld zu Gast war und sich vor offiziell 118 Zuschauern zu einem 26:25-Sieg quälte. Eine Woche zuvor hatte der TSV vor ebenfalls 118 Handball-Freunden mit 30:23 gegen die SG VTB/Altjührden gewonnen. Noch schlimmer erwischte es in Minden den Dritten Leichlinger TV, der am 22. September eine 24:31-Pleite kassierte – was 60 Menschen mitbekamen. Und die triste Kulisse war immer noch nicht der Negativrekord, den Beckers früherer Verein Longericher SC hält. Gleich am zweiten Spieltag (1. September) der Saison 2018/2019 gewannen die Kölner in Minden mit 31:28. Bis heute ist die damals protokollierte Zuschauerzahl der Negativrekord in der 3. Liga: 60.

Sportlich hat sich das Team von TSV-Coach Moritz Schäpsmeier nach einem Start mit zwei Auftakt-Niederlagen schnell nach vorne gearbeitet. Die Wende begann am dritten Spieltag – in Langenfeld. Bis zur Pause (14:15) gab es ein Duell auf Augenhöhe, ehe eine echte Demontage folgte. In den ersten zehn Minuten der zweiten Hälfte fiel Langenfeld auf 16:26 zurück und später auseinander. Das 25:41-Debakel hatte wenig später Folgen, denn der damalige Trainer Jurek Tomasik trat zurück. Auf den Chefsessel befördert wurde kurz darauf der vorherige Co-Trainer: Markus Becker, für den ein Ziel klar ist: „Das kommt nicht mehr vor, wir werden uns so etwas nicht mehr gefallen lassen.“ Dazu benötigt die SGL unter anderem zwingend eine deutlich geringere Fehlerquote sowie ein entscheidend besseres Rückzugsverhalten bei Ballverlusten.

Weil die Formulierung „Wir müssen gewinnen“ derzeit auf einer internen Verbotsliste steht, gibt es für die restlichen 13 Spiele der Serie eine andere Formulierung: „Wir werden immer wieder versuchen, zu punkten. Wir sind mit einigen anderen auf Augenhöhe und es wird noch Überraschungen geben.“ Einen solchen Ausreißer nach oben bot kürzlich die Lanxess-Arena, als Brasilien die klar favorisierten und bis dahin unbesiegten Kroaten mit 29:26 bezwang. Becker war vor allem von der extrem offensiven und arbeitsintensiven Abwehr der Südamerikaner beeindruckt. Und er hätte sicher nichts dagegen, wenn sich davon etwas für die 3. Liga kopieren ließe.

Hoffnung machen den Langenfeldern drei Fakten. So wirkt das 35:23 über die Ahlener SG am letzten Spieltag vor Weihnachten positiv nach. Außerdem ist davon auszugehen, dass die SGL irgendwann mal eine knappe Partie gewinnt. In diesem Bereich gab es bisher fünf Niederlagen mit jeweils einem Tor Differenz sowie zwei Unentschieden. Außerdem kehrt Mats Heyde ins Aufgebot zurück, der vor Weihnachten aus beruflichen Gründen lange gefehlt hatte (Polizist). Becker warnt vor zu hohen Erwartungen: „Mats hat acht Wochen keinen Ball in der Hand gehabt.“ Weil Heyde aber nicht nur Kreisläufer ist, sondern auch ein starker Abwehrspieler, bietet er der SGL trotzdem mehr Flexibilität. Einen Versuch ist es wohl wert. Die größere Öffentlichkeit wird es ja ohnehin nicht mitbekommen.

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