Fußball Hässlich: Schiedsrichter niedergeschlagen

Fußball · Bis zum Abpfiff war es ein ereignisreiches, aber keineswegs unfaires Spiel. Der SSV Berghausen II hatte am Sonntag im Spiel der Fußball-Kreisliga B (Gruppe 1) beim SV Canlarspor Solingen ein 0:2 in ein 3:2 gedreht – bevor es nach den 90 Minuten hässlich wurde.

 Rote Karte: Unparteiische müssen klare Entscheidungen treffen – und haben dabei unglaublich oft einen schweren Stand.

Rote Karte: Unparteiische müssen klare Entscheidungen treffen – und haben dabei unglaublich oft einen schweren Stand.

Foto: Wiechmann (ARCHIV)

Mahmut Öz, Torhüter der Gastgeber, stürmte in Richtung Mittelkreis. Dort redete er heftig auf den Schiedsrichter ein und beschwerte sich über die seiner Meinung nach zu kurze Nachspielzeit. Nach einer Beleidigung von Öz zeigte der Unparteiische Dieter Esser (Solingen) die Rote Karte, ehe beim Keeper die Sicherungen völlig durchbrannten. Er traf den Referee mit heftigen Faustschlägen im Gesicht, bis der Schiedsrichter zu Boden fiel.

Erst ein zur Hilfe eilender Spieler des SSV Berghausen konnte den in Rage geratenen Schlussmann stoppen. Nachdem sich Esser wieder aufgerappelt hatte, verließ er den Platz aus Angst vor weiteren Übergriffen, ohne einen Spielbericht angefertigt zu haben. Esser musste noch am selben Tag ins Krankenhaus, wo ein Riss des Trommelfells diagnostiziert wurde. Esser hat inzwischen auch Strafanzeige gegen den Canlarspor-Torhüter erstattet.

Lange Sperre wahrscheinlich

Auf Öz kommt sportrechtlich sicher eine harte Strafe zu. "Je nach Schwere des Vergehens muss der Spieler mit einer Sperre von mindestens einem Jahr bis hin zu lebenslänglichem Spielverbot rechnen. Wir werden das untersuchen. Aber ich möchte nicht vorgreifen", erklärt der Spruchkammer-Vorsitzende Bernd Flemm. Dem Verein drohe ebenfalls eine Strafe – sofern festgestellt werde, dass Mitspieler und Trainer dem Schiedsrichter nicht zu Hilfe gekommen seien. Flemm: "Auch im Sport ist unterlassene Hilfeleistung zu bestrafen."

Notruf nicht weitergeleitet

Mit einem vergleichbaren Vorwurf sieht sich die Polizei Wuppertal konfrontiert, die als Zentralstelle eingehenden Notrufe an die Polizeiwachen weitergeben soll. Als die Zuschauerin Alicja Skuza nach der Attacke den Notruf wählte, fand sie beim zuständigen Beamten jedoch keine Unterstützung. "Er sagte mir, dass sich der Schiedsrichter schon selbst melden müsse, damit er ein paar Kollegen vorbeischickt. Ansonsten könne ja jeder beliebige Zuschauer die Polizei anrufen", erzählt die Medizinstudentin. Als sie betonte, dass das Opfer momentan dazu nicht in der Lage sei, passierte immer noch nichts und der Notruf wurde tatsächlich nicht an die Solinger Kollegen weitergeleitet.

Noch am selben Abend reichte Skuza eine Beschwerde im Präsidium Wuppertal ein, das den Fall nun intern untersucht. "Wir werden genau aufarbeiten, was da an diesem Nachmittag passiert ist. Der Beamte und der Schiedsrichter müssen angehört werden. Aber momentan ist es schwer nachzuvollziehen, warum der Notruf nicht weitergeleitet wurde", sagt Detlev Rüter, Pressesprecher der Polizei Wuppertal.

(mroe)
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