Start in die Fußball-Oberliga Mammut-Saison mit vielen Unwägbarkeiten

Monheim · Bei 44 Ligaspielen ist die Belastungssteuerung wichtig, betonen die Trainer der Sportfreunde Baumberg und des FC Monheim, Salah El Halimi und Dennis Ruess. Sie starten am Sonntag mit ihren Teams wieder in die Fußball-Oberliga und wollen je einen einstelligen Tabellenplatz erreichen.

 Monheims Trainer Dennis Ruess will mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben.

Monheims Trainer Dennis Ruess will mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Es geht wieder los in der Fußball-Oberliga, und da es nach dem Saisonabbruch durch die Coronavirus-Pandemie keine Ab-, aber gleich sechs Aufsteiger gab, mit einem Mammut-Programm: 44 Liga-Spiele für jede der 23 Mannschaften mit bis zu zwölf Englischen Wochen. Die Zahl kann noch variieren, je nachdem, welchen Einfluss die Pandemie auf die am Sonntag beginnende Spielzeit hat.

Der Vizemeister der Vorsaison startet mit einem Heimspiel: Der 1. FC Monheim empfängt den Cronenberger SC (siehe Info-Kasten). „Das ist eine Mannschaft, die von der Regelung nach dem Abbruch profitiert hat“, sagt FCM-Trainer Dennis Ruess über den Tabellen-17. der Vorsaison, der nicht abgestiegen ist. „Aber wie das in solchen Situationen ist, werden die Cronenberger vermutlich daraus gelernt haben. Sie haben einen neuen Trainer, eine neue Philosophie, eine junge Mannschaft mit viel Jugend-Bundesliga-Erfahrung und Stützen aus der Vorsaison. Das wird eine unangenehme Aufgabe, weil Cronenberg immer eine griffige Mannschaft hat.“ Klar ist aber auch: „Wir spielen zu Hause und wollen gut in die Saison starten“, sagt Ruess.

Das ist auch fast schon die einzige Vorgabe, die der FCM-Trainer für die neue Spielzeit macht. „Dass wir überall als Meisterschafts-Mitfavorit genannt werden, ergibt sich aus dem Tabellenplatz der Vorsaison. Aber vielleicht wären wir ohne den Abbruch auch Fünfter oder Sechster geworden. Wir haben beide Füße auf dem Boden. Du musst dich jedes Jahr neu beweisen – da gibt es genug mahnende Beispiele von Mannschaften, denen das nicht gelungen ist. Aufgrund der Situation, dass jederzeit wieder ein Lockdown oder ein Abbruch kommen kann, ist jedes Spiel fast schon ein Endspiel. Und damit geht es Sonntag los“, sagt Ruess.

Ein wenig mehr Saisonziel lässt er sich dann doch entlocken: „Unser Anspruch ist mittlerweile ein anderer, als nur die Klasse zu halten. Wir wollen einen einstelligen Tabellenplatz mit Blick ins obere Drittel.“ Ruess mahnt aber weiter: „Wir dürfen nicht blauäugig werden. Es gibt noch andere Vereine, die personell in ein oberes Regal gegriffen haben. Es wird eine Riesenrunde mit Unwägbarkeiten und bestimmt dem einen oder anderen Überraschungsteam.“

Mit dem eigenen Personal ist der FCM zufrieden, eventuell muss er aber im vorderen Bereich noch etwas tun, da Dennis Ordelheide mit einem Knorpelschaden im Knie länger ausfallen wird. Ansonsten sagt Ruess: „Mit dem, was wir haben, bin ich echt einverstanden. Wir konnten den Großteil des Kaders halten und haben noch Neue geholt, die sportlich und menschlich passen.“

Aufgrund der hohen Anzahl an Spielen komme es vor allem auf die Belastungssteuerung an. „Auch wenn die Spieler in der Pause alle individuell gearbeitet haben, ist das ja etwas völlig anderes als Mannschaftssport“, sagt Ruess. „Den Rhythmus holst du nicht in fünf, sechs Wochen auf, das zieht sich noch in die Saison. Das geht aber allen Mannschaften so. Es ist müßig, jetzt darüber zu diskutieren, dass die Liga zu groß ist. Das muss man annehmen und sehen, was passiert, wenn irgendwo Terminprobleme entstehen, weil eventuell eine Mannschaft einen Corona-Fall hat. Erst einmal ist es schön, dass wir nach dem ganzen Spuk wieder Fußball spielen können.“

 Baumbergs Trainer Salah El Halimi warnt vor Unwägbarkeiten in der langen Saison.

Baumbergs Trainer Salah El Halimi warnt vor Unwägbarkeiten in der langen Saison.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Auch bei den Sportfreunden Baumberg, die zum Start bei Turu Düsseldorf antreten, ist die Belastungssteuerung natürlich ein Thema. „Wir haben aktuell mit Salata, Cikac, Harneid, Guirino und Klotz fünf Verletzte, es waren zwischenzeitlich schon mehr. Wir haben also gesehen, was passieren kann, wenn die Belastung zu hoch ist“, sagt SFB-Trainer Salah El Halimi. Er glaubt, dass die Liga relativ ausgeglichen sein wird aufgrund der hohen Anzahl an Spielen: „Das wird für alle unberechenbar. Keiner hat so eine Liga mit so vielen Englischen Wochen bislang gespielt. Wir müssen sehen, wie die Spieler das wegstecken, die ja teilweise bis 17, 18 Uhr arbeiten müssen und dann jetzt alle drei Tage ein Spiel haben. Das ist ja fast wie Champions League“, sagt El Halimi.

Er muss sieben Zugänge integrieren, die „ein paar Wochen und Monate brauchen, um sich an die Mitspieler, den Trainer und das Umfeld zu gewöhnen“. Im Angriff sieht El Halimi sogar ein „Luxusproblem, weil wir mit Melva Luzalunga und Oguz Ayan zwei gleich starke Stürmer haben“. Letzterer kam von Landesligisten 1. FC Mönchengladbach, weil Takuma Misumi höher spielen wollte – und nun bei Liga-Konkurrent Ratingen 04/19 angeheuert hat.

Wo sein Team steht, weiß El Halimi noch nicht sicher, die Vorbereitung war mit drei Siegen, zwei Unentschieden und nur einer Niederlage sehr ordentlich. „Du kannst so viel testen wie du willst, du weißt erst nach drei, vier Spielen in der Liga, wo du stehst und was du richtig oder falsch gemacht hast“, sagt der SFB-Trainer. Bei Turu erwartet er ein „spannendes und ganz anderes Spiel als noch im März“, als sein Team – allerdings zu Hause – die Düsseldorfer mit 7:0 deklassierte. Damals trafen Louis Klotz und Misumi doppelt, zudem noch Roberto Guirino – alle drei sind nun nicht dabei. Außerdem ist der Naturrasen bei Turu „nicht der Belag, den wir gewohnt sind“, ergänzt El Halimi.

Er hält sich beim Thema Saisonziel zurück: „Wir waren zuletzt immer unter den ersten Sieben, und da möchten wir auch wieder landen“, sagt der SFB-Trainer. „Wir haben eine spielstarke Mannschaft, die sich den Ruf erarbeitet hat, attraktiven Fußball zu spielen. Aber es gibt in dieser Saison eben viele Unwägbarkeiten. Wir müssen gucken, wie wir die Belastung steuern, damit wir das überleben. Man muss an die Spieler denken, die ja durch ihre Jobs ohnehin eine andere Belastung als Profis haben. Das wird die größte Herausforderung“, sagt El Halimi, der gleich mehreren Mannschaften zutraut, um den Aufstieg mitzuspielen. Spannend wird die Mammut-Saison nicht nur deswegen, sondern vor allem aufgrund der Unwägbarkeiten der Pandemie.

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