Badminton Fabienne Deprez hat das Kämpfen gelernt

Langenfeld · Die ehemalige Spielerin des FC Langenfeld peilt nun mit dem Regionalligisten BV Gifthorn den Aufstieg in die Zweite Bundesliga an.

 Fabienne Deprez will sich 2015 in der Weltrangliste weiter nach vorne bis unter die Top 70 arbeiten.

Fabienne Deprez will sich 2015 in der Weltrangliste weiter nach vorne bis unter die Top 70 arbeiten.

Foto: Sven Heise

Ein ereignisreiches Jahr liegt hinter Fabienne Deprez. Seit ihrer frühsten Kindheit war die heute 22-Jährige beim FC Langenfeld (FCL). Insgesamt war sie 18 Jahre im Verein. Seit ihrer Jugend war sie Stammspielerin im Kader des ehemaligen Erst- und heutigen Zweitligisten. In der Badminton-Szene gilt Deprez als eines der größten Talente in der Bundesrepublik. Dann folgte relativ überraschend der Wechsel zum BV Gifhorn, für den sie seit dieser Saison in der Regionalliga Nord spielt.

Aus sportlicher Sicht scheint das zunächst ein Rückschritt zu sein, doch für Deprez haben auch andere Dinge eine Rolle gespielt. "Ich wollte einen Neuanfang wagen und mich von den alten Strukturen lösen", sagt sie. "Das ist für meine Entwicklung wichtig." Dafür habe sie auch in Kauf genommen, zunächst eine Klasse niedriger zu spielen. Entscheidend für den Wechsel war demnach auch die mittelfristige Perspektive.

Gifhorn führt die Tabelle in der Regionalliga an - mit 16:2 Punkten aus neun Spielen. Bisher hat das Team noch keine Partie verloren. Deprez ist dabei im Einzel gesetzt und hat bis auf eine Ausnahme alle Spiele gewonnen. Im Doppel tut sie sich hingegen nach eigenem Bekunden etwas schwerer. "Ich bin auf das Einzel spezialisiert", sagt sie. "Mit dem bisherigen Saisonverlauf bin ich zufrieden. Es sieht alles danach aus, als könnten wir in der nächsten Saison wieder in der Zweiten Bundesliga spielen."

Dabei sah es zunächst so aus, als würde eine langwierige Verletzung ihre Karriere ausbremsen. Das Innenband im linken Knie machte monatelang Probleme. Auslöser war unter anderem eine jahrelang unbemerkte Fehlhaltung in Training und Ligaspielen. "Ich hatte die Wahl zwischen einer Operation oder einem relativ langwierigen Reha-Programm", erzählt die 22-Jährige. Am Ende habe sie sich dann für Letzteres entschieden. "Es war ein langer Weg für mich, aber inzwischen bin ich seit einigen Monaten komplett schmerzfrei und alles ist wieder in Ordnung."

Zwischendurch habe sie sogar gedacht, dass ihre Laufbahn im Leistungssport vorbei sein könnte. Durch die lange Pause rutschte sie in der Weltrangliste auf Platz 365 ab. Inzwischen hat sie sich durch Erfolge bei internationalen Turnieren wieder unter die Top 100 gespielt. Derzeit belegt sie Rang 98. Es ist die beste Platzierung ihrer gesamten Laufbahn. "Viel besser ging es nicht", freut sich Deprez, die den Traum einer Teilnahme an den Olympischen Spielen 2016 in Rio noch nicht aufgegeben hat.

Bis dahin ist es allerdings noch ein sehr weiter Weg - und der Erfolg ist auch eine finanzielle Frage. Die Qualifikation für Olympia geht ab April los. Um sich in der Rangliste weiter nach oben zu spielen, müsste sie zwischen 20 und 30 internationale Turniere spielen. Die Reise- und Hotelkosten seien ohne Sponsoren im Grunde "kaum leistbar", sagt Deprez, die nach wie vor am Stützpunkt des Deutschen Badminton-Verbandes (DBV) in Mülheim trainiert. "Ich habe die Olympischen Spiele noch nicht ganz abgeschrieben, aber es wird auch nicht einfach. Das liegt ein Stück weit auch daran, dass die finanziellen Mittel fehlen."

Bis zum Sommer will sie sich trotzdem in den Top 70 der Welt etablieren. Dafür habe sie in den vergangenen Monaten auch ihre Einstellung verändert. "Ich habe inzwischen eingesehen, dass mein Talent nur die halbe Miete ist. Die andere Hälfte ist hartes und intensives Training." Vielleicht sei die Verletzung ein Warnschuss zur richtigen Zeit gewesen. "Ich habe mich früher darauf verlassen, dass gute Antizipation und Spielübersicht ausreichen, um erfolgreich zu sein. Aber es geht natürlich auch um Ausdauer, Fitness, Laufarbeit und die Bereitschaft, alles zu geben." Vor allem in diesen Punkten habe sie sich "um 180 Grad" gedreht. "Ich bin reifer und erwachsener geworden", sagt sie. "Meine Laufbahn im Badminton ist noch lange nicht vorbei."

(dora)
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