Fußball Ein Rentner auf Abruf

Fußball · Kosta Knezevic zog jetzt einen zweiten Schluss-Strich unter seine Fußball-Karriere. Der "Opa" war für Baumberg wie ein Familienoberhaupt. Und Trainer Jörg Vollack weiß jetzt, wem er ein paar Notizbuch-Einträge zu verdanken hat.

 Sturm und Drang: Kosta Knezevic (links) konnte im gegnerischen Strafraum oft für die höchste Alarmstufe sorgen.

Sturm und Drang: Kosta Knezevic (links) konnte im gegnerischen Strafraum oft für die höchste Alarmstufe sorgen.

Foto: Matzerath (ARCHIV)

Jetzt ist aber wirklich Schluss und Kosta Knezevic wird seine Fußballschuhe an den Nagel hängen. Das hatte er vor einem Jahr schon mal vor. Dann sah sich Knezevic allerdings wegen personeller Engpässe vor allem in der Zweiten verpflichtet, bei den Sportfreunden Baumberg (SFB) auszuhelfen. Nun tat der inzwischen 37-jährige bei einem Abschiedsspiel erneut den letzten Schritt und quittierte den Dienst beim Oberligisten (vorerst) endgültig.

 Duschzeit: Der damalige Co-Trainer Bülent Gündogdu (rechts) bekam 2010 nach dem Aufstieg in die Niederrheinliga zu spüren, dass Kosta Knezevic auch Kaltgetränke entsprechend einzusetzen vermag.

Duschzeit: Der damalige Co-Trainer Bülent Gündogdu (rechts) bekam 2010 nach dem Aufstieg in die Niederrheinliga zu spüren, dass Kosta Knezevic auch Kaltgetränke entsprechend einzusetzen vermag.

Foto: Matzerath (ARCHIV)

Knezevic hatte viele ehemaligen Weggefährten eingeladen, die sich zum Team "Kostas Freunde" zusammenschlossen. Mit dabei waren unter anderem Michael Sowa, Ümit Kocaman und Knezevic-Cousin Zdravko. Als Gegner trat die aktuelle erste Mannschaft der Baumberger an (Oberliga), die am Ende beim 5:2 ziemlich kurzen Prozess machte. Dass das Spiel jedoch mehr der Unterhaltung als dem sportlichen Kräftemessen galt, zeigte sich in der Person des Schiedsrichters. Zur Pfeife griff schließlich Top-Torjäger und Knezevic-Nachfolger Redouan Yotla.

Passender Abschluss

"Super. Hat wirklich Spaß gemacht, die ganzen Jungs noch mal auf einem Haufen zu haben", urteilte Kosta Knezevic. Selbstredend war der gute Techniker dabei persönlich erfolgreich – indem er den 2:5-Abschlusstreffer erzielte. Möglicherweise war es trotzdem nicht das letzte Tor von Knezevic an der Sandstraße. "Ich spiele jetzt ja schon ein paar Jahre. Mal schauen, ob ich plötzlich einfach ganz ohne Fußball kann", sagt Knezevic. Denkbar ist, weiter ab und zu in der Zweiten auszuhelfen.

"Ich kenne niemanden, der im gegnerischen Strafraum einen derart niedrigen Puls hatte", schwärmt Salah El Halimi, der vier Jahre lang gemeinsam mit Knezevic für Baumberg auf dem Platz stand. Die Kaltschnäuzigkeit des Ex-Teamkollegen und Weggefährten fand El Halimi immer beeindruckend.

Und menschlich ist der "Opa", wie sie ihn bei den Sportfreunden liebevoll nennen, ebenfalls eine echte Größe. "Er war immer sehr akzeptiert und respektiert. Er hatte schon etwas von einem Familienoberhaupt", erzählt Salah El Halimi. Der Respekt vor dem Goalgetter hielt einige junge Mitspieler dennoch keineswegs davon ab, dem "Opa" in der Kabine immer Hosen und Schnürsenkel zu verknoten. Deshalb legte Knezevic zeitweise besonders großen Wert darauf, zuerst in der Kabine zu sein.

Unbekannter Übeltäter

Klar: Auch Knezevic hatte es manchmal faustdick hinter den Ohren. Einmal schrieb er in Trainer Jörg Vollacks Notizbüchlein heimlich Floskeln und Standardsprüche, die der Coach bei seinen Ansprachen immer wieder zu benutzen pflegte. Der verhohnepipelte Vollack fand das überhaupt nicht witzig – und war stinksauer. Bis heute weiß (wusste) er dafür nicht, wer der Übeltäter war. Wer rechnet denn damit, dass sich ausgerechnet der "Opa" zu einem solchen Lausbubenstreich hinreißen lässt? Damit ist jetzt aber wirklich Schluss.

(mroe)
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