Motorsport Ein echtes Hindernisrennen

Motorsport · Jörg Bergmeister erlebte bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring viele aufregende Szenen. Erst konnte der Werksfahrer mit dem Hybrid-Porsche die Führung übernehmen. Später hing er Ewigkeiten in der Box fest.

 Da war die Welt noch in Ordnung: Jörg Bergmeister sah die Konkurrenz in seinem Hybrid-Porsche vorübergehend nur im Rückspiegel.

Da war die Welt noch in Ordnung: Jörg Bergmeister sah die Konkurrenz in seinem Hybrid-Porsche vorübergehend nur im Rückspiegel.

Am frühen Sonntagabend wollte Jörg Bergmeister nur noch so schnell wie möglich auf sein Hotelzimmer, eine erfrischende Dusche nehmen und dann unverzüglich die rund 100 Kilometer nach Hause hinter sich bringen.

Viel zu feiern hatte er am Nürburgring in der Tat nicht, denn der gewöhnlich sehr ehrgeizige Motorsportler musste die 24 Stunden mit Platz 28 als sehr bescheidenen Erfolg abhaken. "Ich bin enttäuscht", gab der Langenfelder zu. Unter dem Strich war das Rennen ein irrwitziges Abenteuer – mit heftigen Diskussionen um Fahrzeug-Einstufungen, vielen dramatischen Szenen auf der Strecke, einem unglaublich hohen Tempo und reichlich Hektik in der Boxengasse.

Der Hybrid-Porsche 911 GT 3 R mit seinem neuen Antriebskonzept (neben einem Verbrennungsmotor im Heck zwei zusätzliche Elektromotoren an der Vorderachse) war von den Veranstaltern kurzfristig noch einmal anders eingestuft und dadurch in der Leistung reduziert worden (kleinerer Luftmengen-Begrenzer). "Diese erneute Performance-Reduzierung ist für uns nicht nachvollziehbar", sagte Porsche-Sportchef Hartmut Kristen. Kleiner Trost: Nach dem elften Platz aus dem Qualifying gabs ein paar der rund 30 gestrichenen PS fürs Rennen wieder zurück.

Griff nach den Sternen

Weil Jörg Bergmeister, der zurzeit in Las Vegas lebende Kalifornier Patrick Long, der Österreicher Richard Lietz und der Augsburger Marco Holzer das Thema "Balance of Performance" ohnehin kaum beeinflussen konnten, konzentrierten sie sich im dicken Verkehr aufs extrem fordernde Rennen.

"Es lief ganz gut", berichtete Bergmeister, "besser, als ich gedacht hatte. Ich habe nicht gedacht, dass wir so gut mithalten können." Und als der vom Team Manthey eingesetzte Hybrid-Porsche nach gut vier Stunden die Führung übernahm, schien selbst der Griff nach den Sternen drin zu sein. Doch plötzlich blieb vom Traum nichts mehr übrig.

Weil ein Flansch am Differenzial (Getriebe) gebrochen war, musste das Auto zur Reparatur an die Box und stand dort trotz einer Höchstleistung aller Mechaniker für eine gefühlte Ewigkeit (sechs Runden). Fast unglaublich: Gut drei Stunden später trat dasselbe Problem noch einmal auf und die vier Porsche-Werksfahrer mussten weitere 40 endlose Minuten warten. "Da kam alles zusammen", stellte Jörg Bergmeister fest, "wir haben das ganze Pech auf uns gezogen."

Triumph der Kollegen

Zwei schönere Momente hatten ihm die turbulenten 24 Stunden dann allerdings auch zu bieten. Teamkollege Patrick Long überstand die Berührung durch einen klar langsameren Renault Clio bei hoher Geschwindigkeit trotz eines spektakulären Drehers ebenso unbeschadet wie das Dienstauto.

Und ganz vorn lag am Ende ein "normaler" Porsche 911 GT 3 RSR mit den Werksfahrern Marc Lieb (Ludwigsburg), Timo Bernhard (Dittweiler), Romain Dumas (Frankreich) und Lucas Luhr (Ermatingen) vor der starken Konkurrenz aus BMW. Audi, Mercedes und Ferrari. Ganz klar: Jörg Bergmeister hätte liebend gerne selbst bei der Siegerehrung mitgemacht. Genauso selbstverständlich fiel der Glückwunsch an die Kollegen herzlich aus. Anschließend war dann wenigstens der Weg frei für eine erfrischende Dusche.

(RP)
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