Handball Ehe-Aus: Kirchhoff und die SGL sind geschieden

Langenfeld · Handball-Oberligist und sein bisheriger Trainer vereinbarten jetzt das sofortige Ende der Zusammenarbeit. Interimscoach ist Michael Pütz.

 Feierabend: Trainer Heino Kirchhoff (links/rechts Kapitän Stefan Wagener) muss in Langenfeld nur noch seinen Spind ausräumen.

Feierabend: Trainer Heino Kirchhoff (links/rechts Kapitän Stefan Wagener) muss in Langenfeld nur noch seinen Spind ausräumen.

Foto: Matzerath

Die tollen Tage sollten gestern mit dem Aschermittwoch eigentlich vorbei sein. Vielleicht entschlossen sich die Handballer der SG Langenfeld (SGL) auch deshalb am Dienstagabend auf den letzten Drücker zu einem spektakulären Schritt — dem irgendwie was Närrisches anhaftet. Fakt ist, dass Trainer Heino Kirchhoff nun nicht erst nach dieser Saison seine Tätigkeit fürs Langenfelder Oberligateam beendet, sondern mit sofortiger Wirkung.

Daraus folgt, dass der 58-Jährige auch am Samstag (18.30 Uhr, Halle Konrad-Adenauer-Gymnasium) im Heimspiel gegen den TuS Treudeutsch Lank nicht mehr auf der Bank sitzen wird. Bis zum Saisonende soll vielmehr Michael Pütz (früher selbst Spieler in Langenfeld und momentan Coach im Jugendbereich) als Interimstrainer fungieren, ehe ab dem Sommer der Solinger Leszek Hoft als kurz vor Weihnachten verpflichteter Kirchhoff-Nachfolger sein Amt antritt.

Zur Entwicklung gibt es eine offizielle Erklärung des Vereins. "Nach mehr als sechs gemeinsamen Jahren sind Heino Kirchhoff und die Abteilungsleitung nach einem langen Gespräch übereinstimmend der Meinung, dass das Vertrauensverhältnis durch die Ereignisse der letzten Wochen nachhaltig gestört ist und nun der Zeitpunkt gekommen ist, wo eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr möglich ist. Wir bedanken uns für sechs Jahre erfolgreiche Zusammenarbeit und wünschen Heino Kirchhoff für seinen weiteren Weg alles Gute", sagt Klaus Majeres für die Abteilungsleitung.

Kirchhoff mag die Worte nur an einer Stelle ergänzen: "Ich bedanke mich für sechs Jahre Vertrauen und eine erfolgreiche Zusammenarbeit und wünsche den Handballern der SGL weiterhin sportlichen Erfolg." Eine weitere Stellungnahme zum Ende der dienstlichen Ehe mit Langenfeld lehnte Kirchhoff gestern ab. Unter dem Strich wirft der Vorgang allerdings viele Fragen auf — und die "gemeinsame Erklärung" gibt rätselhaft wenige Antworten.

Richtig ist auf jeden Fall, dass die Zusammenarbeit ganz lange sehr erfolgreich war — weil die Handballer unter Kirchhoffs Regie aus der Landesliga in die Verbandsliga und von dort in die Oberliga aufstiegen. Dort beendeten sie 2011/2012 ihr Premierenjahr mit dem glänzenden Platz fünf. Dann wurde die Mannschaft für 2012/1013, das eine Übergangs-Serie werden sollte (wohin auch immer), insgesamt praktisch nicht verstärkt. Trotzdem steht aktuell der sechste Platz in der Bilanz, der angesichts der zuweilen doch arg widrigen personellen Umstände mindestens genauso viel wert ist wie das Resultat aus dem Jahr zuvor.

Dass es atmosphärische Störungen gab, war bisweilen selbst im hintersten Hallenwinkel zu spüren — allerdings zumindest von außen erkennbar nicht zwischen Team und Trainer. Beide gemeinsam besiegten noch Anfang Dezember 2012 den Titelkandidaten TuSEM Essen II mit 28:24 und gewannen am 15. Dezember 2012 A mit 30:19 gegen ART Düsseldorf II. Beide Spiele waren eine Gute-Laune-Demo — obwohl zu diesem Zeitpunkt längst feststand, dass Kirchhoff am Ende der laufenden Saison geht.

Dann folgten am Anfang des neuen Jahres zwei weitere Siege — 27:23 gegen SG Dülken, 24:22 beim MTV Rheinwacht Dinslaken. Danach stand das Konto bei 21:9 Zählern, bevor mit dem überflüssigen 20:21 gegen Borussia Mönchengladbach und dem 15:22 beim Neusser HV zwei Niederlagen folgten. Diese Resultate mit der Trennung in Verbindung zu bringen, dürfte grob unzulässig sein.

Heino Kirchhoff galt seit Beginn der Tätigkeit für die SGL als Förderer und Forderer, der viel von allen verlangte. Deshalb war er immer wieder unzufrieden, wenn etwa die Trainingsbeteiligung eine vernünftige Vorbereitung unmöglich machte. Allgemein gewann er oft den Eindruck, dass es mit Handball-Langenfeld nicht mehr aufwärtsgeht. Deshalb wäre es vermutlich für alle Beteiligten sinnvoller gewesen, die Zusammenarbeit vor dieser Saison zu beenden und nicht mittendrin.

Verblüffend ist auch, dass Langenfeld den Handball-Fachmann Kirchhoff noch im November 2012 als Sportlichen Leiter weiterverpflichten wollte — woraus letztlich nichts wurde. Dass es dann nur knapp drei Monate dauern soll von derlei Plänen bis zu einem total zerrütteten Verhältnis, verursacht mindestens Kopfschütteln. Und ob die tollen Tage wirklich mit dem Aschermittwoch vorbei sind, muss sich ebenfalls erst zeigen.

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort