Motorsport Der geschenkte dritte Platz von Shanghai

Langenfeld · Motorsportler Jörg Bergmeister durfte nach dem siebten Lauf der Langstrecken-Weltmeisterschaft bei der Siegerehrung mit aufs Podium. Der Porsche-Werksfahrer hatte aber trotz einer fehlerlosen Leistung keine Chance auf den Sieg.

 Bitte lächeln: Jörg Bergmeister (rechts) und Patrick Pilet wirkten irgendwie nicht richtig begeistert.

Bitte lächeln: Jörg Bergmeister (rechts) und Patrick Pilet wirkten irgendwie nicht richtig begeistert.

Foto: Porsche AG

Bei Jörg Bergmeister ist der Ehrgeiz praktisch eingebaut. Auch deshalb hat es der Motorsportler in seiner Karriere zu vielen Erfolgen gebracht. Grundsätzlich passt das zu den Ansprüchen eines Werksfahrers, der auf den Rennstrecken in der ganzen Welt unterwegs ist. Als im April dieses Jahres im französischen Le Castellet der neue Porsche 911 RSR vorgestellt wurde, war das Ziel ebenfalls relativ rasch formuliert — zumal nach 15 Jahren Pause unter den Namen "Porsche AG Team Manthey" wieder ein eigenes Werks-Aufgebot an den Start ging. Bergmeister und der Franzose Patrick Pilet sollten mit der Nummer 91 um Siege kämpfen, die deutsch-österreichische Kombination Marc Lieb/Richard Lietz mit der Nummer 92. Nach dem siebten Lauf in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (World Endurance Championship/WEC) scheinen sich jedoch alle Pläne in Luft aufzulösen.

Jörg Bergmeister konnte in Shanghai (China) nicht mal viel damit anfangen, dass es zum dritten Platz und damit dem Sprung aufs Podium reichte — zum vierten Mal in dieser Saison nach Le Mans (Frankreich), Sao Paulo (Brasilien) und Fuji (Japan). "Es gab da diese lange Gerade", berichtete Bergmeister, der nach eigener Einschätzung gemeinsam mit dem Teamkollegen Pilet ein makelloses Rennen ablieferte. "Wir haben nicht den kleinsten Fehler gemacht", bestätigte Pilet. Was beide fast verzweifeln ließ, war die erneut erkennbare krasse Überlegenheit der beiden Aston Martin, die den Sieg unter sich ausmachten.

"Im ersten Sektor waren wir die Schnellsten", sagte Bergmeister, "und auch im zweiten gut unterwegs. Auf der Geraden haben wir fast eine halbe Sekunde verloren." Bei Runden von etwas mehr als zwei Minuten handelt es sich hier fast um eine halbe Ewigkeit, die nicht aufzuholen ist. Bergmeister hält die Konkurrenz in der "Balance of Performance", die als Einstufungs-Regelwek für Chancengleichheit zwischen den verschiedenen Auto-Konzepten sorgen soll, unverändert für deutlich übervorteilt: "Das sah bei denen alles sehr einfach aus."

Erschwerend kam hinzu, dass der Porsche am Anfang des Rennens sein Potenzial nicht entfalten konnte — und erst gegen Ende schneller wurde. Im Normalfall wäre dennoch höchstens der vierte Platz drin gewesen — wenn nicht die Konkurrenz geholfen hätte. Ferrari holte einen seiner beiden Renner an die Box, um den anderen - in der Meisterschaft besser platziert - vorbeizubekommen und so mit ein paar Pünktchen mehr auszustatten. "Da müssen wir uns bei Ferrari bedanken", gab Bergmeister zu.

Der Stand der Dinge in den verschiedenen Meisterschafts-Wertungen ist für alle Beteiligten ernüchternd. In der Herstellerwertung für die Klasse "LM TGE" liegt Porsche mit 199,5 Punkten weiter hinter Aston Martin (232,5) und Ferrari (213). In der "Team-Trophy" für die einzelnen Zweier-Teams sind Bergmeister/Pilet mit 91,5 Punkten nur Vierter und selbst der dritte Rang (113) ist praktisch nicht mehr erreichbar — weil pro Rennen und Auto nur 25 Punkte zu erzielen sind. Im "World Endurance Cup" (Fahrerwertung) teilen sich Bergmeister/Pilet mit 81,5 Zählern gerade mal den sechsten Platz. Auch hier ist das Podium (110) vor dem Saisonfinale am 30. November in Bahrain außer Reichweite.

Trotz aller Enttäuschung will Jörg Bergmeister zum Abschluss aber auf jeden Fall wieder alles probieren, zumal der Porsche in einer Weiterentwicklung dann mit einem neuen Aerodynamik-Paket ausgestattet ist. "Es interessiert mich sehr, wie wir damit aussehen", betont Bergmeister, "ich hoffe, dass wir einen Schritt nach vorne machen können." Sollte der Schritt nach vorne ausnahmsweise sogar zum Sieg reichen, hätte der 37-Jährige bestimmt nichts dagegen. Weil der Ehrgeiz bei ihm eingebaut ist.

(RP)
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