Handball Demontage: Handballer in Einzelteile zerlegt

Langenfeld · Der geschwächte Oberligist SG Langenfeld bot eine unverschämt schlechte Partie und verlor beim TV Jahn Hiesfeld verdient mit 19:29.

 So geht es nicht: Trainer Leszek Hoft wird die Besprechung heute Abend nutzen, um seiner Mannschaft ein paar Dinge zu erläutern.

So geht es nicht: Trainer Leszek Hoft wird die Besprechung heute Abend nutzen, um seiner Mannschaft ein paar Dinge zu erläutern.

Foto: Ralph Matzerath

Vielleicht war es von Anfang an nur ein Versteckspiel und der Handball-Oberligist SG Langenfeld (SGL) wollte der Konkurrenz nur ein Rätsel aufgeben, um sich selbst den Druck für die nächsten Wochen zu nehmen. Und tatsächlich bleiben nach dem Auftritt beim TV Jahn Hiesfeld viele Fragen offen. Sicher ist, dass Langenfeld eine der schwächsten Leistungen der vergangenen Jahre anbot - was verdient in einem Desaster endete. Das Team von Trainer Leszek Hoft, das doch zu den Kandidaten auf eine Top-Platzierung zählen soll, bekam mit der 19:29 (7:14)-Pleite eine kräftige Ohrfeige verpasst. Ihre stärkste Leistung an diesem Abend vollbrachte die Mannschaft, als sie sich später in der Mitte der Halle versammelte, um sich dort bei den rund zwei Dutzend eigenen Fans für die Unterstützung zu bedanken.

 Schmerzhaft: Kreisläufer Andreas Nelte (rechts) fand wenig Trost darin, dass er mit vier Toren zweitbester Langenfelder Werfer war.

Schmerzhaft: Kreisläufer Andreas Nelte (rechts) fand wenig Trost darin, dass er mit vier Toren zweitbester Langenfelder Werfer war.

Foto: Ralph Matzerath (ARCHIV)

Bei der Suche nach den Ursachen fürs Debakel, das die Grenzen des Zumutbaren oft überschritt, taten sich alle schwer. Kapitän Matthias Herff brachte das Offensichtliche auf den Punkt: "Wir hatten überhaupt kein Tempo. Das war ein kompletter Ausfall." Sein Trainer Hoft, der zwischen knallharter Kritik und psychologischer Aufbau-Arbeit schwankte, wirkte nachdenklich. "Wenn du keine Kraft hast, kannst du nicht gut spielen. Aber wenn wir lange so weiterspielen, geraten wir in Abstiegsgefahr."

Einer der besonders leidenden Spieler war der erkrankte Torhüter Tobias Geske (Fieber), der vermutlich besser im Bett geblieben wäre - obwohl Keeper-Kollege Tobias Hanke aus dienstlichen Gründen fehlte. "Das tut mir echt leid. Ich wollte helfen, doch ich habe die Bälle gar nicht richtig gesehen." Als er in der 48. Minute seinen Platz für den jungen Robin Jockenhöfer räumte, war er erledigt - und die Partie beim Stande von 12:25 längst gelaufen. An Geske lag es sowieso weder alleine noch in erster Linie, weil ihm seine bisweilen schlafmützigen Vorderleute kein bisschen halfen.

Gar nicht zur Verfügung standen Dustin Thöne (Bänderriss) und der ebenfalls erkrankte Sven Kniesche. Angeschlagen gingen Lars Lipperson und Mirko Stolley aufs Feld. Alles zusammen hätte vielleicht als Erklärung getaugt, wenn die SGL aufgrund nachlassender Akkus am Ende eingebrochen wäre - doch die Katastrophe deutete sich sehr früh an. Nach dem höchsten Rückstand beim 12:26 (48.) konnte die SGL das deprimierende Ergebnis erstaunlicherweise gerade in der Schlussphase ein bisschen korrigieren. Also taugt der Hinweis auf die schwierige personelle Lage nicht als Erklärung.

Selbst nach dem 3:2 (5.) und 4:3 (8.) machte sich nichts an Feuer und Leidenschaft breit. Die Anzahl der unnötigen Fehler in Abwehr und im Angriff erreichte ein erschreckendes Niveau. Hiesfeld, das sich auf eine kompakte 6:0-Deckung und einen starken Keeper verlassen konnte, hatten den praktisch nicht vorhandenen Rückraum im Griff. Die SGL wirkte reichlich oft mutlos, ideenlos und harmlos. Von einer harmonierenden Mannschaft, die sich gemeinsam gegen das drohende Unheil aufbäumt, war ebenfalls nichts zu erkennen.

Bis zum 5:6 (13.) blieb die Begegnung offen, ehe sich die Waage neigte - 5:8 (15.), 6:10 (22.), 7:10 (24.), 7:14 (30.), 9:19 (38.), 10:23 (43.), 11:25 (47.). Hoft probierte aus der Not heraus viele Wechsel - und stellte sogar mal Regisseur André Eich in den halbrechten Rückraum, der diesmal eine besonders problematische Baustelle war. Nach 60 Minuten dürfte dann der Abpfiff eine Erlösung gewesen sein. "Wir werden uns jetzt ein paar Sprüche anhören müssen", sagte Torhüter Geske, der sich in einem mit Trainer Hoft einig war: "Ich verliere lieber einmal mit zehn Toren Unterschied als zehnmal mit einem Tor." Alle gemeinsam wollen das Erlebte möglichst rasch aufarbeiten. Deshalb gibt es heute Abend nicht das übliche Training am Montag, sondern eine Mannschaftsbesprechung. Manche würden es wohl Krisensitzung nennen.

SGL: Geske, Jockenhöfer - Majeres (2), Preissegger, Tim Lipperson, Adams (1), Schickhaus (1), Herff (6), Lars Lipperson (1), Stolley (1), König (1), Eich (2/1), Nelte (4).

(RP)
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