Handball Das Debüt: Polizist Pütz als Feuerwehrmann

Langenfeld · Handball-Oberligist SG Langenfeld braucht im ersten Spiel der "Nach-Kirchhoff-Ära" einen Sieg gegen den Letzten Treudeutsch Lank.

 Volle Fahrt voraus: Für Andreas Nelte (mit Ball) und die Langenfelder Handballer beginnt in Sachen Trainer eine neue Zeitrechnung.

Volle Fahrt voraus: Für Andreas Nelte (mit Ball) und die Langenfelder Handballer beginnt in Sachen Trainer eine neue Zeitrechnung.

Foto: Matzerath

Der Handball-Oberligist SG Langenfeld (SGL) hat es heute Abend (18.30 Uhr, Halle Konrad-Adenauer-Gymnasium) mit dem Letzten TuS Treudeutsch Lank zu tun. Weil die Hausherren immerhin Sechster sind (21:13 Punkte) und 15 Zähler vor dem Schlusslicht liegen (6:28), sind sie der Favorit. Bis dahin ist alles normal und alltägliches Saison-Geschäft. Weil aber zuletzt bei Langenfelds Handballern nicht viel normal war, ist die Partie durchaus brisant — denn sie bildet den Auftakt der Nach-Kirchhoff-Ära. Am Dienstagabend endete die über sechs Jahre währende Ehe zwischen Trainer Heino Kirchhoff und der SGL vorzeitig. Beide Seiten erklärten dabei, dass eine weitere Zusammenarbeit bis zum Ablauf der aktuellen Saison aufgrund des "nachhaltig gestörten Vertrauensverhältnisses" nicht mehr möglich sei (wir berichteten). Für die restlichen neun Spiele wird nun Michael Pütz die Mannschaft übernehmen, ehe zur neuen Saison der im Dezember 2012 als Kirchhoff-Nachfolger verpflichtete Leszek Hoft sein Amt antritt.

Pütz hat eine lange Vergangenheit in der SGL, für die er zuerst Spieler war und später als Trainer im Jugendbereich zu arbeiten begann. "Ich bin handball-verrückt", sagt der 46-Jährige, für den die Anfrage des Abteilungsleiters Klaus Majeres natürlich überraschend kam. Trotzdem gab er seine Zusage, für den Rest der Serie die Erste zu übernehmen, ohne langes Zögern — allerdings auch nicht, ohne den zeitlichen Aufwand abzuwägen und mit den Vorgesetzen abzusprechen. Im Hauptberuf verdient Pütz sein Geld schließlich als Polizeibeamter (Direktion Sonderdienste/Mettmann), der durch den Schichtdienst zeitlichen Zwängen unterworfen ist. Ergebnis der Gespräche mit den Vorgesetzten: Für einen überschaubaren Zeitraum, der ja bis zum letzten Meisterschaftsspiel am 27. April ohne Frage gegeben ist, geht der erhöhte Einsatz in Sachen Handball klar. "Wenn ich etwas mache, dann will ich es richtig machen", betont Pütz, "und wenn ich der SGL helfen kann, werde ich das tun."

In der ersten gemeinsamen Trainingseinheit am Dienstagabend (also praktisch parallel zum finalen Gespräch zwischen Heino Kirchhoff und der Abteilungsleitung) ging es vor allem darum, die ersten gemeinsamen Schritte festzulegen und eine möglichst wirkungsvolle Vorbereitung fürs nächste Heimspiel einzuleiten. Pütz gewann dabei einen sehr positiven Eindruck: "Die Jungs ziehen voll mit und die Mannschaft unterstützt mich." Als eine seiner Aufgaben sieht er die Wiederherstellung einer entspannteren Atmosphäre — was jedoch nicht das Herunterschalten in den "Wir-schaffen-das-schon-locker-Modus" bedeute. "Wir werden sicher anständig trainieren und im Spiel alles geben", verspricht der Interimscoach.

Der derzeit verletzte Kapitän Stefan Wagener (Schulter) traut dem Team ausreichend viel Eigenverantwortung für den "Neustart" zu: "Die Mannschaft ist so weit, bestimmte Sachen zu spielen." Für ihn steht sowieso zweifelsfrei fest, dass alle die bislang erfolgreich verlaufene zweite Oberliga-Saison ordentlich weiterführen wollen. Für Wagener ist zugleich was anderes wichtig: "Die Stimmung ist eigentlich ganz gut, so ein bisschen gelöster als vorher. Ich bin froh, wenn mal wieder ein bisschen Ruhe einkehren kann."

Die volle Konzentration und hundert Prozent Einsatz wird Langenfeld ohnehin dringend zeigen müssen. Das Duell aus der Hinrunde dürfte jedenfalls eine deutliche Aufforderung sein, den Letzten auf gar keinen Fall zu unterschätzen. Am 20. Oktober 2012 graupelte sich Langenfeld in Lank nach einer miserablen Leistung zu einem 23:23 — das beinah eine Niederlage geworden wäre. Matthias Herff (neun Tore), Dawid Rosiak (vier) sowie die beiden Keeper Tobias Geske und Tobias Kottwitz verhinderten einen schmerzhaften Ausrutscher.

Vom Gegner kennt Michael Pütz nicht viele Details, doch einige Ergebnisse findet er sehr beachtlich. So unterlag der TuS etwa gegen die Bergischen Panther (Vierter/29:30) und bei Borussia Mönchengladbach (Dritter/28:29) nur hauchdünn. Trotzdem hat die SGL selbstredend nicht vor, dem Abstiegskandidaten dessen ersten Auswärtssieg zu erlauben (bisher acht Niederlagen). Deshalb ist die Partie brisant und es zählt nur ein Erfolg — gerade deshalb, weil der Trainer nicht mehr Heino Kirchhoff heißt.

(RP)
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