Boxen Ercan Tuncel kämpft um seine Zukunft

Monheim · Der Monheimer Profi Ercan Tuncel hat sein Studium zugunsten der Box-Karriere auf Eis gelegt, nun verhindert die Coronavirus-Pandemie einstweilen Kämpfe. Das ist nicht nur finanziell hart – in der Regel verliert man nach einem inaktiven Jahr seinen Rang.

 Da gab es noch echte Gegner: Ercan Tuncel bei einem Kampf in Wuppertal. Aktuell kann der Monheimer wie seine Kollegen aufgrund der Coronavirus-Pandemie seinen Sport nicht ausüben.

Da gab es noch echte Gegner: Ercan Tuncel bei einem Kampf in Wuppertal. Aktuell kann der Monheimer wie seine Kollegen aufgrund der Coronavirus-Pandemie seinen Sport nicht ausüben.

Foto: Andreas Bornewasser

Ercan Tuncel kämpft um seine Zukunft. Weil die Coronavirus-Pandemie das öffentliche Leben stark einschränkt, wurden Box-Veranstaltungen bis mindestens September abgesagt. Dadurch muss der Monheimer Profi auf seine Kämpfe im Mittelgewicht (bis 72,6 Kilogramm) und die sich daraus ergebenden Einnahmen weiterhin verzichten. „Aus finanzieller Sicht ist die Lage düster. Immerhin unterstützen mich noch ein paar Sponsoren, aber die kommenden Monate stehen noch aus“, erklärt Tuncel, der sein Studium der Volkswirtschaftslehre an der Uni Düsseldorf für den Traum von der großen Box-Bühne auf Eis gelegt hat.

Vor einem Jahr hat der 27-Jährige den erfahrenen Trainer Sükrü Aksu (52) verpflichtet, der unter anderem bereits Manuel Charr zum Weltmeister-Titel im Schwergewicht anleiten konnte. Als Maßnahmen veränderte Aksu etwa bereits die Kampfstellung von Tuncel. „Die Corona-Krise trifft Sükrü ganz besonders hart, doch er verzichtet trotzdem auf sein komplettes Gehalt. Wir beide sind schon jetzt ein eingeschworenes Team“, betont Tuncel.

Durch zwei Erfolge in seinen letzten beiden Kämpfen konnte er weiter auf sich aufmerksam machen. Nach nur vier Runden setzte sich Tuncel durch technischen K.O. gegen den Bosnier Edis Dzambas (22) durch. Ein Schlag an die Leber sorgte für den frühzeitigen Sieg. „Das war ein denkwürdiger Tag“, erinnert sich der Monheimer. „Hinterher hat sich durch eine MRT-Untersuchung herausgestellt, dass ich mir während des Aufwärmens bereits einen Knorpelschaden zugezogen hatte. Dennoch bin ich mit Schmerzen in den Ring gestiegen, weil ich sehr viel Adrenalin im Blut hatte.“

Auch der Bulgare Danail Stoyanov (19) verlangte Tuncel einiges ab. Nach einer dominanten Vorstellung war das Duell indes nach sechs Runden zu seinen Gunsten entschieden. Der ehemalige Student ist zufrieden: „Mein Trainer wollte, dass ich die Sache noch früher klarmache. Ich kann aber nichts machen, wenn mein Gegner lange durchhält und einfach nicht zu Boden geht.“

Anschließend stand Anfang des Jahres ein weiterer Höhepunkt auf dem Programm: Tuncel sollte mit der Trainingsgruppe von Agit Kabayel in die USA aufbrechen, um sich auf anstehende Kämpfe vorzubereiten. Da der amtierende Europameister im Schwergewicht aber kein Visum erhielt, musste auch Tuncel in Monheim bleiben.

Zwischenzeitlich stieg Tuncel im Ranking rasant nach oben – und belegte bei den Profis im Mittelgewicht sogar den zwölften von 74 Plätzen. Durch die längere Pause nach dem letzten Kampf gegen Stoyanov rutschte der 27-Jährige allerdings auf den 23. Rang ab. „Die Zukunft ist ungewiss“, sagt Tuncel. „Mein letzter Kampf ist schon sieben Monate her. Wenn man länger als ein Jahr pausiert, gilt man als inaktiv und hat keinen Rang mehr. Vielleicht wird aber eine Sonderregelung gefunden, denn in der aktuellen Lage kann ja niemand antreten.“

In Hochphasen trainiert Tuncel sogar dreimal täglich, um sich optimal auf anstehende Duelle vorzubereiten. Momentan belässt er es bei einer Einheit: „Ich betreibe Regeneration, indem ich viel im Ausdauer-Bereich arbeite. Dabei laufe ich zum Beispiel sehr oft auf den Monberg oder fahre viel Rad.“ Darüber hinaus verbessert der Monheimer durch Schattenboxen seine Technik. Wann er sich wieder auf einen „echten“ Gegner freuen kann, steht noch in den Sternen.

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