Fußball Charakter des Fußballs ist heute anders

Langenfeld · Sein halbes Leben lang war Jörg Broch im Fußball unterwegs – als Physiotherapeut und Sportlicher Leiter mit vielen Aufgaben. Weil zuletzt der Spaß auf der Strecke blieb, hört der Hildener jetzt auf.

 Jörg Broch packt beim TuSpo Richrath seinen Koffer, bleibt dem Fußball aber als Zuschauer erhalten.

Jörg Broch packt beim TuSpo Richrath seinen Koffer, bleibt dem Fußball aber als Zuschauer erhalten.

Foto: Archiv/Matzerath

Es ist kein großes Geheimnis, dass der deutsche Vereinsfußball im Jahr 2013 so stark ist wie selten zuvor. Die Bundesliga ist die wohl ausgeglichenste Top-Liga Europas und das rein deutsche Champions-League Finale war im Mai ein echter Höhepunkt. Es ist auch kein großes Geheimnis, dass der Amateurfußball im Jahr 2013 so schwach ist wie selten zuvor. Zahlreiche Gründe haben in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass Niveau und Zuschauerinteresse in den unteren Ligen stetig abnehmen. Für manchen bleibt sogar der Spaß an der Sache auf der Strecke – so wie bei Jörg Broch, der nach langen Jahren Tätigkeit im Sport nun Abschied vom Fußball nimmt.

Der 44-Jährige war beim Landesligisten TuSpo Richrath zuletzt so etwas wie ein Sportlicher Leiter. "Der Titel wurde mir irgendwann mal angedichtet", erklärt Broch lachend – wer will, kann das als Seitenhieb auf unsere Zeitung verstehen. Klar ist aber vor allem, dass Broch in den vergangenen Jahren bei den Richrathern viele Felder beackert hat, von der Öffentlichkeitsarbeit bis zu Gesprächen mit Spielern. Dass in den letzten Monaten seiner Tätigkeit wenig so lief, wie er es sich vorstellte, war dabei gar nicht mal entscheidend: "Ich bin im Nachhinein froh, dass ich die Entscheidung, aufzuhören, schon im September getroffen habe."

Die Gründe hierfür waren vielfältig: "Der Charakter des Fußballs hat sich eminent verändert. Die Spieler identifizieren sich nur noch ansatzweise mit dem, was sie tun. Da ist kaum noch Interesse an einer Mannschaft und der Kameradschaft." In der Jugendzeit des gebürtigen Solingers war das noch anders. Broch wohnte in Ohligs und im Schnitt war jedes zweite Wochenende verplant. "Als Ohligser ging man sonntags zur Union. Das war einfach so", berichtet Broch, der selbst bereits mit sechs Jahren einem Leder hinterherjagte – allerdings als Handballer.

Der gelernte Krankenpfleger übernahm mit 22 Jahren eine Position als Physiotherapeut bei den Handball-Damen der TSG Solingen. Und wenig später bot sich dann sogar eine echt große Chance. "Da war plötzlich die Stelle als Physiotherapeut bei Union Solingen vakant. Und da bin ich dann reingerutscht", erzählt Broch. Der FC Union spielte damals in der Zweiten Bundesliga. Zwölf Jahre lang bearbeitete Broch die Blessuren der Solinger. Nach dem Ende dieser Zeit dauerte es ein halbes Jahr, bis der damalige TuSpo-Trainer Manfred Dum Broch nach Richrath lotste.

Das Engagement am Schlangenberg dauerte dafür immerhin zehn Jahre. "Es hat mir unter dem Strich viel Spaß gemacht. Nur über den Abschied bin ich maßlos enttäuscht", meint Broch rückblickend. Ein Grund für den "Ruhestand" war auch die zeitliche Belastung. Der Wahl-Hildener ist inzwischen Leiter der Zentralen Notaufnahme im St. Josefs-Krankenhaus. "22 Jahre lang hat der Fußball meine Wochenenden bestimmt", meint Broch, der neben dem Schichtdienst jetzt mehr Zeit mit seiner Frau und seinem vierjährigen Sohn verbringen will.

Was bleibt, sind vor allem ganz viele Kontakte zu ehemaligen Weggefährten. Auf Nimmer-Wiedersehen wird Broch auch nicht verschwinden. "Ich werde mir mit Sicherheit noch das eine oder andere Fußballspiel anschauen", verspricht Broch. Warum auch nicht? Der deutsche Vereinsfußball ist schließlich so stark wie selten zuvor. Fragt sich nur, wie lange noch.

(rod-)
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