Kegeln Brasilianer fliegen zur Kegel-WM ein

Langenfeld · Über 20 Kegler vom Zuckerhut weilen gerade in Langenfeld. Dort findet ab Dienstag die Weltmeisterschaft statt.

 Die brasilianische Kegelmannschaft um Trainer Silvio Krause (hinten links) ist erstmals in Deutschland - und ist begeistert.

Die brasilianische Kegelmannschaft um Trainer Silvio Krause (hinten links) ist erstmals in Deutschland - und ist begeistert.

Foto: Ralph Matzerath

Silvio Krause sieht zufrieden aus. Der Trainer der brasilianischen Kegelmannschaft beobachtet, wie seine Sportler die kleine Kugel immer wieder in Richtung der neun Kegel am Ende der Bahn jagen. Nur selten bleibt nach einem Versuch eines der weißen Ziele stehen. "Es ist schon etwas ganz anderes, hier in Deutschland auf den Bahnen zu spielen", sagt der Brasilianer, für den das Training auf ungewohntem Boden enorm wichtig ist. Gemeinsam mit seinem mehr als 20-köpfigen Team reiste er extra nach Deutschland, um ab Dienstag bei den Jugend- und Juniorenweltmeisterschaften teilnehmen zu können. Zwischen dem 6. und 9. August werden die Wettkämpfe auf der Anlage des Sportkegelverein Langenfeld (SKL) ausgetragen.

Für die Brasilianer geht ein Traum in Erfüllung. "Wir wollten schon immer in Deutschland spielen", erklärt Silvio Krause in brüchigem Deutsch, "es ist für uns das absolute Highlight, hier mit dabei sein zu dürfen." Für den Laien schwer vorstellbar, schließlich geht es hier "nur" ums Kegeln. Dafür quer über den Atlantik zu fliegen, klingt in diesem Zusammenhang geradezu absurd. "Das Kegeln in Brasilien hat einen größeren Stellenwert, als man zunächst denkt", meint der brasilianische Trainer, der dafür seine eigene Theorie hat.

Über deutsche Auswanderer sei der Sport nach Südamerika getragen worden, wo er sich anschließend immer weiter entwickelte. Das beste Beispiel dafür: sein eigener Familienname. Neben "Krause" bestücken auch noch Namen wie "Schultz", "Becker" oder "Nitsche" den Spielerkader der brasilianischen Mannschaft. Dass seine Kegler ein Wörtchen bei der Vergabe der Medaillen spielen können, bezweifelt Silvio Krause aber. "Für uns ist der zweite oder der dritte Platz das Maximum", glaubt er. Vielmehr seien die Deutschen der große Favorit auf die Titel, die in über 20 Disziplinen ausgespielt werden.

Antonio Perez, der Geschäftsführer des SKL, bewertet die Ausgangslage vor dem Turnier sehr ähnlich. Er ist davon überzeugt, dass ein großer Teil der Medaillen an die Deutschen gehen wird: "Da muss man kein Prophet für sein." Vielmehr blickt der Geschäftsführer auf den Ruf seiner Sportart, den er mit Hilfe der Weltmeisterschaft aufbessern möchte. "Viele denken, man würde nur eine Kugel auf die Bahn schmeißen und dabei reichlich Bier trinken", meint Perez, "so ist es aber nicht. Wir sind Sport- und keine Hobbykegler." Ein Sportkegel-Training würde selbst jedem Profifußballer noch mehrere Tage in den Knochen stecken, glaubt Perez selbstbewusst.

Dass die Weltmeisterschaft der augenscheinlich anstrengenden Sportart nach Langenfeld vergeben wurde, bewertet Perez als großen Erfolg. "Acht Kegelbahnen in diesem Zustand gibt es nur selten in Deutschland", behauptet der Geschäftsführer. Neben den Brasilianern werden auch die anderen teilnehmenden Nationen Deutschland, Frankreich, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden im Vorfeld auf diesen Bahnen trainieren können, ehe es ab Mittwoch dann ernst wird und um die Medaillen geht.

(RP)
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