Fußball Brandgefährlich: TuSpo ohne Führung

Langenfeld · Fußball-Landesligist Richrath kämpft um den Klassenerhalt, hat aber die Finanzen im Griff. Dafür trat der bisherige Vorstand bei der Hauptversammlung nicht zur Wiederwahl an. Im schlimmsten Fall droht dem Verein die Auflösung.

 Verschlossen: Läuft es schlecht, könnte der Richrather Fußball von der Bildfläche verschwinden.

Verschlossen: Läuft es schlecht, könnte der Richrather Fußball von der Bildfläche verschwinden.

Foto: Matzerath

Das Ganze hat etwas Unwirkliches, entspricht allerdings ganz und gar der Realität. Im Mittelpunkt der Ereignisse steht der Fußball-Landesligist TuSpo Richrath, der in der Vergangenheit schon so oft für durchaus dramatische Situationen gut war — bis hin zu drohender Überschuldung und Zahlungs-Unfähigkeit. Mittlerweile hat der Verein in diesem Punkt seit einiger Zeit Ruhe und seine Finanzen unter Kontrolle.

Dass dennoch sämtliche Alarmglocken schrillen, liegt an der kürzlich abgehaltenen Jahreshauptversammlung. Da stellte sich das bisher amtierende Führungsteam um Peter Kierdorf (1. Vorsitzender), Rolf Lindemann (2. Vorsitzender) und Uwe Lindemann (Finanzen) aus beruflichen und persönlichen Gründen nicht zur Wiederwahl. Nachfolger fanden sich nicht — mit der Folge, dass die zuvor durch die Versammlung entlasteten drei Herren vorerst kommissarisch die TuSpo-Geschicke leiten.

"Wir haben einfach zu wenig Leute", sagt Uwe Lindemann, dessen Entschluss unverrückbar feststeht, "ich kann da im Moment keine große Bereitschaft erkennen. So kann man keinen Verein führen." Seit dem Amtsantritt im Dezember 2009 sei es trotzdem gelungen, die größten finanziellen Gefahren und damit den drohenden Kollaps für den Richrather Fußball abzuwenden.

Das simple Rezept: Man halte sich an die Vorschriften. "Heute bezahlen wir Steuern selbst auf Eintrittsgelder", betont Lindemann, der dem Verein schon seit 1965 angehört und auf jeden Fall TuSpo-Mitglied bleiben will. Ähnlich selbstverständlich ist für ihn, dass die an Trainer und Spieler gerichteten Zusagen verbindlich sind: "Die Verträge werden eingehalten. Wir sind damals mit dem Versprechen angetreten, dass die Spieler unter unserer Führung nicht auf ihr Geld warten müssen. Mein Wort gilt."

Gültig sind zudem die Regularien für die auf den 18. März terminierte außerordentliche Hauptversammlung — bei der die Fußballer einen neuen Vorstand finden müssen. Sollte der Versuch fehlschlagen, sich niemand zur Übernahme der Vorstands-Aufgaben bereiterklären oder (ebenfalls möglich) die Versammlung dort antretende Kandidaten nicht wählen, steht Richrath vor dem Aus. Dann träte im nächsten Schritt das für Langenfelder Vereine zuständige Amtsgericht Düsseldorf auf den Plan. Heißt im Klartext: Das sofort über die Lage zu informierende Amtsgericht wird den Verein gegebenenfalls abwickeln —also auflösen.

Ob die Rettung gelingt, ist momentan ungewiss. Umso sicherer ist dafür, dass die Entwicklung die Planung für die Serie 2013/2014 beeinflusst. Trainer Marek Lesniak und seine Mannschaft leiden deshalb momentan nicht nur unter extrem beschränkten Bedingungen fürs übliche Übungsprogramm, sondern auch unter der Ungewissheit. Der Sportliche Leiter Jörg Broch, der sich am Ende der laufenden Saison aus privaten und beruflichen Gründen ebenfalls zurückzieht, kann praktisch keine Gespräche mit Wirkung für 2013/2014 führen und die personelle Entwicklung vorantreiben. Auch dem kommissarisch tätigen Vorstand sind mit Blick in die Zukunft die Hände gebunden.

Trainer Marek Lesniak bringt die Dinge auf den Punkt: "Das sieht im Moment nicht so rosig aus. Das ist wie eine Mission Impossible." Eine lösbare Mission ist seiner Auffassung nach eher der weitere Kampf um den Klassenerhalt, für den er gemeinsam mit der Mannschaft seine volle Kraft einsetzen will. "Wir werden alles tun, um das Beste daraus zu machen", verspricht der frühere Profi, "der Rest liegt dann nicht mehr in meiner Hand oder in der Hand der Mannschaft." Das Ganze hat tatsächlich was Unwirkliches, entspricht aber in vollem Umfang der winterlichen Wirklichkeit.

(RP)
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