Motorsport Bergmeister im schnellsten Gummibärchen

Langenfeld · Motorsportler war beim 24-Stunden-Klassiker auf dem Nürburgring mit Haribo Racing gut unterwegs - bis zum unglücklichen Aus.

Echte Chancen auf den Gesamtsieg hatte sich Jörg Bergmeister kaum ausgerechnet. Dazu kennt der Porsche-Werksfahrer den Nürburgring und das berühmte 24-Stunden-Rennen viel zu gut. Und dazu war die Konkurrenz insgesamt auch deutlich zu stark. Trotzdem wollte der 38-Jährige, diesmal im Porsche 911 GT 3 R fürs Haribo Racing Team aus Bonn unterwegs, natürlich so weit wie möglich vorne landen. Gemeinsam mit Norbert Siedler (Wildschönau), Mike Stursberg (Wermelskirchen) und Hans Guido Riegel (Bonn). Das gelang dem Quartett, das sich die Arbeit am Steuer teilte, auch erstaunlich gut, denn durch einen starken Rennbeginn und eine weitgehend problemlos überstandene Nacht lag das aufgrund seiner ungewöhnlichen Lackierung als "schnellstes Gummibärchen der Welt" über die Traditionsstrecke rasende Auto fast durchgehend unter den besten zehn. "Bis zum Unfall waren wir Achter", staunte Jörg Bergmeister, "und damit hätte ich nicht unbedingt gerechnet." Das plötzliche Aus kam unerwartet - und war zugleich ein Beweis dafür, was auf dem Nürburgring alles passieren kann.

Hans Guido Riegel aus der Führungsetage des Team-Namensgebers, der als einziger lupenreiner Amateurfahrer zur Mannschaft gehört, erledigte insgesamt einen starken Job. Machtlos war Riegel dann jedoch beim Versuch, das Auto aus einer kleineren Klasse zu überholen. Dessen Fahrer lenkte so unvermittelt ein, dass der Porsche-Pilot keine Chance mehr hatte, das Unheil zu verhindern. Für Haribo Racing waren die 24 Stunden nach etwas mehr als zwei Dritteln vorbei.

Der nahezu unglaubliche Verkehr mit zunächst 175 Autos auf der rund 25 Kilometer langen Strecke war für sich genommen als Problem schon groß genug. Darüber hinaus gab es immer wieder wilde und unkalkulierbare Aktionen, bei denen viele nur noch den Kopf schütteln konnte. Bereits in der Anfangsphase passierten Szenen, die der in Langenfeld geborene Christian Menzel für den Fernsehsender Sport1 treffend bezeichnete: "Das ist hier wie Rodeo." Menzel, der heute in Kelberg in der Nähe des Nürburgrings lebt, saß dabei nicht nur im Kommentatoren-Stuhl, weil er in einem Mercedes-Benz SLS AMG GT 3 des Teams Black Falcon selbst mit von der Partie war. Menzel schaffte es an seinem 43. Geburtstag immerhin auf den zweiten Platz.

Die Zeiten der Spitze konnte Bergmeister auch deshalb nie erreichen, weil er gravierende Unterschiede in der "Balance of Performance" sah (BOP), die für die technische Fahrzeug-Einstufung zuständig ist und grundsätzlich für ein ausgewogenes Kräfteverhältnis sorgen soll. "Wir waren da extrem benachteiligt", urteilte Jörg Bergmeister, der diese Feststellung bereits im Qualifying (Zeittraining/entscheidet über die Start-Aufstellung) treffen musste. Hier fehlten rund 13 Sekunden zur Bestzeit eines McLaren MP 4 - gesteuert vom Franzosen Kevin Estre, der 2013 immerhin vorübergehend ebenfalls in Langenfeld zu Hause war.

Jörg Bergmeister verließ den Nürburgring ohne großen sportlichen Erfolg, hatte aber bei der Heimreise viele andere gute Erlebnisse im Gepäck - weil sowohl das Umfeld als auch das Klima im Haribo Racing Team perfekt war. Deshalb stand die kurze Heimreise von etwa 100 Kilometern auch erst gestern auf dem Programm. Etwas weiter weg führt den Langenfelder dafür die nächste Dienstreise, denn morgen besteigt er ein Flugzeug nach Japan - zur Unterstützung für seinen Bruder Tim Bergmeister, der unter anderem an der japanischen Serie Super GT teilnimmt. Dort gibt es jetzt Tests für die weitere Saison, die für Jörg Bergmeister zwei asiatische Renn-Einsätze bringen soll. Wie weit er vorne landen kann, wird sich erst zeigen müssen. Sicher dürfte jedoch sein, dass weniger Rodeo auf dem Programm steht.

(RP)
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