Lokalsport Baumberger wechselt ins Reich der Mitte

Monheim · Torwart-Trainer Marco Ketelaer lässt sich für ein Jahr beurlauben und geht für den FC Schalke 04 nach China.

 Gerade noch auf der Baumberger Bank und bald in der Millionenstadt Kanshun zu Hause: Marco Ketelaer freut sich auf die Herausforderung.

Gerade noch auf der Baumberger Bank und bald in der Millionenstadt Kanshun zu Hause: Marco Ketelaer freut sich auf die Herausforderung.

Foto: Ralph matzerath

Sie haben als Team perfekt funktioniert, doch ihre Wege trennen sich bald. Salah El Halimi hört nach dieser Saison aus privaten Gründen als Cheftrainer des Fußball-Oberligisten SF Baumberg auf (SFB). Dass sein Co-Trainer Francisco Carrasco in der bisherigen Funktion bleibt, ist inzwischen festgezurrt. Dafür zieht es aber den bisherigen Torwart-Trainer zieht es weit weg: Marco Ketelaer geht ab September für ein Jahr nach China, um in der 3,5-Millionen-Stadt Kanshun für die "Knappen-Fußball-Schule" des Bundesligisten FC Schalke 04 zu arbeiten. Die Zeit in Baumberg hat er genossen: "Wir sind sehr gut miteinander ausgekommen." El Halimi gibt das Kompliment sehr gerne zurück: "Es war überragend. Marco hat eine unheimliche Ruhe. Ich glaube, da könnte ein Tsunami kommen - er würde trotzdem nicht unruhig werden."

Als Ketelaer vor knapp drei Jahren zum ersten Mal nach Baumberg kam, hatte er im Fußball bereits viel hinter sich. Der Ur-Mönchengladbacher stand bei der Borussia als 17-Jähriger unter anderem mit Stefan Effenberg in einer Mannschaft: "Stefan ist der einzige aus der damaligen A-Jugend, der einen Profi-Vertrag unterschrieben hat." Nach 16 Jahren bei der Borussia blieb der Spieler Ketelaer in der Gegend (unter anderem Rheydter SV, PSV Mönchengladbach), ehe er allmählich die Seiten wechselte. Eine der letzten Trainer-Stationen vor Baumberg waren die Duisburger Bundesliga-Frauen (zuerst Co-Trainer, anschließend Chefcoach). Den Sportfreunden sagte er erst zu, als der zeitliche Rahmen abgesteckt war. Der Torwart-Trainer sollte es sein - nicht schlecht für jemand, der da kein Spezialist ist. Kateleaers liebstes Einsatzgebiet auf dem Platz war immer das zentrale Mittelfeld.

Im Hauptberuf ist der 48-Jährige bei der Stadt Mönchengladbach als Abteilungsleiter beim Referat Soziales im Bereich Asyl und allen damit zusammenhängenden Fragestellungen tätig. 2016 wurde Ketelaer für 25 Jahre im Dienst der Stadt ausgezeichnet, der er auch erhalten bleibt, denn für sein chinesisches Abenteuer gibt es eine Beurlaubung. Seit Anfang des Jahres ist er bereits regelmäßig in Schalker Diensten in Asien - jeweils eine Woche pro Monat. Der Abbau des üppigen Überstunden-Kontos macht es möglich. Ketelaers erste Eindrücke: "Ich kann nur Positives berichten. Alle sind unheimlich freundlich."

Schwerpunkt des A-Lizenz-Inhabers ist das Training mit Kindern der Altersklasse U 11 - die weder Deutsch noch Englisch sprechen. Weil aber alle bereit sind, voneinander zu lernen, gibt es längst Fortschritte. "Manchmal erwische ich mich dabei, dass ich drei Sprachen mische", erzählt Ketelaer, der inzwischen ein paar chinesische Begriffe einbauen kann. Außerdem steht ihm - wie den Trainerkollegen - ein Dolmetscher zur Verfügung. Der kleine Haken: "Die sind wirklich super nett, haben aber keine Ahnung vom Fußball." Auch das wird besser.

Ketelaer geht nicht nach China, um über die große Weltpolitik zu diskutieren, sondern um im Nachwuchs-Bereich Entwicklungs- und Aufbauhilfe für den Fußball zu leisten. Ehrlich ist er trotzdem: "Natürlich ist das kein Selbstzweck für Schalke 04. Dahinter stehen finanzielle Interessen." Für ihn persönlich steht allerdings die Leidenschaft für den Sport im Vordergrund. Mitbringen aus dem Reich der Mitte dürfte er 2019 einen Schatz an Erfahrungen.

Den Weg zurück nach Baumberg wird er höchstens als Zuschauer finden. Eigentlich hatte er ja bereits im Sommer 2017 aufgehört und sich im Winter 2017/2018 überreden lassen, als Aushilfe für ein paar Monate einzuspringen. Salah El Halimi wusste genau, warum er erleichtert war. Er selbst, Francisco Carrasco und Ketelaer haben als Team perfekt funktioniert. Die Partie zum Saisonfinale am Sonntag (15 Uhr) bei der SpVg. Schonnebeck wird der letzte gemeinsame Auftritt sein. Anschließend trennen sich ihre Wege.

(RP)
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