Fußball Alles für den Traum: Minsk, Taschkent, Kiew

Langenfeld · Der in Langenfeld lebende ehemalige Fußball-Profi Thomas Brdaric erwarb die UEFA-Pro-Trainerlizenz auf extrem ungewöhnliche Art.

 Endlich! Thomas Brdaric sieht seiner Zukunft als Trainer optimistisch entgegen. Die UEFA-Pro-Lizenz erlaubt ihm auch die Arbeit bei Profis.

Endlich! Thomas Brdaric sieht seiner Zukunft als Trainer optimistisch entgegen. Die UEFA-Pro-Lizenz erlaubt ihm auch die Arbeit bei Profis.

Foto: Matzerath

Der Mann dürfte zu den bekanntesten Menschen in der Stadt gehören — was wohl den wenigsten bekannt sein wird. Dabei lebt er inzwischen in Langenfeld und hat eine erfolgreiche Karriere hinter sich. Als Fußball-Profi stand Thomas Brdaric (38) mit Bayer Leverkusen im Champions-League-Finale und war dort Teil jener denkwürdigen Partie, die Leverkusen 2002 nach einem großen Kampf gegen das noch größere Real Madrid verlor (1:2).

Damals konnte der Ex-Nationalspieler zwei Dinge nicht ahnen. Erstens: Seine Spieler-Laufbahn endete im Juli 2008 wegen einer schweren Knieverletzung absolut unfreiwillig. Zweitens: Das Ende war ein neuer Anfang und der folgende Weg ungewöhnlich — was den Kern der Sache nur kratzt. Thomas Brdaric besitzt seit Kurzem die "UEFA-Pro-Lizenz". Die Ausbildung dazu und die Prüfung absolvierte er mal eben in Kiew (Ukraine).

"Es war immer mein Traum, Trainer zu sein", sagt Thomas Brdaric, der sich in seiner letzten aktiven Station bei Hannover 96 durch schmerzhafte Monate kämpfte — weil das lädierte Knie selbst das einfache Gehen zur Tortur machte. Dafür konnte Brdaric wenigstens die Zeit danach intensiver planen. Ein erstes Engagement als Sportlicher Leiter beim FC Union Solingen (damals Niederrheinliga) endete 2009 nach fünf Monaten mit der Vertrags-Auflösung. Weil gleichzeitig die alten Kontakte zu Leverkusen brauchbar waren, begann Brdaric im Sommer 2010 als Technik-Trainer bei Bayers C-Junioren — in der Hoffnung, auf dem Weg zum Fußball-Lehrer voranzukommen.

Der Wunsch ging nicht in Erfüllung, doch die Zeit sollte sich auf andere Art bezahlt machen. Brdaric, längst im Besitz der A-Lizenz, musste sich nach einem Abstecher zu den A-Junioren des KFC Uerdingen im Juli 2011 entscheiden. Es gab ein Angebot aus Bergisch Gladbach, die A-Junioren in der Bundesliga zu übernehmen, und über einen Vater aus Leverkusens C-Junioren ergab sich einen Kontakt nach Russland. Anschließend tagte der Familienrat, zu dem noch Ehefrau Antje sowie die beiden Söhne Tim (12) und Lance (10) gehörten. Kurz darauf stand für Brdaric fest: "Ich mache das." Gemeint war das Engagement als Sportdirektor von Dinamo Minsk (Weißrussland). "Ich musste da unheimlich schnell Russisch lernen", erzählt Brdaric, "aber wann man etwas unbedingt will, geht das."

Sechs Monate später heuerte er als Sportdirektor beim usbekischen Spitzenklub Bunyodkor Taschkent an, der in der asiatischen Champions-League beachtliche Erfolge erzielte. Ganz "nebenbei" meldete er sich zur UEFA-Fußball-Lehrer-Ausbildung in Kiew an (Ukraine). Was folgte, war eine Odyssee der besonderen Art mit vielen Flugkilometern — und Brdaric immer angetrieben von einem besonderen Ehrgeiz. Er wollte vorher in Deutschland nicht länger auf den Beginn seiner Fußball-Lehrer-Ausbildung warten. Außerdem wollte er beweisen, dass viele Wege zum Erfolg führen können. "Ich habe diese Möglichkeit für mich gesehen und genutzt", erklärt Brdaric ziemlich unaufgeregt.

Ende 2012 hielt der Langenfelder die Bescheinigung im Scheckkarten-Format in der Hand. Seitdem ist Brdaric berechtigt, jeden Profi-Verein zu trainieren. Dass er in seiner "russischen Zeit" viele liebenswürdige Menschen traf, konnte ihn am Ende nicht davon abbringen, in die Heimat zurückzukehren. Thomas Brdaric, der auch eine Firma für Sportmanagement führt, wollte lieber wieder zu Hause sein, um von dort aus weiterzumachen. Zumindest ein ambitionierter Amateur-Klub mit vernünftiger Perspektive soll es sein. Viel spricht dafür, dass Thomas Brdaric seinen Traum vom Traineramt demnächst leben kann. Zu den bekanntesten Menschen in der Stadt gehört er ja schon.

(RP/rl)
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