Analyse Sparkasse spürt den Wettbewerbsdruck

Langenfeld · Die "Hausbank" der Langenfelder bittet Online-Kunden stärker zur Kasse. Ob diese Strategie aufgeht, ist fraglich.

 "Unsere Stärke ist unser Service vor Ort", sagen die Vorstände Dirk Abel (r.) und Stefan Noack. Preislich gerät die Sparkasse aber ins Hintertreffen.

"Unsere Stärke ist unser Service vor Ort", sagen die Vorstände Dirk Abel (r.) und Stefan Noack. Preislich gerät die Sparkasse aber ins Hintertreffen.

Foto: rm-

Versteckter lässt sich eine Preiserhöhung kaum ankündigen. "Zusätzlich verändert sich der monatliche Grundpreis des Kontos von derzeit 1,00 Euro auf 2,50 Euro", teilte die Stadt-Sparkasse Langenfeld Mitte Januar ihren Onlinebanking-Kunden mit. Dritter Absatz, fünfter Satz, beinahe zugedeckt von Informationen über allerlei Detailpreise, und das Ganze unter der Betreffzeile "Neue Preise für Ihr Girokonto Online: Top-Leistungen zu fairen Konditionen".

Im Klartext hieß das: "Unveränderte Leistungen zu 150 Prozent verteuerten Konditionen". Ob es klug war, die Kundschaft mit drastischer Schönfärberei auf eine ebensolche Preiserhöhung vorzubereiten? Auf die Gefahr hin, dass sich zu viele Adressaten für "dumm verkauft" fühlen? Die Antwort wird wesentlich davon abhängen, wie viele Kunden von ihrem Sonderkündigungsrecht bis zum 31. März Gebrauch machen werden. Üblich sind solche rosaroten Formulierungen für Preisaufschläge indes allemal. Und verständlich auch. Denn die Sparkasse steht stärker denn je im Wind des (Preis-)Wettbewerbs.

Am heftigsten weht dieser aus Richtung der Direktbanken. Die erfolgreichste von ihnen, die niederländische Ing Diba, hat nach eigenen Angaben allein im Januar 60 000 Kunden hinzugewonnen — doppelt so viele, wie die Stadt-Sparkasse Langenfeld insgesamt an Kunden hat. Erzielt hat die Ing Diba dieses Wachstum mit Gratis-Konten. Inzwischen zahlt sie sogar Prämien für Neueröffnungen und landet PR-Coups wie den jüngsten mit der Abschaffung des Überziehungszinses. Damit ist zwar "nur" der zusätzliche Strafzins über den Dispo-Zins hinaus gemeint (d.h. rote Zahlen bleiben auch bei der Ing Diba teuer), aber beim Publikum entsteht der Eindruck: Schon wieder was umsonst!

Auch bei der Langenfelder Sparkasse war bis vor rund zwei Jahren das Online-Banking gratis. Jetzt kostet es 12 Euro, ab April 30 Euro pro Jahr. Das Geldhaus begründet diesen Schritt mit größerer "Verursachergerechtigkeit": Die Online-Kunden sollen ihren Obolus beitragen zur Finanzierung des Filial- und Geldautomatennetzes in der Stadt, schließlich nähmen sie es ja auch in Anspruch, wenn auch weniger als die Inhaber des "Girokontos Classic" (Grundgebühr künftig 42 Euro statt 30 Euro jährlich).

"Aber ich brauche diese Filialen doch gar nicht", erwidern Kunden wie Jürgen Rothmann, der nach eigenem Bekunden mehr als 30 Jahre Sparkassen-Kunde war, sein Online-Konto jetzt aber wegen der 150-Prozent-Erhöhung kündigte. Der Langenfelder ist zur Stadt-Sparkasse Düsseldorf gewechselt. Die bleibt beim Gratis-Onlinebanking. Dafür bittet sie ab 1. April die Inhaber klassischer Konten stärker zur Kasse: mit 78 Euro jährlich statt bisher 62,40 Euro. Vorteil für Rothmann: Er kann die Geldautomaten der Langenfelder Sparkasse nutzen, ohne einen Cent dafür zu zahlen. Der 52-Jährige hält dies für recht und billig: "Ich habe regelmäßig mehrere tausend Euro auf dem Konto. Damit arbeitet die Sparkasse doch. Warum soll ich sie auch noch dafür bezahlen, dass ich ihr quasi Geld leihe."

Auch der soziale Auftrag der Sparkasse findet keine ungeteilte Zustimmung bei den (Ex-)Kunden. So kommentiert der Richrather Jürgen Berns die 250 000 Euro, die voriges Jahr aus dem Hause an gemeinnützige Vereine und Einrichtungen flossen, mit den Worten: "Gut für die Empfänger, schlecht für uns Sparkassen-Kunden." Die bezahlten diese Leistungen nämlich über ihre Kontogebühren mit.

Dies würde auch für eine Gewinnabführung an den städtischen Haushalt in Höhe von insgesamt 3 Millionen Euro gelten, wie sie die Stadt vorübergehend plante. Mit Verweis auf die Pflicht zur Erhöhung der Eigenkapitalquote ("Basel III") konnte der Sparkassen-Vorstand diese "Drohung" bislang abwehren. Eine solche Gewinnabführung wäre nach der Gebührenerhöhung jedenfalls noch schwerer vermittelbar, als sie es ohnehin ist.

Bleibt die Frage: Warum leistet sich die Sparkasse der Landeshauptstadt Gratis-Onlinebanking, die Langenfelder aber nicht? Sicher gibt es unterschiedliche Einschätzungen darüber, was den Online- und was den "Classic"-Kunden zugemutet werden kann. Die Antwort dürfte aber auch mit Größe und Effizienz der beiden öffentlich-rechtlichen Institute zusammenhängen. Die Düsseldorfer sind bei Mitarbeiterzahl (2321) und Bilanzsumme nicht nur etwa zehnmal so groß wie die Langenfelder (243, jew. inkl. Azubis), was ja der Bevölkerungszahl ihres jeweiligen Beritts entspricht. Sie haben voriges Jahr auch deutlich mehr Gewinn pro Mitarbeiter erwirtschaftet: mehr als 40 000 Euro pro Kopf gegenüber knapp 14 000 Euro in Langenfeld.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort