Langenfeld Spargelstechen ist gar nicht so einfach

Langenfeld · Das Bild kennt in diesen Tagen jeder: Lauter fleißige Menschen, die auf den Feldern zwischen Erddämmen mit schwarzer Folie nach vorne gebeugt ihrer Arbeit nachgehen. Ein Selbstversuch.

Das Bild kennt in diesen Tagen jeder: Lauter fleißige Menschen, die auf den Feldern zwischen Erddämmen mit schwarzer Folie nach vorne gebeugt ihrer Arbeit nachgehen. Sie stechen Spargel, denn kein Gemüse ist gerade gefragter. Höchste Zeit also, sich selbst mal an der Arbeit zu beteiligen.

Treffpunkt ist an der Düsseldorfer Straße, denn dort befindet sich eines der drei Felder von Landwirt Robert Bossmann. Seit dem 3. April wird auf dem Feld schon Spargel geerntet. Zum Vergleich: Voriges Jahr begann die Arbeit aufgrund des strengen Winters erst am 30. April.

Viel haben die Arbeiter auf dem Feld nicht in ihren Händen — nur ein Spargelstechmesser und eine Maurerkelle. Dass es keine komplizierten Gerätschaften zu bedienen gilt, ist durchaus beruhigend. Weniger beruhigend ist hingegen, was Robert Bossmann erklärt: "Der Spargel sollte mit einem Stich abgetrennt sein. Mehrfaches Rumstechen in der Erde kann zur Folge haben, dass andere Spargel beschädigt werden, was natürlich sehr schlecht ist. Auf die Wurzeln bitte ebenfalls aufpassen!"

Und zu kurz darf der Spargel auch nicht gestochen werden. Die Normallänge des Spargels liegt bei etwa 24 Zentimetern. Es gibt also doch einiges zu beachten - der anfängliche Enthusiasmus schlägt in leichte Zweifel um. Schließlich möchte man sich ja nicht vor den anderen Arbeitern blamieren.

Der 25-jährige Krzysztof Szlosowski scheint den skeptischen Blick bemerkt zu haben und lächelt aufmunternd. Er kommt aus der polnischen Stadt Malbork, die zufälligerweise eine der Partnerstädte Monheims ist. Krzysztof arbeitet schon seit vielen Jahren als Saisonarbeiter für den 45-jährigen Bossmann. In diesem Jahr ist er allerdings zum ersten Mal als Vorarbeiter auf dem Feld tätig. Deshalb verdient er anstatt sieben Euro pro Stunde (wie die anderen Arbeiter) 7,50 Euro. Von diesem Lohn gehen allerdings noch die Sozialabgaben ab.

Insgesamt beschäftigt Bossmann auf seinen Spargelfeldern zwischen zehn und zwölf Arbeitern, die größtenteils aus Polen kommen. Sie alle sind während der Erntezeit auf seinem Hof untergebracht. Bis maximal Ende Juni werden sie noch auf den Feldern stechen. "Der Spargel könnte durchaus noch länger geerntet werden, das würde allerdings dem Feld schaden ", sagt Bossmann. Eingepflanzt wird der Spargel in der Regel im März bzw. April, spätestens im Mai, um dann ein Jahr später geerntet werden zu können, wie es zurzeit der Fall ist.

Doch zurück von der Theorie zur Praxis: Zunächst gilt es an der Stelle, an der der Spargelkopf aus der Erde guckt, mit den Händen ein Stück weit den restlichen Spargel freizulegen. Profis wie Krzysztof können in etwa einschätzen, wie tief der Spargel in der Erde sitzt und müssen daher nicht sehr viel Erde zur Seite schaffen. Leute, die noch nie in ihrem Leben Spargel gestochen haben, sollten sicherheitshalber lieber mehr buddeln.

Also wird fleißig Erde zur Seite geschafft, bevor die Kür des Ganzen folgt: das Stechen. Natürlich klappt es nicht mit einem Stich, wie es sein sollte. Verunsichert muss also nochmals mit dem Spargelstechmesser in die Erde gegangen werden. Beim zweiten Versuch klappt es. Allerdings sieht der Spargel sichtlich malträtiert aus. Krzysztof schüttelt leicht mit dem Kopf: Das war wohl eher nichts. Schließlich zuckt er mit seinen Schultern und gibt das Zeichen, es erneut zu versuchen.

Ohne ein leichtes Nachsetzen klappt es auch dieses Mal nicht, aber immerhin sieht der Spargel weniger zerstört aus und kann zu den anderen Stangen in den Korb. Jetzt muss nur noch das Loch mithilfe der Maurerkelle wieder mit der Erde zugeschüttet werden und weiter gehts.

Währenddessen haben Krzysztof und die anderen Arbeiter zehn oder mehr Spargeltstangen aus der Erde geholt. Sie wissen eben ganz genau, was und wie es zu tun ist. Spargelstechen will gelernt sein.

(RP)
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