Monheim Sozialarbeiter – erste Anlaufstelle für Schüler

Monheim · Vor fünf Jahren wurden multiprofessionelle Teams an Schulen eingerichtet. An der Sekundarschule fördern sie soziale Kompetenzen und helfen Schülern bei Problemen.

 Alexandra Viehmeier und Claudia Dombois (v. li.) arbeiten an der Sekundarschule.

Alexandra Viehmeier und Claudia Dombois (v. li.) arbeiten an der Sekundarschule.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Schulen sind heute nicht nur Bildungsanstalt, sondern auch Reparaturbetrieb für das, was in der Gesellschaft nicht so rund läuft. Die Lehrerkollegien werden durch Sozialarbeiter und Psychologen ergänzt, die „präventiv, unterstützend und in Krisen intervenierend Kinder und Jugendliche beraten und begleiten sollen“, wie es Alexandra Viehmeier formuliert. Die Schulsozialarbeiterin ist fest an der Sekundarschule installiert, als erste Anlaufstelle für Kinder, Eltern und Lehrer. „Ein Schüler mit Gesprächsbedarf kann sich ans Sekretariat wenden, wir finden dann spontan zueinander.“ Manchmal vermitteln auch Lehrer den Kontakt.

Ihr Aufgabenfeld ist im jetzt aktualisierten Handlungskonzept beschrieben: Die städtischen Sozialarbeiter sollen den Kindern zu einer erfolgreichen Bildungskarriere verhelfen, sie bei der Persönlichkeitsentwicklung unterstützen, Angebote für die Förderung der sozialer Kompetenzen machen und ihnen zu einem gesunden Aufwachsen verhelfen. Auch eine stressfreie Gestaltung der Übergänge von der Grundschule zur weiterführenden Schule gehört dazu. „Übergänge bedeuten immer eine Veränderung, die auch Ängste auslöst“, sagt Viehmeier. Unter dem Motto „4 meets 5“ haben die Fünftklässler der Sekundarschule bis 2018 die Viertklässler der Hermann-Gmeiner-Schule besucht, die dann in einem Stuhlkreis Fragen an die Älteren stellen konnten. „Das hilft, Ängste und Unsicherheiten abzubauen.“

Ein weiteres Angebot, das alle Fünftklässler erfasst, ist das Sozialtraining im Haus der Jugend. In fünf Einheiten setzen sich die Kinder in Spielen und Übungen mit den Themen gegenseitiger Respekt, Grenzen einhalten, gewaltlose Konfliktlösung und Miteinander auseinander. „Es geht hier um Teambildung, eine Sensibilisierung für die Bedürfnisse des anderen, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wie Konflikte entstehen“, erklärt Schulpsychologin Claudia Dombois.

Als freiwilliges Gruppenangebot werden für Schüler der Klassen fünf bis sieben Anti-Stress-Kurse eingerichtet. „Die Kinder lernen, wie sich Stress äußern kann, wie man das Stress-Gefühl steuern und etwa durch Fantasiereisen Abhilfe schaffen kann“, sagt Dombois. Neuerdings bietet Viehmeier in Zusammenarbeit mit dem RSV und Gut Blee auch pferdegestütztes Coaching an. „Es kann denjenigen helfen, die Probleme haben, sich in die Klassengemeinschaft einzufinden, oder auf andere zuzugehen“, sagt sie. Weitere Angebote sind der Jugendschutzparcours, bei dem die Teenager ihre eigene Haltung gegenüber den Themen Mediensucht und -konsum erleben und hinterfragen sollen.

Wesentlich für die Beratungsarbeit der Schulsozialarbeiter ist die Einbindung in multiprofessionelle Teams: „Wir bieten zweimal wöchentlich Sprechstunden für das Kollegium“, sagt Viehmeier. Wenn beispielsweise einem Lehrer auffällt, dass ein Schüler jäh in seinen Noten abstürzt oder sich auffällig verhält, kann er dort seine Beobachtungen schildern. Dann werde im Team über mögliche Ursachen spekuliert und derjenige für ein erstes Gespräch ausgeguckt, der den besten Draht zu dem Schüler hat.

„Wenn etwa die Trennungsabsicht der Eltern die Ursache ist, laden wir diese zu einem Gespräch ein, um herauszufinden, ob sie das Leid des Kindes eventuell nicht wahrnehmen“, sagt Viehmeier. Die Eltern würden dann eventuell an Beratungsstellen vermittelt. „Für das betroffene Kind stehen wir als Gesprächspartner zur Verfügung und versuchen, Freizeitbeschäftigungen zu finden, die ihm eine seelische Entlastung und Ablenkung verschaffen.“

Obwohl die Schulsozialarbeit seit  vier Jahren an allen Schulen angeboten wird, gibt es noch einige Defizite: An einigen Standorten klappt die Zusammenarbeit von Lehrern und Sozialarbeitern noch nicht so gut. Einige Schulen wünschen sich mehr Angebote zur Jugendförderung, berichtet Günter Pfeil von der Abteilung Außerschulische Bildung. Anderswo fehlen Rückzugsräume für vertrauliche Gespräche.

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