Langenfeld Sorge um Sicherheit der Martinszüge

Langenfeld · Nachdem die Landesregierung den Polizeischutz für Martinszüge gestrichen hat, ist die Kreispolizeibehörde in Langenfeld ratlos. Schulleiter und Bürgermeister sehen die Aktion als einen Angriff aufs Brauchtum.

 Die Polizei in NRW soll ihre Begleitung von traditionellen Veranstaltungen wie den Martinszügen restriktiver handhaben. Der Veranstalter trage die Verantwortung für die Sicherheit.

Die Polizei in NRW soll ihre Begleitung von traditionellen Veranstaltungen wie den Martinszügen restriktiver handhaben. Der Veranstalter trage die Verantwortung für die Sicherheit.

Foto: Matzerath

Rosemarie van Laack ist empört: "Alles, was mit Kindern zu tun hat, wird gestrichen." Der Zorn der Schulleiterin bezieht sich auf einen Bericht unserer Redaktion, wonach der Innenminister des Landes faktisch den Polizeischutz für Martinszüge gestrichen habe. Wenn der Berghausener Zug tatsächlich keine Polizei-Begleitung erhalte, müsse sie noch einmal mit Eltern und Kollegium Rücksprache halten, wie man darauf reagiert. "Ausgerechnet in diesem Jahr führt der Zugweg über die Theodor-Heuß-Straße und die B 8", sagt Susanne Hantke vom Förderverein, die die Veranstaltung organisiert. "Ohne Polizei wäre das schwierig." Der Verein organisiere lediglich Streckenposten, die im Wohngebiet an Kreuzungen und Straßenecken stehen.

Auch Christiane Johnen, Leiterin der Don-Bosco-Schule, hat diese Nachricht entsetzt. "Und das, wo wir in diesem Jahr unter dem Inklusions-Gedanken gemeinsam mit den Kindern von der Virneburg-Schule durch die Innenstadt ziehen wollen". Da sie im Schadensfall als Person hafte, wäre es ihr dann fast lieber, sich mit der Martinsfeier auf das Schulgelände zu beschränken. Sicherlich könne sie als Landesbeamtin nur bei grober Fahrlässigkeit belangt werden, aber womöglich treffe das auf einen Zug von 300 Kindern ohne Polizeibegleitung zu. "Ich hoffe, dass uns die Stadt hilft."

Martinszug zieht durch die Innenstadt
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"Die Vorgabe ist klar: Wir dürfen die Martinszüge nicht mehr automatisch begleiten", bestätigt Nicole Rehmann von der Kreispolizeibehörde Mettmann. Die Hauptverantwortung für die Sicherheit liege beim Veranstalter. "Nur wenn deren Einzelmaßnahmen für die Verkehrssicherheit nicht ausreichen, kann die Polizei bei Bedarf Verkehrsregelungen ergänzend in Betracht ziehen". Das heißt: Die Kreisbehörde prüfe das im Einzelfall. Es gehe durchaus darum, die polizeilichen Maßnahmen bei solchen Veranstaltungen zu reduzieren, bekräftigt Lehmann. "Natürlich ist der Begriff ,Bedarf' dehnbar, was damit gemeint ist, wissen wir nicht."

Martinszug in der Düsseldorfer Altstadt
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Martinszug in der Düsseldorfer Altstadt

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In Langenfeld werden im Jahr etwa 25 Martinszüge von Schulen und Kindergärten angemeldet, berichtet Jörg Feistner, Leiter der Polizeiwache Langenfeld. Je nach Größe der Veranstaltung und je nach Zugweg hat die Polizei dafür bisher ihre Bezirksbeamten abgestellt. Eine entsprechende Mitteilung erhält sie vom Ordnungsamt, wo die Veranstalter die Züge anmelden. "Die Bezirksbeamten erklären in der Regel, wo ihre Präsenz erforderlich wäre. Schließlich haben sie die Erfahrung." Natürlich habe man nicht jede Kita begleitet, die einmal um den Block läuft. Wie künftig zu verfahren sei, wisse er noch nicht, er warte diesbezüglich eine Stellungnahme der Kreispolizeibehörde. "Ich kann mit aber nicht vorstellen, das wir uns von jetzt auf gleich da rausziehen. Wir können keine Kita eine vielbefahrene Straße queren lassen."

"Als einen Angriff aufs Brauchtum" bezeichnet Bürgermeister Frank Schneider die Ansage. Der Ordnungsdienst könne den Schutz jedenfalls nicht übernehmen, weil er verkehrsrechtlich keine Befugnisse habe. Er fragt sich, wie die Schulen etwaige private Sicherheitsdienste finanzieren sollen. Er werde alle Traditionsvereine anschreiben, auf dass man sich "mit Händen und Füßen dagegen wehrt".

Einen Erlass, wonach die Polizei künftig Martinszüge nicht mehr begleitet, gibt es so nicht, wiegelt Jörg Rademacher, Sprecher des Innenministeriums, ab. "Wir werden da sein, wenn wir gebraucht werden." Es werde keine Abstriche bei der Sicherheit geben. Auch in der Vergangenheit habe man die Umzüge "nicht automatisch" begleitet. "Ob Polizeischutz gewährt wird, entscheidet die Polizei vor Ort."

(RP)
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