Langenfeld/Monheim So verändert das Internet den Schulalltag

Langenfeld/Monheim · Video-Tutorials, Referat-Plattformen, Online-Lexika und Foren begleiten vom Kindergarten an die Heranwachsenden.

 Pauken am Rechner: Die Digitalisierung verändert das Lernverhalten von Schülern sowie den Alltag in der Schule. Auch Lehrer profitieren von der neuen Technik.

Pauken am Rechner: Die Digitalisierung verändert das Lernverhalten von Schülern sowie den Alltag in der Schule. Auch Lehrer profitieren von der neuen Technik.

Foto: dpa-tmn

Die ärgste Pein der Pädagogen ist vom Netz. Die Schülerplattform "Spickmich" wechselte im August vergangenen Jahres von einem Tag auf den anderen in einen Wartungsmodus. Die Internetadresse "Hausaufgaben.de" ist derzeit "geparkt", mehr als eine graue Seite gibt das Netz nicht her. Und dennoch ist kein Pauker mehr allein mit seinen Pennälern. Video-Tutorials, Referat-Plattformen, spezielle Online-Lexika und Foren begleiten vom Kindergarten an die Heranwachsenden. Die RP fragte bei Schulen in Monheim und Langenfeld: Ist das Internetangebot ein Fluch oder ein Segen?

Eher letzteres. Da sind sich Stephan Wippermann-Janda, Leiter des Konrad-Adenauer-Gymnasiums in Langenfeld, und Ralf Sänger, Rektor an der Peter-Ustinov-Gesamtschule (PUG), in ihrer ersten Antwort einig. Schulformübergreifend. Auch in ihrer direkt im nächsten Atemzug folgenden Einschränkung: Das gelte natürlich vor allem für die Oberstufe, in der sich die Schüler viele Themen frei erarbeiten müssen. Und: In den unteren Klassen der weiterführenden Schulen müsse die Arbeit mit dem Computer, der Umgang mit Suchmaschinen, Social Media & Co. erst einmal gelehrt und unter Anleitung trainiert werden.

Auf einem solch soliden Fundament aber sei das Internet eine mächtige Unterstützung - und zwar für Lehrende wie Lernende. "In den Naturwissenschaften etwa lassen sich viele Vorgänge am Computer simulieren", gibt Stephan Wippermann-Janda ein Beispiel. Während praktische Versuche in der Chemie, Physik oder Biologie früher entweder gelangen - oder aber auch nicht, können sie heute zuverlässig reproduziert werden. Noch dazu gefahrlos für alle. "Über Radioaktivität etwa können meine Kollegen sehr viel anschaulicher unterrichten, wenn sie auf das Angebot im Internet zurückgreifen können", sagt Wippermann-Janda.

Auch Ralf Sänger von der Monheimer PUG sieht "viel mehr Chancen durch das Internet als Gefahren". Gleichzeitig gibt er aber auch offen zu, "dass viele Schüler den Lehrern im Umgang mit den Informationstechnologien überlegen sind". Natürlich liege da die Versuchung nahe, sich eine unliebsame Hausaufgabe als komplette Kopie aus dem Netz zu ziehen. "Das merkt man aber sehr rasch durch einige Nachfragen", berichtet Ralf Sänger. Und Wippermann-Janda ist sicher: "Da haben meine Kollegen ihre Wege, um solche Versuche rasch zu erkennen." Das einfachste sei, einen Satz aus einer Hausaufgabe in Google einzugeben und sich die obersten Suchergebnisse genauer anzuschauen. "Wenn man zudem gezielt nach den zehn, 15 wichtigen Fachbegriffen fragt - und die Schüler diese nicht erklären können, ist das ein weiterer Ansatzpunkt für den Lehrer."

Dass sich bequeme Schüler mit der erstbesten, aber möglicherweise fragwürdigen Internetquelle zufrieden geben oder ganze Passagen einfach übernehmen, ohne die Inhalte zu erlernen und auch zu hinterfragen, sei auch vor dem Computerzeitalter an der Tagesordnung gewesen. Es komme eben doch immer auf den einzelnen Schüler und seine Motivation zum Lernen an.

Beide Rektoren verweisen darauf, dass Internet und Schulunterricht in der Zukunft noch ganz anders zusammenwachsen werden - etwa durch Lerngruppen und -foren, bei denen die Teilnehmer ihr Wissen untereinander austauschen und der Lehrer zum Scout im Urwald der digitalen Quellen werde. Solche unterrichtsbegleitenden Dialogformen seien aber erst im Aufbau. Die Ausstattung mit digitalen Tafeln und computerisierten Lernräumen gehört bei vielen Schulen hingegen mittlerweile zum Alltag.

"Zu einem echten Störfaktor für den Lernerfolg werden manchmal die Handys", hat Wippermann-Janda beobachtet. Viele Schüler gingen nur noch mit gebeugtem Kopf über den Hof und scheuten Sonnenlicht, weil sie dann auf dem Display der kleinen Handgeräte kaum mehr etwa sehen können. Ein totales Handy-Verbot wie am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Ratingen schließt Wippermann-Janda aus: "Die Schüler müssen sich auch während der Schulzeit mit ihren Eltern verständigen können."

(dne)
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