Langenfeld So bereiten die Schulen das Abitur vor

Langenfeld · Für den Doppel-Jahrgang der Abiturienten müssen am Langenfelder Konrad-Adenauer-Gymnasium die unteren Klassen umziehen.

 Am Konrad-Adenauer-Gymnasium rückten Schüler gemeinsam mit Schulleiter Joachim Claas gestern die Tische zurecht.

Am Konrad-Adenauer-Gymnasium rückten Schüler gemeinsam mit Schulleiter Joachim Claas gestern die Tische zurecht.

Foto: matzerath

Heute beginnt am Konrad-Adenauer-Gymnasium (KAG) das große Tischerücken. Für die diesjährigen Abiturienten, die am Mittwoch im Fach Deutsch ihre schriftliche Prüfung ablegen, werden die Arbeitsplätze auf Abguck- und Abschreibsicheren Abstand gebracht. Für die Abiturprüfung, die in diesem Jahr 225 Schüler ablegen, wird dann die erste und zweite Etage des Hauptgebäudes freigezogen, die anderen Jahrgänge müssen ins B-Gebäude umziehen.

"Fremde Räume müssen wir immerhin nicht anmieten", sagt Schulleiter Hans-Joachim Claas. Der Förderverein stellt den Abiturienten zur Unterstützung der Hirntätigkeit wieder gratis Obst zur Verfügung. Die meisten Schüler decken sich für die Fünf-Stunden-Klausuren aber ohnehin mit Powerriegeln und Getränken ein, weiß Claas. "Traubenzucker zur Energiezufuhr ist ziemlich out."

Eigentlich beginnen landesweit die Prüfungen heute, aber das Fach Informatik ist am KAG weder als Leistungs- noch als Grundkurs belegt. Der morgige Prüfungstag wirft aber bereits seine Schatten voraus: Ab 12 Uhr stehen die Aufgaben für die Deutsch-Klausuren zum Download bereit. "Die werden dann unter größter Geheimhaltung kopiert und über Nacht in dem Tresor des Schullagerraumes deponiert, wo auch alle alten Abiturarbeiten und Klassenbücher aufbewahrt werden", erklärt Claas. Er berichtet, dass es gerade zu den Abitur-Jubiläen häufiger vorkommt, dass noch einmal der ein oder andere ehemalige KAG-Schüler in den Keller steigt, um Einsicht in seine alte Arbeit zu nehmen. "Das Original bleibt aber hier, wir verkaufen nur die Kopie", sagt Claas.

Um 9 Uhr am Mittwochmorgen holt der Rektor die Aufgaben dann aus dem Tresor, um sie an die Kursleiter zu verteilen. "In Deutsch kann der Schüler eine aus drei Aufgaben auswählen, dafür hat er eine halbe Stunde Zeit." In den Fächern Mathematik und Physik wählt der entsprechende Fachlehrer am Vortag der Klausur — je nach Grund- oder Leistungskurs — aus sechs bzw acht Aufgaben zwei bzw drei aus. "Weil der Lehrplan in diesen Fächern offener ist und mehr schultypische Schwerpunkte zulässt", erklärt der Physiklehrer, der in diesem Jahr zum letzten Mal die Auswahl für die Prüfung des Leistungskurses Physik trifft. "Die anderthalb Stunden reichen aber nicht, um die Aufgaben selber durchzurechnen oder auf Fehler hin zu überprüfen."

Der logistische Aufwand der Prüfungen sei wegen der Geheimhaltungspflichten und der Täuschungsprophylaxe immens hoch, so Claas. "Bei jedem Toilettengang wird festgehalten, wie lange er dauert." Erleichterung dürfen sich die Prüflinge auch nicht auf den allgemeinen, sondern nur auf einer Einzeltoilette verschaffen, auf der vorher auch kein Smartphone und Tablet mit Internetzugang hinterlegt werden kann. Die Aufsichtspersonen wechseln alle anderthalb Stunden. Wichtig sei aber, dass die Prüflinge zu Beginn Fragen an den Kursleiter richten können. "Dabei muss aber die Art der Hilfestellung dokumentiert werden."

Dass seit Einführung des Zentralabiturs die Spitzengruppe der Einserabiturienten wächst, wundert Claas nicht. Da die Fachausschüsse, die die Aufgaben ausarbeiten, nicht genau wissen, wie sehr der Unterrichtsstoff vertieft wurde, einige man sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner. "Die von mir selber gestellten Klausuren waren schwieriger, weil ich ja wusste, was ich im Kurs besprochen hatte."

Für die Prüfungen rät der Schuldirektor: Möglichst "ausgeschlafen sein." Es mache wenig Sinn, den Versuch zu unternehmen, sich in der Nacht zuvor den Stoff von acht Jahren einzuverleiben.

(RP/rl/ila)
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