Langenfeld Sie hilft herzkranken Kindern seit 1987

Langenfeld · Redaktionsgespräch mit Claire Günzel, Initiatorin und Vorsitzende der vor 27 Jahren gegründeten Langenfelder Kinderherzhilfe. Sie hofft, dass über Spenden hinaus auch laufende Zuschüsse gewährt werden.

 Claire Günzel unterhielt sich in der RP-Redaktion mit Lokalchef Stephan Meisel.

Claire Günzel unterhielt sich in der RP-Redaktion mit Lokalchef Stephan Meisel.

Foto: RALPH MATZERATH

Für ihren Besuch in der RP-Lokalredaktion hatte es Claire Günzel nicht weit. Schließlich liegen die neuen Räume der Langenfelder Kinderherzhilfe am Marktplatz gleich um die Ecke. Dass die Beratungsstelle des gemeinnützigen Vereins kürzlich dorthin gezogen ist, hat nach den Worten der Vorsitzenden drei Gründe: "Unsere bisherigen Räume im alten Felix-Metzmacher-Schulhaus mussten wir wegen des Abrisses des Gebäudes verlassen. Bei der Suche nach einem neuen Domizil war es uns wichtig, dass es zentral liegt; und dass für die rasche medizinische Versorgung bei einem Notfall ein Arzt in der Nähe ist."

Denn in der Beratungsstelle geben Günzel und ihr ehrenamtlich arbeitendes Team nicht nur hilfreiche Informationen an Eltern herzkranker Kinder weiter. Wöchentlich kommt in den Räumen auch eine Krabbelgruppe zusammen, geleitet von einer Sozialpädagogin und Trainerin. "Das ist auch ein wichtiger Erfahrungsaustausch für die Eltern." Durch die Nachbarschaft zur Praxis des Kinderarztes Dr. Daniel Nemecek und die auch durch Linienbusse gut bediente Lage eignen sich die selber gefundenen Räume als Anlaufstelle für betroffene Familien aus der gesamten Region Düsseldorf/Köln deutlich besser als eine vom Rathaus angebotene Alternative an der Industriestraße.

Günzel bedauert, dass das ehrenamtliche Engagement und das hilfreiche Wirken des Vereins nicht durch einen laufenden Zuschuss von Stadt oder auch Land gewürdigt wird. "Solch ein Zuschuss wäre für die Planungssicherheit schon sehr wichtig. Kommt über Spenden und Sponsoren nicht genügend Geld zusammen, dann müssten wir Beratungsstelle und Sportgruppen schließen." Bei den nach Alter gestaffelten Bewegungsangeboten für herzkranke Kinder ab drei Jahren im SGL-Zentrum und in der Wilhelm-Würz-Halle muss sicherheitshalber immer ein Arzt anwesend sein. "Das ist natürlich ein hoher Kostenfaktor."

Der Großteil der Spenden an die Kinderherzhilfe sind zweckgebunden. "Wir unterstützen Kinderkliniken in Solingen, Leverkusen und Köln, außerdem die Kinderkardiologie der Uni Köln und das Herzzentrum Duisburg." Gerade sei der Verein dabei, für Leverkusen ein Langzeit-EKG-Gerät anzuschaffen. 2008 wurde für etwa 27 000 Euro ein mobiles kardiologisches Untersuchungsgerät angeschafft, das im Richrather Krankenhaus St.Martinus sowie in Solingen, Hilden und Haan zum Einsatz kommt. Schon in den ersten vier Wochen danach sei mit diesem Gerät ein Kind gerettet worden, sagt Günzel. "Ohne die Untersuchung hätte es wahrscheinlich nicht überlebt. Allein dafür hat sich die Anschaffung schon gelohnt." In den 27 Jahren seines Bestehens habe der Verein mehr als eine Million Euro für medizinische Geräte ausgegeben.

In die jetzt am Marktplatz ansässige Beratungsstelle kommen Eltern herzkranker Kinder nach Günzels Worten in der Regel über Empfehlungen von Krankenhäusern oder niedergelassenen Kinderärzten. "Nach der Diagnose einer Herzkrankheit bei ihrem Kind wollen Eltern erst einmal reden, reden, reden... Dafür ist bei Ärzten mit vollen Wartezimmern keine Zeit, bei uns schon." Wichtig sei, dass die Betroffenen aussprechen, was sie bedrückt. "Wenn eine Operation bevorsteht, vermitteln wir zum Beispiel Kontakt zu Familien, die solch eine schwierige Situation selber bereits durchgestanden haben. Solch ein Austausch mit Betroffenen hilft ungemein."

Auch auf herzkranke Kinder zugeschnittene Erste-Hilfe-Kurse mit einem Lehrrettungsassistenten der Feuerwehr sowie therapeutische Reitkurse in Leverkusen-Reuschenberg bietet der Langenfelder Verein regelmäßig an.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort