Langenfeld Sie gestalten die "Spaß-Abende"

Langenfeld · Das Leben in Langenfeld findet der Comedian Hennes Bender irgendwie interessant. Auf der Bühne der Stadthalle fragt er sich in gewohnt quirliger Manier, wie es sich wohl anfühlt, wenn man im "rheinischen Gazastreifen" wohne. "Bei euch kann man in den Kneipen tatsächlich Kölsch und Alt bestellen, oder?", fragt der Bochumer in den fast ausverkauften Saal und wundert sich über den kräftigen Jubel: "Okay, ich sehe schon, ihr seid da sehr stolz drauf. Ich freue mich jedenfalls, euer Moderator sein zu müssen."

Der Bochumer führte durch die Revue der "Langenfelder Spaß-Abende". Im Rahmen des Kabarettfestivals treten in den kommenden Wochen verschiedene Künstler im Schaustall auf. Beim Auftaktabend in der Stadthalle gaben die einzelnen Akteure einen Vorgeschmack auf ihre Soloprogramme — und Hennes Bender bot zwischendurch einige Pointen aus seinem aktuellen Programm "Erregt!" — angereichert mit amüsanten Geschichten über Smartphone-Nutzer, Berliner Taxifahrer und seiner inzwischen fast schon legendären "Spongebob-Schwammkopf-Parodie."

Etwas verschrobener geht es bei dem "Ensemble Weltkritik" zur Sache. Das Leipziger Duo Bettina Prokert und Maxim-Alexander Hoffmann gastiert mit seinem Programm "Talentfest" am 30. November im Schaustall. Sie sei von der Arbeitsagentur zur Kabarettistin umgeschult worden, sagt Prokert und wundert sich über ihren sozialen Abstieg: "Obwohl ich 18 Semester studiert habe, ging es mit mir steil bergab. Da blieb im Grunde nur noch die Bühne." Die "totale Stimmungsmache" wollen die beiden liefern — erfolgversprechend. Denn die Mischung aus ostdeutscher Direktheit und Gesellschaftskritik kommt auch beim Publikum nach anfänglicher Skepsis schließlich gut an. Mit heiteren und teils improvisierten Liedchen singt sich das Duo aus der Krise.

Sensationell ist der Auftritt des Berliners Timo Wopp, der am 22. November im Schaustall auf der Bühne stehen wird. Der smarte Anzugträger kann nicht nur überheblich auf sein Publikum herabsehen ("Vergessen Sie bitte nicht: Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz"), er ist vermutlich auch der Erfinder eines ebenso spektakulären wie merkwürdigen Genres: "Jonglier-Kabarett".

Während er mit seinen drei Bällen unglaubliche Tricks vorführt, räsoniert er im Schnelldurchgang über die Beschleunigung des Arbeitsalltags, Informationsflut und Finanzkatastrophen. Er ist intelligent, überraschend, frech — und motorisch äußerst begabt. Kurzum: absolut sehenswert.

Das gilt auch für Barbara Ruscher. Die Kölnerin tritt am 28. November im Schaustall auf und wird "in diesen schweren Zeiten Trost spenden", wie sie mit melodramatischem Ton ankündigt. Gemeint ist damit wohl ihre Generalabrechnung mit "maximaler Frühförderung" in Akademikerfamilien und Bioladengängern, die selbst Weckmänner mit Dinkel backen. Die Bundesgartenschau hat sie zu einem herrlich gelangweilten und doppeldeutigen Lied inspiriert, in dem Blumen, Bienen, Sex und Allergie in völlig neuen Zusammenhängen dargestellt werden.

(dora)
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