Langenfeld Schul-System unter Druck

Düsseldorf · Während die Gesamtschule nur halb so viele Schüler aufnehmen kann, wie sie Anmeldungen verzeichnet, gehen der Kollwitz-Hauptschule die Schüler aus. Und jetzt kommen auch noch die geburtenschwächsten Jahrgänge.

Die Hauptschule verliert in Langenfeld weiter an Boden. An der Käthe-Kollwitz-Schule in Immigrath wurden für das kommende Schuljahr nur 16 Schüler angemeldet, an der katholischen Felix-Metzmacher-Schule in der Stadtmitte 45. Dies geht aus den Anmeldezahlen für 2010/11 hervor, die das städtische Schulamt auf RP-Anfrage mitteilte.

Für die Bildung einer Eingangsklasse in Jahrgangsstufe fünf schreibt das Land eine Mindestzahl von 18 Schülern vor. Friedrich Bergmeister, Rektor der Kollwitz-Schule, ist zuversichtlich, diese Hürde in den nächsten Wochen zu nehmen: "Da kommen noch Anmeldungen nach", sagte er gestern mit Blick auf die vielen Schüler, die an der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule keinen Platz gefunden haben.

535 Grundschul-Abgänger

An der von den Städten Langenfeld und Hilden gemeinsam betriebenen Richrather Gesamtschule kommen 110 Fünftklässler aus der Posthorn-Gemeinde unter. Etwa noch mal so vielen musste die Schule nach eigenen Angaben aus Kapazitätsgründen eine Absage erteilen. Laut Schulamt entfallen auf das Konrad-Adenauer-Gymnasium 145 Anmeldungen, auf die Kopernikus-Realschule 98 und auf die Johann-Gutenberg-Realschule 60. Für 53 der insgesamt 535 Grundschul-Abgänger liegen keine Anmeldungen in Langenfeld vor, das heißt, sie wurden vermutlich an auswärtigen Einrichtungen wie etwa der Marienschule in Opladen angemeldet.

Im Vergleich zum Vorjahr haben damit Gesamt- und Kopernikus-Realschule zugelegt (8 bzw. 7 Anmeldungen mehr), alle anderen Schulen verbuchen — etwaige Nachmeldungen ausgenommen — weniger Anmeldungen (KAG 7, Gutenberg- 27, Kollwitz- 8 und Metzmacher-Schule 1 weniger). Hierin macht sich unter anderem auch der Geburtenrückgang bemerkbar, der nach der Prognose des Schulamts die Zahl der Schüler an weiterführenden Schulen bis 2014 nochmals um ca. 15 Prozent verringern wird.

Und der die Politik zwingen wird zu reagieren — mit Schulschließungen, möglicherweise aber auch mit einem Umbau des bisher viergliedrigen Schulsystems. Kein Wunder also, dass dies — zwei Monate vor der Landtagswahl am 9. Mai — auch Thema der Haushaltsdebatte am Dienstagabend im Stadtrat war. So wandte sich CDU-Fraktionschef Peter Klinkers gegen die von SPD und Grünen befürwortete Einheitsschule und auch gegen eine Verlängerung der Grundschulzeit auf sechs Jahre. Mit Blick auf Hamburg, wo es im Sommer zu einem Volksentscheid kommen wird über das vom schwarz-grünen Senat beschlossene Modell einer sechsjährigen "Primarschule" und einer Zweigliederung mit Gymnasium und "Stadtteil-Schule", in der Haupt-, Real- und Gesamtschule zusammengefasst werden sollen, wetterte Klinkers: "In Hamburg macht die CDU den größten Fehler, nämlich eine Einheitsschule um den Preis der Regierungsbeteiligung einzurichten".

Helmut Konrad, Fraktionschef der Grünen, forderte dagegen einen "zweiten Gesamtschulstandort" für Langenfeld, um möglichst allen Kindern, deren Eltern dies wünschen, den Besuch dieser Schulform zu ermöglichen. Als "Gesamtschüler" hätten die heutigen Hauptschüler bessere Chancen auf dem Lehrstellenmarkt, glaubt Konrad. Deshalb gehören die Hauptschulen seiner Meinung nach abgeschafft: Deren "Image" sei so schlecht, das sei nicht mehr zu reparieren.

(RP)
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