Langenfeld/Monheim Schützen, Schüler und Soldaten gedenken der Kriegstoten

Langenfeld/Monheim · "Du kannst dir nicht vorstellen, was ein Mensch dem Menschen anzutun vermag", schreibt ein junger französischer Soldat 1915 in einem Brief an seine Mutter. Wenige Tage später stirbt auch er in einem der Schützengräben des Ersten Weltkriegs.

 Eine Delegation der Schützen legte gestern auf dem Friedhof in Richrath einen Kranz zu Ehren der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft nieder.

Eine Delegation der Schützen legte gestern auf dem Friedhof in Richrath einen Kranz zu Ehren der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft nieder.

Foto: matzerath

Zum Volkstrauertag lasen gestern fünf Schüler der Kopernikus-Realschule auf dem Richrather Friedhof den eindringlichen Frontbericht vor — bei der Langenfelder Gedenkfeier zu Ehren der Weltkriegstoten sowie aller Opfer von Gewaltherrschaft.

David Felsner, Annalena Hurban, Lea Lang, Leona Lemmen und Sabrina Morawe spannten den Bogen bis in die Gegenwart — mit einer Aufzählung von Ländern, in denen heute Krieg und Gewalt herrschen. "Gewalt kann nicht das Mittel sein, um Konflikte zu lösen. Es ist wichtig, dass wir uns das immer wieder bewusst machen", erklärte Manfred Stuckmann, Vorsitzender des örtlichen Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK). Vor knapp 100 Zuhörern warnte er vor einer "Verrohung der Gedanken", die vor allem durch "fehlende Herzenswärme" entstehe. "Ein schleichender Prozess. Wir sind alle aufgefordert, etwas dagegen zu unternehmen."

In Monheim war zum Volkstrauertag eine Abordnung der Bundeswehr dabei. Die Soldaten des in Hilden stationierten Feldjäger-Regiments II legten einen Kranz am Ehrenmal nahe der Freilichtbühne an der Kapellenstraße nieder. Die Ansprache hielt Diakon Josef Kürten, der den Begriff der "Feindesliebe" aus dem Matthäus-Evangelium aufgriff: "Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgten, damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel", heißt es darin. "Wir sollten Fremden und Andersartige nicht feindselig und verachtend begegnen, unsere Gegner nicht ausliefern oder unterwerfen und nicht die Prinzipien von Recht und Güte aufgeben", betonte Kürten. Auch in der Gegenwart gebe es unzählige Beispiele für Anfeindungen und Gewalt. Dagegen empfiehlt der 77-Jährige "Toleranz, Konfliktfähigkeit und Sensibilität, um auch bei Feinden das Gemeinsame und Verbindende zu finden". Organisiert wurde die Gedenkstunde vom Heimatbund Monheim, dem VDK und dem Sozialverband VdK, ehemals "Verband der Kriegsbeschädigten".

In beiden Städten nahmen neben den Bürgermeistern Daniel Zimmermann und Frank Schneider auch Delegationen der Feuerwehr und von Schützenvereinen an den Gedenkstunden teil. "Der Volkstrauertag ist für die Gesellschaft wichtig", meinte Dieter Sturm vom Heimatbund. "In Afghanistan sind bisher mehr als 50 deutsche Soldaten gefallen. Das sollten wir uns gerade heute bewusst machen."

(dora)
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