Monheim Schüler machen sich stark gegen Süchte

Monheim · Die Achtklässler der Sekundarschule durchlaufen derzeit den Jugendschutzparcours "Stop & Go", in dem es um einen eigenverantwortlichen Umgang mit Themen wie Medien und Konsum geht. Das Jugendamt kooperiert dabei mit der Awo-Suchtberatung.

 Achtklässlerinnen der Sekundarschule haben im Haus der Jugend den Jugendschutzparcours absolviert und sich unter anderem mit dem Thema Sucht befasst.

Achtklässlerinnen der Sekundarschule haben im Haus der Jugend den Jugendschutzparcours absolviert und sich unter anderem mit dem Thema Sucht befasst.

Foto: Matzerath

Wozu dient überhaupt der Jugendschutz? Welche Gefahren bergen die neuen Medien? Ab wie vielen Stunden hat mein Medienkonsum Suchtcharakter? Wie wappne ich mich gegen die Verführungskünste der Werbung? 23 Achtklässler der Sekundarschule durchliefen gestern den Jugendschutzparcours "Stop & Go", das ist ein neues pädagogisches Projekt der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NRW, mit dem Schüler spielerisch an Themen des Jugendschutzes herangeführt werden sollen. Anhand von vier Stationen - gesetzliche Bestimmungen zum Jugendschutz, Medien, Sucht und Konsum - sollen die Schüler angeregt werden, ihre eigenen Erfahrungen einzubringen und sich zu den einzelnen Aspekten zu positionieren. "Die Arbeitsgemeinschaft will das Projekt, das bereits in Thüringen erfolgreich getestet wurde, flächendeckend in NRW einführen und wir haben uns als Modellkommune bereiterklärt, es mit unseren Kooperationspartnern weiterzuentwickeln", sagt Simone Feldmann, Leiterin des Bereichs Kinder, Jugend und Familie.

Matthias Brauße von der Awo-Suchtberatung beispielsweise hat einen "Suchtsack" mitgebracht, aus dem die Schüler dann nacheinander eine Computermouse, eine Tablettenpackung, Zigaretten und Alkohol als potenzielle Suchtmittel zutage förderten. "Mir war zum Beispiel neu, dass auch Kaffee süchtig machen kann", erklärt die 13-jährige Lara nach der Abschlussrunde. "Wir haben dann gemeinsam Alternativen zu diesen Mitteln für ein kurzfristiges Glücksgefühl erarbeitet, wie etwa mit Freunden oder den Eltern reden, wenn einen der Schulfrust drückt", so Brauße.

Fabian Andrick von der Jugendförderung, der die Station Medien betreut, hat den Achtklässlern einen Video-Blog von LeFloid zum Thema "YouNow", eine Live Stream Video Chat-App, gezeigt, in der der Youtube-Star auf die Gefahren dieser ungefilterten, weil spontanen Daten- und Bildweitergabe hinweist. LeFloid genieße unter Jugendlichen schließlich eine gewisse Autorität. Dass man im Internet grundsätzlich sehr zurückhaltend mit persönlichen Daten umgehen sollte, haben jetzt alle begriffen und als wichtige Erkenntnis mitgenommen. "Das ist sehr wichtig, weil das Smartphone heute ein bedeutender Teil unseres Lebens ist", sagt Selina (13). Immerhin geben die meisten Schüler ihren täglichen Konsum mit zwei bis vier Stunden an.

Die 13-jährige Lara bekennt, dass sie sich bei ihrem Konsumverhalten durchaus von den Youtuberinnen beeinflussen lässt, die bei ihren Einkaufspräsentationen Produkte einer bestimmten Drogerie-Kette anpreisen. "Mir ist auch wichtig, Markenprodukte zu tragen", sagt sie freimütig. Das lehnt Marina für sich ab. Die 15-Jährige beteuert auch, grundsätzlich nicht mit Menschen per Internet zu kommunizieren, die sie nicht kennt. Selina hat überdies gelernt, dass die Jugendschutzbestimmungen nicht immer ausreichen. So seien koffeinhaltige Energy-Drinks zwar keiner Altersbeschränkung unterworfen, aber für Kinder sicherlich schädlich.

Es gehe daher auch darum, den Sinn der gesetzlichen Bestimmungen zu ergründen, um zu gucken, wie man seine Freiräume verantwortungsvoll nutzt. Man muss lernen, sich selber einzuschätzen, erklärt Jill Kessel vom Erzieherischen Kinder- und Jugendschutz der Stadt den Jugendlichen, die den Parcours gemeinsam mit Eva Heggemann organisiert hat. "Da sich Eltern und Lehrer oft nicht so gut mit den modernen Medien auskennen, ist es wichtig, dass die Kinder einen eigenverantwortlichen Umgang erlernen", ergänzt Feldmann. Es ist geplant, dass künftig alle achten Klassen der weiterführenden Schulen in Monheim den Jugendschutzparcours durchlaufen können.

(RP)
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