Langenfeld/Monheim Schnee legt Berufsverkehr lahm

Düsseldorf · Der Winterdienst der Stadt verfehlte seine Wirkung: Selbst die Hauptverkehrstraßen waren von rutschigem Schneematsch bedeckt. Insbesondere der öffentliche Nahverkehr hatte erhebliche Verspätungen.

Der ADAC-Winterreifentest 2009
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Foto: ADAC

"Ich hatte heute gefühlte 100 Anrufe", erklärt Christiane Galdiks, Schulsekretärin an der Kopernikus-Realschule, erschöpft. Anrufe von Schülern, die ihre verspätete Ankunft melden wollten — weil wegen der glatten Straßen Busse und S-Bahnen erheblich verspätet kamen — oder gar nicht.

Unter anderem auf der Berghausener Straße staute sich der Verkehr bis Monheim. "Ich brauchte von der Autobahnabfahrt bis zur Schule eine Dreiviertel Stunde", bestätigt Anne Ackers-Weiß, Leiterin der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule. 30 Prozent ihrer Schüler fehlten zum Unterrichtsbeginn. Die meisten trudelten erst im Lauf des Vormittags ein.

Der Betriebshof bemisst den Hauptstraßen gerade wegen des öffentlichen Nahverkehrs zwar höchste Priorität ein. Das Resultat des Winterdienstes erschöpfte sich jedoch in einer mehr oder minder aufgewühlten Schneematschschicht, die sehr diszipliniertes Fahren erforderte.

"Bei Temperaturen bis -9 Grad kann das Salz nicht wirken", erläutert Willi Koch, stellvertretender Betriebshofleiter. Der Frost drücke jetzt aus tieferen Bodenschichten nach oben. Schon am Sonntag hätten seine Mannen der Schneemassen kaum Herr werden können. "Allein um den Katzberg für die Busse freizuhalten, mussten wir jede halbe Stunde dort vorbeifahren."

Lkw stellte sich quer

Der ehrgeizige Versuch der Bahnen der Stadt Monheim, den normalen Betrieb zu fahren, wurde dabei von anderen Verkehrsteilnehmern vereitelt. "Am Waldschlösschen legte sich ein Lkw quer, so dass der 791er Bus festsaß", erklärt Geschäftsführer Detlef Hövermann. Die Linie konnte zeitweise nicht bedient werden, auch andere Busse hatten Verspätungen, wenn auch die Verbindungen "grundsätzlich standen".

Die Polizei meldet für Monheim und Langenfeld insgesamt sechs Unfälle, allesamt mit Blechschäden. "Da die Gefahr so offensichtlich ist, fahren die meisten Leute vorsichtig", erklärt Hubert Ibisch, Leiter der Polizeiwache Langenfeld. Ihm seien bei seinen Fahrstunden nur wenige Autofahrer aufgefallen, die zu schnell unterwegs waren oder zu dicht auffuhren, erklärt Dietmar Grafweg, Inhaber der gleichnamigen Fahrschule. Das seien auch schon die Kardinalfehler bei solchen Straßenverhältnissen.

"Viele geben auch beim Anfahren zu viel Gas, das können nur moderne Systeme wie ESP und ASR ausgleichen", sagt er. Bei ältere Autos erkennt man diesen Fehler an den durchdrehenden Reifen. Er empfiehlt unsicheren Fahrern, in einer ruhigen Seitenstraße einmal das Verhalten des eigenen Wagens, etwa beim Bremsen, zu testen. "Auch um zu sehen, wie weit er rutscht."

Schreck bei ABS

Bei der Gelegenheit könne man sich auch schon einmal an die knirschenden Geräusche des ABS gewöhnen. "Viele kriegen nämlich erstmal einen Riesenschreck und steigen wieder vom Bremspedal." Wichtig sei auch, Kurven in angepasstem Tempo zu nehmen.

Außerdem müsse man damit rechnen, dass sich beim Abbiegen von einer Haupt- in eine Nebenstraße die Straßenverhältnisse schlagartig ändern. Trotz der gestrigen "ungewöhnlich schwierigen Bedingungen" seien seine Fahrschüler froh gewesen, dass sie Schneeglätte einmal unter fachlicher Anleitung ausprobieren konnten.

Mit der Glätte kamen indes selbst Fußgänger nicht gut zurecht. Im St. Martinus-Krankenhaus suchten gestern zehn Patienten wegen wetterbedingter Verstauchungen oder Knochenbrüche die Ambulanz auf, in Monheim waren es zwei.

Schneeschieber und Streusalz

Des einen Leid ist des anderen Freud: Heinz-Werner Gonsior, Leiter des Toom-Baumarktes, hatte auf einen weißen Winteranfang gesetzt — und konnte seit Samstag einen verstärkten Absatz von Artikeln wie Streusalz, Schneeschiebern, Straßenbesen und Schlitten verbuchen. Dass er die Waren gleich zweimal im Jahr so gut verkaufen kann, sei allerdings atypisch, räumt er ein.

(RP)
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