Langenfeld Schlechtes Zeugnis für S-Bahn-Verkehr

Langenfeld · Nach dem Jahresbericht des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr ist die S 68 unzuverlässig. Kritik am S-Bahnhof Berghausen.

Wer sich als Berufspendler auf die S-Bahnlinie S 68 verlässt, hat allen Grund zu klagen. Diese Linie, die morgens zu den Hauptverkehrszeiten gemeinsam mit der S 6 den Zehn-Minuten-Takt unter anderem zwischen Langenfeld und Düsseldorf garantieren soll, ist so unzuverlässig wie keine andere S-Bahn-Verbindung im Tarifraum des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR). 9,4 Prozent aller S-68-Fahrten seien im vergangenen Jahr ausgefallen, rechnet der VRR in seinem jetzt vorgelegten Qualitätsbericht 2013 vor. In Bezug auf die festgestellten Verspätungen nimmt die S 68 mit durchschnittlich knapp zwei Minuten Verzug ebenfalls die negative Spitzenstellung ein, gefolgt von der hauptsächlich die beiden Langenfelder S-Bahnhöfe anfahrenden S 6 (durchschnittlich 1,2 Minuten Verspätung).

"Die S 68 ist das schwächste Glied in der Kette", meinte VRR-Pressesprecher Johannes Bachteler auf Anfrage der RP. Wenn irgendwo im Rhein-Ruhr-Streckennetz ein Zug fehlt, ziehe die Bahn vorrangig oft ein für die S 68 gedachtes Fahrzeug ab. Gleiches gelte bei plötzlich auftretenden Personalproblemen. "Für den Fahrgast, der tatsächlich die S 68 nutzen will, ist das natürlich nicht befriedigend", räumte Bachteler ein. "Auch wir vom VRR sind davon nicht begeistert." Aber die Bahn müsse aus betriebstechnischen Gründen hin und wieder unpopuläre Entscheidungen treffen. Für die auf der S 68 nicht erbrachten Vertragsleistungen würden dann entsprechende Beträge abgezogen.

Mit ein Hauptgrund für Ausfälle und Verspätungen: Auf der von Essen über Düsseldorf und Langenfeld nach Köln führenden Linie S 6 werden die ältesten Fahrzeuge der beiden Verkehrsverbünde VRR und Rhein-Sieg (VRS) eingesetzt. Laut Dirk Pohlmann vom Bahn-Unternehmen DB Mobility Logistics AG stammen die ab 1984 gefertigten Triebwagen noch aus dem Bestand der DDR, die daran angehängten so genannten X-Wagen seien gar bis zu 35 Jahre alt. "Natürlich ist so eine Lok mit einzelnen Waggons im S-Bahnverkehr heute ungewöhnlich und der Komfort in den X-Wagen nicht mehr zeitgemäß." Aber diese auf der S 6 und S 68 eingesetzte Konstruktion sei ein Auslaufmodell.

Nach Bachtelers Angaben sollen die im Qualitätsbericht auch von den VRR-Profitestern hinsichtlich ihres Zustands und Erscheinungsbilds als unterdurchschnittlich bewerten Oldtimer im Dezember 2014 durch modernere ET-422-Züge ersetzt werden. Statt einzelner Waggons mit Zwischentüren wird es in den neuen Zügen einen durchgängigen, klimatisierten und per Videokamera überwachten Innenraum geben. So wie es auf anderen Linien in der Region längst Standard ist. Die ab Dezember auf der Langenfelder Strecke fahrenden Züge sind nicht neu, sondern verkehren zurzeit auf den Linien S 5 und S 8. Dort wurde laut Bachteler ein neuer Verkehrsvertrag abgeschlossen, so dass die heutigen Züge dort nicht mehr benötigt und für die S 6/68 verfügbar werden. "Wir erwarten, dass mit den modernen Fahrzeugen die Probleme der Vergangenheit auf dieser Linie zurückgehen."

Zusammen mit dem Qualitätsbericht 2013 legte der VRR seinen alljährlichen Stationsbericht vor. Viermal hatten die eigenen Tester jeden einzelnen S-Bahnhof im gesamten Tarifgebiet aufgesucht. Dem Langenfeld-Berghausener Haltepunkt gaben sie von drei möglichen Einstufungen die schlechteste Bewertung: einen roten Punkt. Vor allem Graffiti-Schmierereien sowohl auf dem Bahnsteig als auch an den Zugangstreppen stachen den Testern negativ ins Auge. "Bei vier Besichtigungsterminen im Jahr sind nur Momentaufnahmen möglich", relativierte der zuständige Düsseldorfer Bahnhofsmanager Peter Grein die negative Bewertung. "Gut möglich, dass die Schmierereien erst kurz vor dem Besuch der VRR-Tester am Berghausener S-Bahnhof angebracht wurden." Denn nach dem Anti-Graffiti-Programm der Bahn seien Schmierereien eigentlich spätestens nach einer Woche entfernt.

(RP)
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