Langenfeld/Monheim Rutschpartie in der City

Düsseldorf · Gestern Morgen konnten sich gerade ältere Fußgänger in der Langenfelder Fußgängerzone wegen der vereisten Schneedecke nur vorsichtig fortbewegen. Die Krankenhäuser meldeten mehrere sturzbedingte Brüche.

 Das Streusalz soll in diesem Winter nicht noch einmal knapp werden.

Das Streusalz soll in diesem Winter nicht noch einmal knapp werden.

Foto: ddp, ddp

Gestern Vormittag, 11 Uhr in der Fußgängerzone Solinger Straße: Das Räumfahrzeug hat zwar eine breite Schneise in die zertretene und dann überfrorene Schicht Schnee gefräst, aber zurück bleibt eine immer noch von zahlreichen Eisinseln durchwachsene Fläche. Die Mechanik des Gehens, das Vorwärtsschieben des Körpers durch das abwechselnde Abstoßen der Füße vom Boden, kann unter solchen Bedingungen leicht mit einem Sturz enden, wenn nämlich das Stützbein keinen Halt findet und wegrutscht. "Man muss vorsichtig gehen, aber auch nicht ängstlich, sonst fällt man erst recht", weiß Judith Siegen (79). Außerdem müsse man vernünftige Schuhe mit Profilsohlen tragen, empfiehlt die Seniorin. Unter adäquatem Schuhwerk versteht Christian Monreal von Fischer Schuhtechnik Schuhe mit Winterprofilsohle aus einem "geduldigeren" Material, das sich den Winterreifen gleich an den Boden schmiegt.

Eislaufbahn ist weniger rutschig

Fest steht, am späten Vormittag ist der am meisten frequentierte Platz der Stadt nicht gefahrlos passierbar. So müssen sich Tim und Natascha Skrypzak ordentlich gegen den Kinderwagen stemmen, um das kleinrädrige Vehikel durch die vereiste Hubbellandschaft zu bugsieren. Sie haben am Morgen schon etliche Beinahstürze beobachtet. Auch Mounir Elbouazzaoui, der die Eislaufbahn betreut, schätzt die Rutschgefahr außerhalb des Zeltes höher als als auf seinem Arbeitsplatz. "Über die glatte Eisfläche laufe ich ganz normal."

Etliche Menschen haben am Wochenende schmerzhaften Kontakt mit dem Boden gehabt. Das Monheimer St.-Josef-Krankenhaus hat am Samstag und am Montagmorgen insgesamt 20 Patienten mit witterungsbedingten Verletzungen behandelt. "Darunter waren auch komplizierte Frakturen, die stationär und operativ behandelt werden mussten", erklärt Pressesprecherin Cerstin Tschirner. Auch das St.-Martinus-Krankenhaus Langenfeld meldete gestern aus der Ambulanz: "brechend voll". Allein von 7 bis 13 Uhr wurden sechs gestürzte Patienten mit Frakturen und anderen Verletzungen eingeliefert.

Die Autofahrer haben nach einer Woche Winter offenbar ihren Fahrstil den Straßenverhältnissen angepasst: Die Polizei hat am Wochenende in Langenfeld nur sieben Unfälle aufgenommen, in Monheim einen, kreisweit ereigneten sich 27 Unfälle, am Montag 16. "Das waren meist nur kleinere Parkrempler oder ein kurzes Auffahren mit geringen Schadenssummen", erklärt Pressesprecher Frank Sobotta. "Da die Schuldfrage oft feststeht, einigen sich viele Autofahrer, ohne uns zu rufen", heißt es in der Leitstelle der Polizei. Insgesamt lasse sich beobachten, dass der vereiste Schneematsch auf den Straßen den Verkehr hemmt und Staus provoziert. "Durch den zur Seite geräumten Schnee ist die Fahrbahn verengt, Gegenverkehr ist nicht mehr problemlos möglich."

Vorsätzlich in Gefahr

Unterdessen schmilzt in den Silos des Betriebshofes der Salzvorrat. "Wir haben am Sonntag bis 22 Uhr gestreut und am Montagmorgen ab 4 Uhr", erklärt sein kommissarischer Leiter Gerhard Lindner. Der Betriebshof habe bisher an die 90 Tonnen Salz auf Straßen und öffentlichen Plätzen verstreut. Die meisten Bürgersteige fielen in die Zuständigkeit der Hauseigentümer, sagt er und was die Radwege angeht, verweist er auf § 1 der Straßenverkehrsordnung. "Wer bei dieser Witterung Rad fährt, begibt sich vorsätzlich in Gefahr", erklärt er. Das sieht Jutta Lincke vom ADFC anders: In Monheim seien die benutzungspflichtigen Radwege geräumt, überdies könne man ja auf die Straße ausweichen. Außerdem wagten sich jetzt ohnehin nur sehr geübte Fahrer auf den Sattel.

(RP)
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