Langenfeld Raus? Gern, aber bitte mit Navi

Langenfeld · Der moderne Mensch braucht moderne Anreize, um die Natur für sich zu entdecken: Beim Geocachen wird per GPS-Koordinaten nach Schätzen an verlorenen Plätzen gesucht. Nicht immer zur Freude der Waldschützer.

 Albert Schimmel, Gründer des Cacher-Shops, findet, dass sich die Cacher-Szene zeitgemäß "grün" präsentieren müsse: "Umwelt und Nachhaltigkeit sind wichtige Themen."

Albert Schimmel, Gründer des Cacher-Shops, findet, dass sich die Cacher-Szene zeitgemäß "grün" präsentieren müsse: "Umwelt und Nachhaltigkeit sind wichtige Themen."

Foto: Janicki, Dietrich

Schnitzeljagd 2.0 oder GPS-gestützter Waldspaziergang könnte man das Geocaching auch nennen. Dabei geht es darum, Schätze zu finden. Meist sind diese Caches wasserdichte Behälter, in denen Tauschobjekte wie "Geocoins", kleine individuell geprägte Münzen stecken.

Und ein Logbuch, in dem sich der Finder verewigen kann. Dabei gilt: je weiter oben, desto besser. Unter eingefleischten Cachern gebe es viele "FTF-Jäger". Bitte was? "First to find" erklärt Kirsten Tochtrop vom Cacher-Shop Mettmann. Sie schätzt, dass wenn man einen neuen Cache in Langenfeld oder Monheim veröffentlichte, es allenfalls eine halbe Stunde dauere, bis der erstmals "gelogt" werde. Mehr als fünf Millionen registrierte Mitglieder hat allein die Internetseite geocaching.com (siehe Info), wo Nutzer Koordinaten eingeben und einsehen und mit Gleichgesinnten kommunizieren können.

Unterhält man sich mit Geocachern, so bekommt man häufig zu hören, dass das Reizvollste an ihrem Hobby sei, Plätze kennenzulernen, die sie sonst nie kennengelernt hätten. Gebraucht wird dazu außer einem GPS-fähigen Gerät (Navi oder Smartphone) und der Freude daran, an der frischen Luft zu sein, nichts. Mittlerweile gibt es sogar einen eindrucksvollen Bildband von TV-Mann Bernhard Hoecker über solche abgelegenen "Lost Places". Konflikte mit Waldbesitzern und Jägern indes sind da vorprogrammiert. Besonders das nächtliche Cachen in wildreichen Revieren stellt ein Problem dar.

Albert Schimmel, Gründer des Cacher-Shops, findet, dass sich die Cacher-Szene zeitgemäß "grün" präsentieren müsse: "Umwelt und Nachhaltigkeit sind wichtige Themen gerade." Naturschutzgebiete und Biotope sollen tabu sein, mit den anderen Interessengruppen müsse dringend ein Ausgleich gefunden werden. Man sei dazu ständig miteinander im Gespräch, so Schimmel. Aber: "Es gibt halt Jäger und Jäger."

Rätselsuche

Was aber sind das für Menschen, die da durch Wald und Flur streifen und Rätsel lösen, um die Koordinaten des nächsten Schatzes zu erhalten? "Ganz unterschiedlich", sagt Tochtrop und schaut kurz auf von ihrem Bildschirm, sie ist gerade sehr beschäftigt. "Vom Bayer-Vorstand bis zur Putzfrau", sagt Schimmel (selbst Jahrgang 1977). Gemein sei ihnen Outdoor- und Internetaffinität. Es ist ein Hobby auch und gerade für solche, die früher Spaß an "yps" (Zeitschrift für kleine Tüftler) hatten. Schimmel jedenfalls schmunzelt lausbübisch, als er den Cache am Briefkasten des Ladens zeigt. Was rein äußerlich wie ein Schneckenhaus ausschaut, entpuppt sich als Behältnis für einen Log. Der Fantasie seien keine Grenzen gesetzt, bis zu fünf neue Produkte kämen täglich zum Sortiment hinzu. Viele davon selbst entworfen und produziert. Und der nächste Trend stehe schon vor der Türe: die "Urban Explorer" täten sich vor allem im städtischen Umfeld um.

(maxl)
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