Langenfeld/Monheim Raucherkneipen müssen sich umstellen

Langenfeld/Monheim · Ab dem 1. Mai darf nur noch draußen geraucht werden. Gäste sind verärgert, Wirte befürchten Umsatzrückgänge.

Das bringt die Nichtraucherschutz-Novelle
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Foto: NGZ

Dietrich Brandt (56) steht mit einem Bier in der Hand an der Theke des Hildener Bauereiausschanks Alter Markt. Er ist gerne Gast in der Raucherkneipe. Was ihn jedoch ab dem 1. Mai erwartet, ärgert ihn. "Dann muss ich mit der ganzen Bande hier raus und vor der Tür rauchen."

Ab nächstem Monat gilt das geänderte Nichtraucherschutzgesetz NRW, das das Rauchen unter anderem in Gaststätten, Diskotheken, Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie in Volksfestzelten verbietet. Stammgast Uwe Gehlhaar aus Langenfeld überlegt, ob er künftig noch kommen wird. "Rauchen gehört zur Kneipenkultur und zu Volksfesten dazu", erklärt der 46-Jährige. "Vielleicht kommt ja jetzt wieder die Zeit der Partykeller, wo man sich mit einem Fässchen Bier privat trifft."

Ängstlich blickt nach eigenen Worten Lothar Mohr (60) der nahen Zukunft entgegen. Seit 1979 betreibt der Gastwirt die an der Solinger Straße in Langenfeld gelegene Kultkneipe "Flohmarkt" — und der Glimmstängel gehört nach seiner Schätzung für 80 bis 90 Prozent seiner Gäste dazu.

Als er nach dem in NRW Mitte 2008 gesetzlich verordneten Nichtraucher-Schutz kurzerhand einen Raucherclub installierte, habe er mehr als 1000 Ausweise als Lizenz zum Weiterpaffen verteilt. Seit der Lockerung des Rauchverbots für Kneipen unter 75 Quadratmeter sei das nicht mehr nötig gewesen, allerdings durften danach wegen des geduldeten Zigarettenqualms nur noch Erwachsene den Flohmarkt besuchen.

Ob die Kundschaft auch weiterhin in die Kneipe strömt, wenn sie dort ab Mai nicht mehr rauchen darf? "Ich hoffe es sehr", sagt Mohr. "Aber einige haben schon gesagt, dass sie sich Fußballspiele künftig lieber zu Haus mit Zigarette ansehen werden." Zumindest für die Anfangsphase erwartet Mohr für sich und andere Gaststätten Einbußen. "Viele kämpfen ohnehin schon ums Überleben und werden dicht machen." Erschwerend hinzu kämen wegen des strikten Rauchverbots in den Gasträumen ab Mai wohl vielerorts Beschwerden von Nachbarn.

Die befürchtet auch Marcel Mayer (29), seit einem Jahr Wirt der traditionsreichen Monheimer Altstadtkneipe "Spielmann". Bisher habe er in dieser Hinsicht keine Schwierigkeiten gehabt, sagt Mayer, der sein Lokal an den Wochenenden erst weit nach Mitternacht schließt. "Aber wenn nur noch draußen geraucht werden darf, wird der Lärm zunehmen."

Diese Tendenz erwartet auch der Langenfelder Ordnungsamtschef Christian Benzrath. "Bislang gab es solche Beschwerden nur vereinzelt, das könnte sich deutlich ändern. Ich hoffe aber auf Verständnis von Anwohnern und Rücksichtnahme der Raucher."

Aus Sicht seiner Behörde sei es positiv, dass ab Mai Ausnahmeregelungen entfallen. "Für unsere Außendienstmitarbeiter wird die Überwachung einfacher. Sie müssen nicht mehr mit Wirten darüber streiten, ob ein Gastraum fürs Rauchen zu groß oder zu klein ist. Es ist jetzt schlichtweg verboten." Ähnlich äußerte sich Benzraths Monheimer Amtskollege Uwe Trost: "Endlich gibt es eine klare Kante".

Pascal Marquigny vom Vorstand des deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) sieht schwierige Zeiten insbesondere auf Eckkneipen zukommen. "In Restaurants hat es sich mittlerweile etabliert, nicht zu rauchen." Christian Jäger, Dehoga-Geschäftsführer für den Kreis Mettmann, sieht noch nicht Hopfen und Malz verloren: "Kneipe ist mehr als Bier und Zigaretten."

Um weiterhin rentabel zu wirtschaften, müssten sie mehr Nichtraucher anlocken. "Zum Beispiel durch ein moderneres Erscheinungsbild, durch ein geändertes Getränkeangebot — der Bierkonsum ist seit Jahren rückläufig, die Leute trinken mehr Mischgetränke — oder durch gemeinsames ,Tatort'-Gucken." Alles Dinge, die mit wenig Geld zu verwirklichen seien.

(RP/rl/EW)
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