Openair statt Moschee 600 Muslime feiern Fastenbrechen im Monheimer Stadion

Monheim · „Brüder, setzt die Masken auf und haltet Abstand“, hieß es zum Zuckerfest, das coronabedingt unter freiem Himmel stattfand. „Bei uns ist Multi-Kulti gelebte Sportwirklichkeit, in allen Altersgruppen spielen auch viele Muslime Fußball“, sagt der 1.-FC-Monheim-Vorsitzende Werner Geser.

Die Gläubigen auf dem Platz des 1. FC Monheim hielten vorschriftsgemäß Abstand untereinander.

Die Gläubigen auf dem Platz des 1. FC Monheim hielten vorschriftsgemäß Abstand untereinander.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Selbst in Metropolen der muslimischen Welt müssen große Moscheen wegen der Corona-Pandemie geschlossen bleiben, und auch für die türkisch-islamische Ditib-Gemeinde in Monheim wäre das gemeinsame Beten zum Ende des Fastenmonats Ramadan wegen der Hygienevorschriften nicht durchführbar gewesen. Die rund 200 Gemeindemitglieder hätten in der Osman-Gazi-Moschee an der Niederstraße die Abstands-Vorschriften kaum einhalten können, so dass am gemeinsamen Gebet, wenn überhaupt, nur wenige Gläubige hätten teilnehmen können. In Monheim fand man jedoch für das Problem eine besondere Lösung. Der Fußballplatz des 1. FC ermöglichte am Sonntagmorgen rund 600 Gläubigen, darunter auch drei Muslima, in Reih und Glied und mit Abstand an der vom Imam Sitgi zelebrierten Gebetsfeier unter freiem Himmel teilzunehmen. Das Fest zum Fastenbrechen Id al-Fitr (Zuckerfest), das den Abschluss des vierwöchigen Fastenmonats markiert, gilt mit als höchster Feiertag für Muslime. Der Ramadan zählt zu den fünf Säulen des Islams. Wie bereits beim laufenden Moschee-Bau im Berliner Viertel erwies sich Daniel Zimmermann (Peto) einmal mehr auch als Bürgermeister für die muslimischen Bürger. Er hatte die Idee des Openair-Gottesdienstes im Rheinstadion. Bei Werner Geser, 1. Vorsitzender des 1. FC Monheim, fand Zimmermann ein kooperativ offenes Ohr. So konnte der Fußballgott, der ohnehin aktuell pausieren muss, am Sonntag einmal seinen Platz Allah überlassen. „Bei uns ist Multi-Kulti gelebte Sportwirklichkeit, in allen Altersgruppen spielen auch viele Muslime Fußball“, sagt Geser.

Das geschützte Sportareal des Rheinstadions umfasst insgesamt mehr als 20.000 Quadratmeter, der Fußballplatz nach DFB-Norm hat mehr als 7200 Quadratmeter. Auch wenn Platz reichlich vorhanden ist, so wollte Geser dennoch sicherstellen, dass die Corona-Vorschriften eingehalten werden. „Wir haben uns zuvor mit Vertretern der türkischen Gemeinde getroffen und die Organisation im Detail wie etwa die Einlasskontrolle sowie die Überwachung der Abstände auf der Anlage besprochen“, sagt Geser.

„Brüder, setzt die Masken auf und haltet Abstand“, die freundliche, aber bestimmte Ermahnung der Görevli, freiwilligen Helfer, war bereits am Einlass zu hören. Dort mussten auch Formulare zur Besuchererfassung ausgefüllt werden. Zamadan Akcora, Vorsitzender der türkisch-islamischen Gemeinde in Monheim, hatte ein aufmerksames Auge auf die Gäste, die nicht nur zudem aus der hiesigen marokkanisch-islamischen Gemeinde, sondern auch aus dem größeren Umkreis kamen.

Die Muslime beteten dort, wo sonst Fußball gespielt wird.

Die Muslime beteten dort, wo sonst Fußball gespielt wird.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

„Ich habe von einem Kollegen von dieser Feier gehört und will diese Gelegenheit nutzen, das Ende des Ramadan gemeinsam mit meiner Familie zu feiern“, sagt Faysal Hamame, der aus Düsseldorf gekommen ist. Gegen halb acht, nachdem die Gläubigen ihre Gebetsteppiche in süd-östlicher Richtung ausgerichtet haben, stimmt Imam Sitgi, mit trotz Mundschutz durchdringender Stimme, einige Suren aus dem Koran an. In seiner Ansprache unterstreicht Mohammed Adib, wie gut sich die muslimische Gemeinde in Monheim aufgehoben fühlt, bittet die Gläubigen um großzügige Spenden für den Moscheebau und wiederholt die Ermahnung, nach dem Gebet das Händeschütteln zu unterlassen und mit Abstand zueinander das Stadion zu verlassen.

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