Monheim Posse um Baumberger "Dreck Weg-Tag"

Monheim · In Monheim-Baumberg gibt es Ärger wegen des geplanten "Dreck-weg-Tags". Erst wollte der Kreis die ganze Aktion abblasen. Jetzt gibt es einen Kompromiss: Die Bürger dürfen nur auf den Wegen Müll sammeln, weil die Wasservögel brüten.

 Rheinufersäuberung in Baumberg. Der BAB-Vorsitzende Helmut Heymann (l.) und seine Mitstreiter hoffen für Samstag auf viele freiwillige Helfer, die am Rheinufer Abfall sammeln.

Rheinufersäuberung in Baumberg. Der BAB-Vorsitzende Helmut Heymann (l.) und seine Mitstreiter hoffen für Samstag auf viele freiwillige Helfer, die am Rheinufer Abfall sammeln.

Foto: Foto: RALPH MATZERATH

Seit mehr als 30 Jahren haben Mitglieder des Baumberger Bürgervereins zusammen mit Einzelpersonen, Schülern und Studenten am Rhein und im Wald Müll gesammelt. Zwei Tonnen kamen regelmäßig zusammen. Dieses Jahr hat sich zum ersten Mal der Kreis gemeldet: Die Untere Landschaftsbehörde verbot den etwa 70 Freiwilligen die Sammelaktion am 29. März, weil im Gebiet zwischen Haus Bürgel und Baumberg Wasservögel brüten. Helmut Heymann, der erste Vorsitzende des 400 Mitglieder zählenden Vereins, verstand die Welt nicht mehr. 30 Jahre habe man den "Dreck-weg-Tag durchgeführt — immer im März", beteuert Heymann.

Auf der Mitgliederversammlung in der vergangenen Woche hätten sich etliche Mitglieder aufgeregt über das Verbot. "Wir haben uns gefragt, warum wir all die Jahre dort aufräumen durften und es plötzlich nicht mehr geht und warum das Verbot nicht schon viel früher erteilt wurde", berichtet Heymann.

"Wir haben immer erst im Nachhinein erfahren, dass so eine Veranstaltung stattgefunden hat", sagt Karl Friebe von der Unteren Landschaftsbehörde. "Sonst hätten wir sicherlich schon vorher was gesagt." Kurios findet Heymann zudem, dass der Urdenbacher Bürgerverein — seit zehn Jahren findet die Aktion als Gemeinschaftsaktion mit den Düsseldorfern statt — aufräumen darf. "Die kommen mit rund 100 Personen. Der Sammelcontainer wird von beiden Städten bezahlt." Zum "Dreck-weg-Tag" werden rechtzeitig Traktoren bestellt und Erbsensuppe in Auftrag gegeben. "So kurzfristig kann ich das nicht umorganisieren", klagt Heymann.

Karl Friebe ist voller Verständnis für die fleißigen Müllsammler, aber "der Düsseldorfer Rheinabschnitt liegt im Landschaftsschutzgebiet. Da sind die Regeln nicht so streng", sagt Friebe. "In Monheim ist Naturschutzgebiet. Da dürfen die Wege nicht verlassen werden."

Ab dem 1. März beginnt die Brutzeit. Dieses Jahr fangen die Vögel wegen des milden Winters sogar besonders früh mit dem Nestbau an, weiß Friebe. Gleichzeitig seien die "Dreck-Weg-Aktivisten" besonders spät, nämlich Ende März, dran. "In den vergangenen Jahren haben die sich oft schon in der ersten Märzwoche getroffen", weiß Friebe. Da wurde kein Vogel gestört. Was also tun?

E-Mails wurden hin- und hergeschickt und nach Kompromissen gesucht. Helmut Heymann konnte den Termin nicht vorverlegen, denn wegen der langen Session seien etliche Bürgervereinsmitglieder "vorher mit dem Bau des Karnevalswagens beschäftigt". Außerdem müsse man gerade am Rhein erst das Frühjahrshochwasser abwarten. Vorher habe die Müllsammelaktion keinen Sinn.

Karl Friebe räumt ein, dass er es selbst kurios findet, dass Landschaftsschutz- und Naturschutzgebiet nahtlos aneinandergrenzen, aber "da sind nun einmal verschiedene Behörden zuständig." Für den gemeinsamen "Dreck-weg-Tag" gelten also auch unterschiedliche Spielregeln: Die Düsseldorfer dürfen zum Aufräumen die Wege verlassen, die Baumberger nicht.

Genauso sieht der Kompromiss aus: Bürgerverein und Behörde vereinbarten, dass die Baumbacher ihren Aufräumtag mit den genannten Einschränkungen durchführen dürfen. Die Urdenbacher haben gestern bereits signalisiert, dass sie diesmal ebenfalls freiwillig auf den Wegen bleiben wollen. Gleichzeitig lud Heymann einen Fachmann von der Unteren Landschaftsbehörde ein, schon bald vor den Baumbergern einen Vortrag über Landschaftsschutz zu halten.

Ihn Zukunft soll die Landschaft wieder früher im Jahr gesäubert werden, "denn keiner von uns will die Vögel in der Brutzeit stören", sagt Heymann.

(RP)
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