Langenfeld Polizei wirbt in der Moschee um Azubis

Langenfeld · Eine moderne Gesellschaft benötigt Polizisten mit Migrationshintergrund. Der Schnitt liegt derzeit bei zehn Prozent.

Von den gerade in Nordrhein-Westfalen vereidigten 1400 Polizeibeamten stammen 162 von Eingewanderten ab. Im Kreis Mettmann liegt der Anteil ebenfalls bei etwa zehn Prozent der insgesamt 800 Beamten, sagt Polizeihauptkommissar Marten Harms, "und diese Quote soll mindestens gehalten werden". Gestern warb er in der Langenfelder Moschee um Auszubildende. Knapp ein Dutzend Interessierte waren gekommen.

Bei türkischem Gebäck und Tee machte der Personalwerber den jungen Männern – und zwei deutschen Schülerinnen – den Beruf schmackhaft. "Wir sind eine multikulturelle Gesellschaft", sagte er. "Und deshalb benötigen wir auch Polizisten, die einen entsprechenden Hintergrund haben", erläuterte Harms. Die deutsche Staatsangehörigkeit brauchen Bewerber dafür nicht, aber sie sollten ihre Muttersprache sprechen.

Polizeihauptkommissar Michael Schindowski, der seit einem halben Jahr für die Kontakte zu Menschen mit Migrationshintergrund zuständig ist, setzt auf das besondere Vertrauensverhältnis, das deeskalierend wirken kann. "Ich reagiere anders auf einen Landsmann als auf einen deutschen Polizisten", bestätigt Erkan Kerte, Zweiter Vorsitzender des Ditib-Moscheevereins. Die Basis sei einfach eine andere.

Doch das ist nicht die Motivation, die den 14-jährigen Hayri in die Moschee getrieben hat. "Ich mache gern Sport", sagt der Hauptschüler. Er würde gern Streifenwagen fahren. Gut Türkisch und Deutsch spreche er. Harms motiviert den Jugendlichen, der die Käthe-Kollwitz-Hauptschule in Langenfeld besucht, weiterzumachen. Denn Voraussetzung für die Aufnahme der Polizeiausbildung sei die "Studierfähigkeit", also ein Fach- oder Vollabitur. Auf dem Weg dorthin ist der 18-jährige Nazim. Er geht aufs Berufskolleg in Düsseldorf und findet die Aussichten, an der Polizeiakademie zu studieren "sehr interessant".

Wer die Voraussetzungen für den Polizeiberuf erfüllt, und den dreitägigen Aufnahmetest besteht, kann an der Polizeiakademie ein Bachelor-Studium absolvieren, das – bei erfolgreichem Abschluss – zugleich den Eintritt in eine sichere Beamtenlaufbahn garantiert.

Mit Fremdenfeindlichkeit müssen die Kandidaten nicht rechnen, versichern Harms und Schindowski einmütig. "Auch ich werde von Pro NRW angefeindet, weil ich in Moscheen um Auszubildende werbe", setzt er den Befürchtungen entgegen. "Das muss man wegstecken", findet Harms. Regelmäßig besucht er die Moscheen im Kreis Mettmann und wirbt um junges Personal. "Wir wechseln jeweils die Standorte", sagt er. "Am 10. April sind wir in Velbert", kündigt der Personalwerber an, der nicht müde wird, die Vorteile einer Ausbildung bei der Polizei herauszustellen.

Für den nächsten Ausbildungsjahrgang, der am 1. September 2014 beginnen soll, können 1470 Bewerber landesweit berücksichtigt werden. "Erfahrungsgemäß bestehen etwa 70 die Prüfung nicht", berichtet Harms. Deshalb würden erstmals 70 mehr zugelassen, um schließlich 1400 junge Polizisten einstellen zu können.

(RP)
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