Monheim Polizei warnt vor Taschendieben

Monheim · Zwei Kriminalhauptkommissare waren gestern in der Monheimer Innenstadt dem Leichtsinn auf der Spur. Sie steckten als Hinweis auf fahrlässige Sorglosigkeit gelbe Kärtchen in offene Taschen, informierten und appellierten zu Vorsicht.

 Die offene Handtasche am Kinderwagen von Enkel Lius macht es einem Dieb nicht schwer, den Geldbeutel von Anni Wunderlich zu stehlen.

Die offene Handtasche am Kinderwagen von Enkel Lius macht es einem Dieb nicht schwer, den Geldbeutel von Anni Wunderlich zu stehlen.

Foto: Ralph Matzerath

Buntes Treiben auf dem Wochenmarkt in der Innenstadt, viele Passanten, schönes Wetter — perfekte Bedingungen für Taschendiebe. Kriminalhauptkommissar Udo Wilke (54) und sein Kollege Rainer Herbrand (57) schlendern durch die Menge. Die beiden Beamten der Kreispolizeibehörde Mettmann haben gelbe Kärtchen bei sich. Als Warnhinweise gegen Leichtsinn versuchen sie, die Kärtchen unbemerkt in offene oder unbeaufsichtige Taschen zu stecken. "Die Aktion soll zeigen, wie leicht vermeintliche Taschendiebe an ihre Beute kommen", erklärt Wilke.

Die 60-jährige Anita Promnitz wäre ein leichtes Opfer gewesen. Sie ist ob des aufgezeigten Leichtsinns zerknirscht. "Dabei passe ich schon immer so gut auf." Die Norddeutsche ist nur zu Besuch bei ihren Kindern in Monheim und kann es immer noch nicht fassen. Es ist ihre erste Konfrontation mit Taschendiebstahl. "Jetzt bin ich aber wach gerüttelt", sagt sie entschlossen und geht weiter.

Gerade ältere Menschen und hauptsächlich Frauen geraten nach Erkenntnissen der Polizei ins Visier der Langfinger. "Sie sind meist besonders hilfsbereit", erklärt Wilke im Gespräch mit der RP. "Wenn beispielsweise jemand im Supermarkt fragt, wo ein bestimmtes Produkt steht, helfen sie meist gern. Wenn die Handtasche im Einkaufswagen dann nur kurz aus den Augen gelassen wird, kann die Brieftasche schon fehlen."

Gerade die Städte Monheim Langenfeld, Hilden und Haan verzeichnen innerhalb des Kreises Mettmann ein verhältnismäßig hohes Aufkommen an Taschendiebstählen. Die Zahlen gehen jedoch zurück. In Monheim kamen 2011 laut Kriminalitätsstatistik noch 68 Fälle zur Anzeige, im vergangenen Jahr waren es 56. In Langenfeld verringerte sich die Zahl im gleichen Zeitraum von 165 auf 115. Die Kreispolizeibehörde erklärt sich den Rückgang unter anderem durch ihre Aufklärungsaktionen wie die gestrige, die sie deshalb fortsetzen will.

"Wir wollen die Bürger schützen", versichert Wilke. Es gäbe viele Arten von Taschendiebstahl. Meist arbeiten die Täter zu dritt. Einer lenke die als Opfer auserkorene Person ab, in dem er sie etwa nach der Uhrzeit frage oder anrempele. Ein Komplize beklaue das Opfer und gäbe die Beute direkt an den Dritten weiter, der dann sofort verschwinde. "Selbst wenn die Person den Diebstahl bemerke, ist die Beute schon längst verschwunden."

Auch der von Wilke beschriebene Geldwechsel-Trick hat es in sich: "Hier fragt der Dieb, ob die Person Geld wechseln kann. Während das Opfer im Münzfach der Geldbörse sucht, schmeißt der Täter sein Kleingeld bereits hinein und wühlt." Währenddessen ziehe er blitzschnell einen Schein heraus und erbeuten so mehr als nur sein Wechselgeld. "Das muss geübt sein."

Wolfgang Wunderlich (70) ist von der heimlichen Kartenverteilung begeistert. "Man sieht es oft im Fernsehen, wie jemand bestohlen wird. Doch selbst rechnet man nicht damit. Ich bin froh, dass die Polizei meiner Frau mit der Aktion die Augen für die Gefahren geöffnet hat." Die Eheleute sind mit Enkel Lius im Kinderwagen in der Innenstadt unterwegs. Anni Wunderlich ist erschrocken "Normalerweise packe ich mein Portemonnaie immer an eine sichere Stelle. Aber einmal zu wenig kann schon zu viel sein"

Die Polizei rät, nur das Wichtigste mitzunehmen. Dinge wie EC- oder Kreditkarten sollten eng am Körper getragen werden. Frauen dürften ihre Handtaschen nie unbeaufsichtigt lassen und sollten sie schließen. "Gerade Rucksäcke sind ein einfaches Ziel", gibt Wilke zu bedenken. In ihnen dürfe kein Geld aufbewahrt werden. Wer einen Diebstahl bemerkt, sollte die Geldkarte sofort telefonisch sperren lassen (zentraler Sperrnotruf: 116 116) und bei der Polizei Anzeige erstatten.

(RP)
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