Monheim Pilgerhut und Blasenpflaster

Monheim · 35 Pilger aus der St. Gereon und St. Dionysius-Gemeinde fahren am Mittwoch zum 26. Weltjugendtag nach Madrid. Die Tage der Begegnung verbringen sie in Barcelona.

 Sarah Dick, Gemeindereferentin Angela Mitschke-Burk und Nathalie Wojdat fahren zum Weltjugendtag nach Madrid.

Sarah Dick, Gemeindereferentin Angela Mitschke-Burk und Nathalie Wojdat fahren zum Weltjugendtag nach Madrid.

Foto: Matzerath

In einer Zeit, in der infolge des Missbrauchsskandals 180000 Katholiken ihrer Kirche den Rücken gekehrt haben, setzen 35 junge Menschen aus Monheim ein eindrucksvolles Zeichen für ihren Glauben: Sie pilgern zum Weltjugendtag nach Madrid, um mit zwei Millionen Jugendlichen aus aller Welt betend und singend ein tiefes Gefühl der Gemeinschaft zu erleben. Am Mittwochabend werden die Pilger im Alter von 15 bis 30 Jahren in Köln den Bus erklimmen, der sie nach Barcelona bringen soll, wo sie die sogenannten Tage der Begegnung verbringen. Das katholische Ferienwerk als Organisator hat der Monheimer Pilgergruppe hinsichtlich ihrer Unterkunft ein wahres "Sahneschnittchen" zugeschanzt: Sie sind in einer Privatschule, dem Colejo Infant Jésus, im Zentrum der Stadt untergebracht.

Begegnungen mit der Gemeinde

Der Begegnung mit Land und Leuten wird die Teilnahme an den Morgen- und Abendgebeten der örtlichen Gemeinde dienen. Darüber hinaus hat Gemeindereferentin Angela Mitschke-Burk ein durchaus touristisches Programm mit Besichtigungen des Benediktinerklosters in Montserrat, den Werken Gaudis, Museumsbesuchen – und Entspannungsphasen am Strand zusammengestellt. Am Montag, 15. August, bricht die Monheimer Gruppe mit ihren Kölner Bussen in Richtung Madrid auf. Erst bei ihrer Ankunft, wenn die Jugendlichen ihren Pilgerrucksack mit Essensmarken, Fahrkarten und dem brandneuen Youcat in Empfang genommen haben, werden sie erfahren, wo sie untergebracht sind. "Nur ein kleines Moment der Unwägbarkeit", so Mitschke-Burk. Das Vormittagsprogramm besteht aus Katechesen und Workshops mit deutschsprachigen Bischöfen, abends findet ein kulturelles Programm mit Jugendfestivals, Konzerten und Theateraufführungen statt. Unbestreitbarer Höhepunkt wird die Vigil mit Papst Benedikt XVI. auf dem Flugplatz Cuatro Vientos sein. "Das Lichtermeer damals auf dem Marienfeld – das war schon mitreißend, weil es zeigte, wie lebendig der Glaube noch ist – auch unter Jugendlichen", erinnert sich Pilgerin Nathalie Wojdat (21) an den WJT 2005 in Köln. Der Weltjugendtag biete ihr die Gelegenheit, ihren Glauben offen zu zeigen –ohne dafür belächelt zu werden. Dort erlebe man die Weltumspannende und Völker verbindende Bedeutung des Christentums hautnah, die dann in solch spontanen Szenen wie dieser zutage tritt: "Auf der Zugfahrt nach Melbourne 2008 stimmte eine polnische Gruppe ein Lied an, das wir auch kannten. Darauf fielen auch Gruppen aus anderen Ländern ein", erzählt sie. Gerade die Musik vermittle ein unbeschreibliches Gefühl von Gemeinschaft.

Kathrin Schacknies (17) hat sich von einer Freundin mit dem WJT-Virus infizieren lassen. Für sie ist wichtig, dass das Programm der Pilgerfahrt ganz auf die Bedürfnisse Jugendlicher zugeschnitten ist. Sie findet eine derartige Nachwuchsarbeit auch unentbehrlich für den Fortbestand der Kirche: "Heute haben so viele Jugendliche den Anschluss verloren. Ich möchte nicht, dass die Kirche irgendwann ausstirbt." Sie sei zwar von Haus aus kirchennah, aber auch sie habe sich von den spirituellen Vorbereitungsworkshops, die mehr auf Erleben und Mitmachen abhoben, eher angesprochen gefühlt. So erinnert sie sich noch lebhaft an den Kursus, bei dem die Suche nach Heiligengestalten so spannend wie ein Kriminalfall aufgezogen war. "Mit normalen Sonntagsgottesdiensten wird man kirchenferne Jugendliche nicht für den Glauben begeistern."

Sommer und Spaß

Viele der Monheimer Pilger sind als Messdiener in der Gemeinde engagiert, andere wiederum, wie Sarah Dick (16), die im Frühjahr zur Firmung ging, wollen ihren eben gewonnenen Glaubens-Impetus anfeuern. Das schließt natürlich profane Lebensfreude, Spaß und Spiel nicht aus. "Ich möchte Spaß haben und viele Kontakte ins Ausland knüpfen", bekennt Sarah. Schließlich ist Sommer und schon die Farben des WJT-Logos spiegeln die spanische Wärme verheißungsvoll wider. Unentbehrliche Reiseutensilien werden daher vor allem Sonnencreme und -hut sein, sagt Sarah. "Und Blasenpflaster", wirft die erfahren Pilgerin Nathalie ein.

(RP)
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