Langenfeld Piene, Mack oder Uecker für zehn Euro

Langenfeld · In der Stadtbibliothek gibt es seit 2003 Kunst auf Leihbasis. Der Fundus der "Artothek" besteht aus rund 450 Werken.

 Martina Seuser verwaltet die umfangreiche Artothek in Langenfeld.

Martina Seuser verwaltet die umfangreiche Artothek in Langenfeld.

Foto: RALPH MATZERATH

Wenn Martina Seuser die Türen des großen Galerieschrankes in der Stadtbibliothek öffnet, kommen viele kleine und große Kunstschätze zum Vorschein. Ein echter Marcel Mouly, seines Zeichens Schüler des legendären Pablo Picasso, hängt unter anderem an den ausfahrbaren Wänden. Auch große Namen wie Heinz Mack, Otto Piene oder Günther Uecker aus der Künstlergruppe "Zero" sind im Katalog. Hinzu kommen Werke kreativer Langenfelder und einiger Mitglieder des Kunstvereins wie Horia Rosca, Razeea Lindner oder Karl-Heinz Pohlmann.

"Da sind durchaus ein paar Schätze dabei", meint Seuser. Die 58-Jährige leitet die Bibliothek – und damit auch für die hauseigene Artothek. "Im Laufe der Jahre ist die Sammlung stetig gewachsen. Es sind viele spannende Stile und Techniken dabei." Eine Ausstellung in der Bücherei zeigt derzeit die Vielfalt im Fundus. Überall hängen klein- und großformatige Gemälde. Sie können bei einer entsprechenden Anfrage ebenfalls ausgeliehen werden.

Die Idee hinter der Artothek ist relativ simpel: Kunstliebhaber können aus etwa 450 Gemälden, Fotografien und Grafiken auswählen – und diese gegen eine Versicherungsgebühr von zehn Euro für acht Wochen ausleihen. Die Zielgruppe ist im Grunde jeder, der einen Bibliotheksausweis besitzt und seine kahlen Wände kostengünstig mit Kunstwerken verzieren will.

"Wir haben einige Gemälde an Arztpraxen oder Kanzleien verliehen", sagt Seuser. "Manche Bilder aus unserem Bestand sind auch dauerhaft im Rathaus zu sehen." Möglich wurde das Angebot durch die lebendige Kulturlandschaft in Langenfeld. Seit dem Neubau des Rathauses in den 1970er Jahren hat die Stadt eine beachtliche Kunstsammlung aufgebaut. Bei Ausstellungen oder zu besonderen Anlässen wurden die kreativen Erzeugnisse angeschafft, um den öffentlichen Raum zu schmücken. Daher sind auch namhafte Künstler wie Piene, Mack und Uecker vertreten. Sie waren schon mit einer Ausstellung in Langenfeld zu Gast.

"Im Laufe der Jahre wurde es allerdings zu viel Kunst für zu wenig öffentlichen Raum", meint Seuser. Vor gut zehn Jahren kam dann die Idee auf, diese Sammlung den Bürgern zur Verfügung zu stellen. Das Angebot wird vergleichsweise gut angenommen. Während in anderen Städten wie etwa Hilden die Ausleihzahlen pro Jahr eher im einstelligen Bereich liegen, verzeichnet Seuser eine wachsende Nachfrage. "Im vergangenen Jahr hatten wir 360 Ausleihen", sagt die Leiterin der Bibliothek, "und viele davon sind langfristig."

Angst, dass eines der etwas teureren Werke spurlos verschwinden oder beschädigt werden könnte, hat Seuser nicht. "Bisher haben wir immer alles in einem guten Zustand wieder bekommen", unterstreicht die Langenfelderin. "Sollte tatsächlich etwas passieren, müssen die Ausleihenden den Kaufpreis ersetzen, aber nicht den aktuellen Marktwert, der gerade bei den bekannten Namen oft um ein vielfaches höher ist."

Trotzdem könnte es am Beispiel von Otto Pienes namensloser Serigraphie durchaus teuer werden, wenn ein Schaden entsteht oder das Werk gar verschwindet. Die Anschaffungskosten lagen vor einigen Jahren im deutlich vierstelligen Bereich. Die meisten Werke aus der Sammlung sind allerdings günstiger. "Natürlich haben wir auch einige Ladenhüter, die in den vergangenen zehn Jahren noch nie ausgeliehen wurden – obwohl das durchaus anspruchsvolle und schöne Arbeiten sind", meint die Hüterin des Langenfelder Kunstschatzes.

Es gibt aber auch Gegenbeispiele. Im Flur vor dem Standesamt im Rathaus hängt etwa der "Früchteschirm" von Alois Janak. Die heitere Radierung begeisterte eine Düsseldorferin dermaßen, dass sie das Bild sofort erwerben wollte. Das ging allerdings nicht. Die Stadt verkauft ihre Werke nicht.

"In solchen Fällen versuchen wir, den Kontakt zu den Künstlern herzustellen", sagt Seuser. "Vielleicht finden die Interessenten auf diesem Weg etwas Ähnliches – direkt aus dem Atelier."

(dora)
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