Pfarrerin Annegret Duffe übers Pfingstfest Furchtlos auch an dunklen Tagen

Langenfeld · Das Pfingstfest soll den Gläubigen Mut machen und Lebenskraft schenken. Beispiele dafür findet Annegret Duffe in der Schöpfungsgeschichte.

 Pfingsten bedeutet, die Lebensenergie, die von Gott kommt, aufzunehmen, sagt Pfarrerin Annegret Duffe aus Langenfeld.

Pfingsten bedeutet, die Lebensenergie, die von Gott kommt, aufzunehmen, sagt Pfarrerin Annegret Duffe aus Langenfeld.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

„Was macht, dass ich so furchtlos bin an vielen dunklen Tagen? Es kommt ein Geist in meinen Sinn, will mich durchs Leben tragen“, dichtet Hans Dieter Hüsch und beschreibt sehr nachvollziehbar, wie Menschen Gottes Kraft in sich spüren: als Lebensenergie.

Pfingsten feiern die Kirchen diese Art und Weise, wie Gott in Menschen wirkt. Weil wir dieses „Mut fassen“ und „wieder auf die Beine kommen“ so oft erleben, weil wir ohne diese Energie nicht leben könnten, bringen wir sie oft nicht mit Gott in Verbindung, sondern nehmen das Wunder als Selbstverständlichkeit hin. Wir wundern uns vielmehr, wenn wir traurig sind und antriebslos, wenn Chaos herrscht und Unfriede.

In der Apostelgeschichte wird erzählt, wie die Jünger sich in Jerusalem nach dem Kreuzestod von Jesus traurig und verängstigt versteckt hielten. Und wie ihre Lebenskraft wiederkehrte, ihre Begeisterung für alles, was sie von Jesus gelernt hatten, ihr Mut. Das wird als ein Wunder beschrieben. Das Wunder des Heiligen Geistes, der wie ein Windstoß durch die Fenster fährt und wie Feuerflammen auf die Jünger und Jüngerinnen kam. Heute sagen wir auch: da weht ein frischer Wind, wenn in einer Gemeinde oder einer Organisation neues ausprobiert wird. Und die Menschen, die sich mit Elan an eine Aufgabe begeben sind Feuer und Flamme.

Am Anfang der Bibel heißt es, der Geist Gottes schwebte über dem Wasser – über dem Wirrwarr des Urmeeres. Und dann bewirkt Gott durch sein Wort und durch den Geist, dass sich das Chaos sortiert und organisiert: Himmel und Erde, Land und Meer, Gestirne, Pflanzen, Tiere, Menschen… Leben entsteht, es werden Tag und Nacht, Sommer und Winter, Regen und Sonnenschein, die Ökosysteme bilden sich.

Anschaulich erzählt die Bibel in der zweiten Schöpfungserzählung: zuerst ist der Mensch ein Klumpen Erde, dann bläst Gott ihm seinen Atem, die Ruach, den Geist ein, und so wird aus Materie und Geist ein lebendiges Wesen.

Die unsichtbare Welt ist sehr real. Gerechtigkeit, Frieden, Wahrheit, Freiheit, Freude, Kraft, Liebe und Besonnenheit sind die Wirkungen und Kennzeichen. Einzelne Menschen haben Mitgefühl und Mut, empfinden Liebe und entwickeln Ideen für eine bessere Welt. Gerechtigkeit, ein funktionierendes Gemeinwesen, bildende Kunst, Musik, Literatur geben einen Eindruck davon, dass unsere Welt voll ist von guter Energie. Gottes Geist ist jeden Tag am Werk.

Sicher: Es geschieht auch Unrecht, herrscht Krieg, Menschen haben Angst, sind böse und von Trauer überwältigt. Gott ist Geist – kein „himmlischer Uhrmacher“ (Michael Welker), der uns in einer perfekten Welt ausgesetzt hätte. Wahr ist aber auch: Gott ist Geist – und wirkt über und im Menschen, nicht so, dass jeder Machtmissbrauch verhindert würde, aber so, dass wir darauf setzen können, dass das Leben stärker ist als der Tod. „Was macht, dass ich so unbeschwert bin, und mich kein Trübsinn hält? Weil mich mein Gott das Lachen lehrt, wohl über alle Welt“, dichtet Hanns Dieter Hüsch.

In diesem Sinne: Frohe Pfingsten!

Pfarrerin Annegret Duffe

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