Langenfeld Ohne Leine im Wald – Hunde reißen Reh

Langenfeld · Zwei unangeleinte Hunde haben am Freitag zur Mittagszeit in der Nähe der Wasserburg Haus Graven ein Reh gejagt und schwer verletzt. Ein Polizist erlöste das Tier im Wäldchen am Graf-von-Mirbach-Weg mit einem Pistolenschuss von seinen Qualen, bestätigte Polizeisprecher Ulrich Löhe auf Anfrage der RP.

 Diesen dunklen Mischlingshund ohne Steuermarke fing ein Polizist ein. Der an der Rehjagd beteiligte Labrador entwischte.

Diesen dunklen Mischlingshund ohne Steuermarke fing ein Polizist ein. Der an der Rehjagd beteiligte Labrador entwischte.

Foto: Matzerath

Spaziergänger hatten die Hetzjagd auf zunächst zwei Rehe gegen 11.15 Uhr beobachtet. Nach deren Anruf versuchten vier Polizisten über Stunden, die ohne Halter im Wald beim Segelfluggelände streunenden Hunde einzufangen.

"Mit einem beherzten Griff hat einer der Kollegen einen von ihnen festhalten können", berichtete Löhe. Dieser dunkle Mischling habe kein Halsband mit Steuermarke getragen und sei ins Hildener Tierheim gebracht worden. Ein beteiligter Labrador sei entwischt.

Jagdaufseher Stefan Krayer ist erzürnt über die unbekannten Eigentümer der nicht angeleinten Hunde. "Ich habe einen Strafantrag wegen Jagdwilderei gestellt", sagte der 50-Jährige. Er wolle so verhindern, dass das von der Polizei eingeleitete Strafverfahren womöglich gegen Auflagen eingestellt wird. "Ich will, dass es zu einem Gerichtsprozess kommt." Denn wegen der gerade geborenen Rehkitze sei es im Mai und Juni besonders wichtig, dass Hunde an die Leine genommen werden.

Das sei ohnehin fast im gesamten Stadtgebiet so vorgeschrieben, betonte Ordnungsreferatschef Christian Benzrath. Nach dem Landesforstgesetz bestehe zwar auf Waldwegen keine Anleinpflicht, wohl aber abseits davon sowie auf öffentlichen Wegen. "Und die Bauern freuen sich auch, wenn Hunde nicht durch ihre Äcker und Felder laufen."

Wer seinem Tier Auslauf gönnen möchte, habe hierzu in Langenfeld auf dem dafür vorgesehenen Gelände am Landschaftspark Fuhrkamp Gelegenheit. Ansonsten bestehe auf öffentlichen Wegen Leinenzwang, bissige Hunde müssten zudem einen Maulkorb tragen. "Unser Außendienst spricht immer wieder Hundehalter an, die hiergegen verstoßen und die dann 25 Euro zahlen müssen."

Dass jemand — wie gestern in Wiescheid geschehen — seine Hunde ohne Leine durch die Landschaft streunen lässt, bringt Stefan Sühs auf die Barrikaden. "Gerade jetzt im Mai ist das wegen des Jungwilds ganz fatal", befindet der Leiter des Hegerings Langenfeld. Durch die so genannte Eiruhe (siehe Infobox) kommen Kitze ausschließlich in diesen Wochen auf die Welt, die auf ihre Mutter angewiesen sind. "Die Ricken entfernen sich normalerweise nicht weit von ihren Jungtieren. Sie suchen Nahrung und fiepen dann die Kitze zu sich her, gehen niemals zu ihnen hin, um keine Spuren zu legen." Freilaufende Hunde bringen dieses zarte Gefüge durcheinander. Deswegen ist es Sühs unverständlich, dass Hundehalter ihre Tiere nicht anleinen.

Das gestern erlegte Reh war laut Krayer noch zu jung, um eigenen Nachwuchs zu haben. Doch ändere dies nichts an seiner Entschlossenheit, den Strafantrag bis zum Gerichtsurteil durchzuziehen. "Ein einzelner Hund hätte das Reh wohl nicht erwischt, gegen zwei hatte es aber keine Chance."

Auch Polizeisprecher Löhe mochte den Fall nicht runterspielen. "Wie kann jemand Hunde einfach ganz allein für sich laufen lassen." Die Polizei bittet unter Tel. 288-6510 um Hinweise auf die Hundehalter.

(RP/rl/jco)
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