Langenfeld Nothelfer für Schulen

Düsseldorf · Cybermobbing, Diebstahl, Gewalt – von solchen gravierenden Problemen im Schulalltag fühlen sich Lehrer oft überfordert. In Langenfeld sollen sich jetzt zwei Sozialarbeiter gezielt um derlei Fälle kümmern.

 Laut einer neuen Studie, hängen schulische Leistungen auch von der Wohnsituation der Eltern ab.

Laut einer neuen Studie, hängen schulische Leistungen auch von der Wohnsituation der Eltern ab.

Foto: ddp

Cybermobbing, Diebstahl, Gewalt — von solchen gravierenden Problemen im Schulalltag fühlen sich Lehrer oft überfordert. In Langenfeld sollen sich jetzt zwei Sozialarbeiter gezielt um derlei Fälle kümmern.

Als Leiter der Felix-Metzmacher-Hauptschule muss Rolf Schlierkamp den Ruf seiner Schule im Blick haben. Als Ortsvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) jedoch nimmt er kein Blatt vor den Mund.

"Wir haben es in einigen Elternhäusern mit Problemen zu tun, von denen viele Mittelschicht-Bürger gar keine Vorstellung haben", sagt der Pädagoge und betont, hier nicht nur für seine eigene Schule zu sprechen. Im Schulalltag mache sich die familiäre Verwahrlosung besonders in Aggressionen bemerkbar: Schüler werden ausfällig gegen Mitschüler wie Lehrer und schlagen auch zu. Um der Gewalt, aber auch andersgearteten Attacken wie Mobbing oder Diebstahl vorzubeugen, will die Stadt Langenfeld nun zwei eigene Sozialarbeiter in die Schulen schicken.

60 000 Euro pro Halbjahr

Die hierfür nötigen 60 000 Euro für das zweite Halbjahr 2011 bewilligte jetzt der Schulausschuss. Beantragt hatte sie die CDU. Die Mehrheitsfraktion spricht wie die Verwaltung von "Schnittstellenmanagern". Diese sollen das "Netz bestehender Einrichtungen" für die Schulen "nutzbar" machen, erklärte Ratsfrau Andrea Meybom.

Die sozial-, heilpädagogischen und Familienhilfen sowie Krisenintervention, Inobhutnahme und Aufsuchende Jugendarbeit schlügen im städtischen Haushalt inzwischen mit 6,4 Millionen Euro zu Buche. Dieser Batzen, fast doppelt so schwer wie noch vor fünf Jahren, müsse doch — so Meyboms Botschaft — auch für die Schulen Früchte bringen können, ohne noch einmal in erheblichem Umfang aufgestockt zu werden.

Die CDU-Ratsfrau sagte dies in Richtung SPD und Grüne, die 120 000 Euro beziehungsweise vier Sozialarbeiter für die Schulen verlangt hatten. Kirstin Hänsel (SPD) und Beate Barabasch (Grüne) hielten den Christdemokraten entgegen, Schulsozialarbeit müsse schon in den Grundschulen beginnen, um richtig wirksam zu sein. Bei dann insgesamt 5000 Schülern seien jedoch zwei Stellen wie ein "Tropfen auf den heißen Stein" (Barabasch). Grundsätzlich indes begrüßten beide Fraktionen das Konzept, wie auch die BGL, die wie CDU und SPD dafür stimmte (bei Enthaltung von Grünen und FDP).

Die "Schnittstellenmanager" sollen sich ab dem kommenden Schuljahr gezielt mit denjenigen Schülern (und deren Eltern) befassen, "die Probleme machen", unterstrich Ulrich Moenen, Fachbereichsleiter im Rathaus. Nach einem Jahr soll das zunächst auf zwei Jahre befristete Projekt überprüft werden.

Einsatz-Schwerpunkt der beiden Sozialarbeiter werden laut Moenen Haupt- und Realschulen sein. Dabei bekommen es die Nothelfer mit Konflikten unterhalb der Interventionsschwelle des Jugendamts zu tun, wie etwa Cybermobbing oder Gewaltandrohungen über Schulhofgrenzen hinweg.

Aber auch mit richtig harten Fällen. Wenn etwa, wie Schulleiter und GEW-Mann Schlierkamp zu berichten weiß, Eltern überzeugt werden müssen, dass ihr Kind einer stationär-psychiatrischen Behandlung bedarf. Aus dem Schulalltag vertraute Sozialarbeiter — hofft Schlierkamp — können bei solch heiklen Missionen mehr erreichen, als wenn Jugendamt und Schule, jeder für sich, auf die Eltern einzuwirken versuchen.

(RP)
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