Langenfeld Neues zum genagelten Schädel

Düsseldorf · Der Prähistoriker Dr. Peter Pieper erforscht seit zwei Jahren mit städtischem Zuschuss die Geheimnisse eines 1964 gefundenen und von einem langen Eisennagel durchbohrten Schädels. Jetzt legte er einen Zwischenbericht vor.

Der gepfählte Schädel
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Foto: Dr. Peter Pieper

Nur bruchstückhaft lichtet sich das Geheimnis um einen vermutlich aus dem Mittelalter stammenden Totenschädel, der bei seinem Fund 1964 von einem langen Eisennagel durchbohrt war. Zwei Jahre ist es her, dass der Düsseldorfer Prähistoriker Dr. Peter Pieper vom Stadtrat 5000 Euro für eine Erforschung des Schädels bekam.

Der vor allem durch seine rechtsarchäologischen Forschungen am Neandertaler und an norddeutschen Moorleichen aus der Eisenzeit bekannte Wissenschaftler wollte zunächst Klarheit über Alter, Geschlecht und Herkunft des zu dem skelettierten Kopf gehörenden Menschen bekommen — und in einem weiteren Schritt über dessen Schicksal. Jetzt legte er seine neuesten Erkenntnisse vor

Euphorisch ans Werk gemacht

Geradezu euphorisch hatte sich Pieper mit dem städtischen Zuschuss ans Werk gemacht, von dem er sich insbesondere für seine Forschungsarbeit auf dem Gebiet mittelalterlicher Richtstätten neue Erkenntnisse erhoffte.

"Wenn Alter, Geschlecht und Herkunft genau bestimmt sind und sich in den Archiven Hinweise etwa auf eine Enthauptung finden lassen, wäre das für die Geschichtswissenschaft ein echter Knaller", hatte Pieper zu Beginn seiner Untersuchung im Gespräch mit der RP angekündigt. Brokatreste und Silberdraht an dem Totenkopf deuten seiner Ansicht nach "sicher auf einen höheren Stand" hin, so dass sich in alten Schriften Belege auffinden lassen dürften.

In einigen Punkten Klarheit

Krankheitsbedingt kam Pieper indes nicht so schnell voran wie erhofft. Doch schickte er dem Rathaus jetzt einen Zwischenbericht über bislang erfolgte Detailuntersuchungen zu, der immerhin in einigen Punkten Klarheit schafft. So habe die Kölner Professorin Annemarie Stauffer in einer Textilanalyse der Brokatreste im Dezember 2008 herausgefunden, dass die zum Teil um Seidenseelen gewickelten, vergoldeten Silberfäden wahrscheinlich aus dem 16./17. Jahrhundert stammen. Pieper: "Das bestätigt den hohen Sozialstatus der Trägerin."

Dass es sich bei dem Schädel tatsächlich um den einer Frau handelt, habe wiederum die Göttinger Wissenschaftlerin Dr. Susanne Hummel im März dieses Jahres mittels DNA-Analyse nachgewiesen. Ein weiteres Mosaiksteinchen für das Gesamtbild habe der Bonner Dr. Attila Kovacs geliefert. Von dessen Computertomografie des Schädels im vergangenen Februar erhofft sich Pieper Aufschlüsse zum Lebensalter der Frau bei ihrem vermutlich gewaltsamen Tod.

Die Darstellung der Zahnwurzelspitzen ist laut Pieper auch eine Vorarbeit für eine mögliche Rekonstruktion, die im Langenfelder Stadtmuseum einen würdigen Platz finden könnte. Ende Mai schließlich habe der Kieler Professor Pieter Grootes eine so genannte C-14-Analyse des Langenfelder Schädels zugesagt, die dessen Alter wissenschaftlich sehr genau bestimmen lässt; und somit die Zeit, in der das - vermutlich weibliche - Opfer wohl öffentlich hingerichtet wurde.

von Mirbach'sches Privatarchiv

"Diese genauen Anhaltspunkte sind alle für meine weitere Arbeit sehr wichtig", hatte Pieper im Gespräch mit der RP betont. Nur so könne er zielgerichtet das Privatarchiv des Grafen Antonius von Mirbach-Harff in Grevenbroich nutzen, in dem Urkunden vom 11. bis ins 18. Jahrhundert liegen. "Ich bin sehr gespannt auf diese Archivalien, in die normalerweise kaum jemand Einblick bekommt.

(RP)
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