Langenfeld/Monheim Neuer Streit um CO-Pipeline

Düsseldorf · Bayer baut seine Polycarbonat-Produktion aus. Dafür braucht der Konzern mehr Kohlenmonoxid. "Ein gutes Signal an den Standort", sagt das Unternehmen. "Aber keines, dass eine Pipeline rechtfertigt", antworten die Leitungsgegner.

2010: So demonstrierten die Gegner der CO-Pipeline
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Die Entscheidung der Bayer Material Science AG, am Standort Krefeld-Uerdingen 90 Millionen Euro in den Ausbau der Polycarbonat-Produktion zu investieren (siehe RP-Hauptteil/ Wirtschaft sowie Info), hat einen neuen Streit um die Zukunft der in der Region umstrittenen Kohlenmonoxid(CO)-Pipeline ausgelöst. Zur Herstellung von Polycarbonat benötigt BMS unter anderem CO. Derzeit wird das hochgiftige Gas in Uerdingen vor Ort mit Hilfe der Koksvergasung gewonnen. Ein Verfahren, das BMS als unsicher und wenig zukunftsweisend betrachtet.

Deshalb soll künftig zusätzliches Kohlenmonoxid aus Dormagen durch die 67 Kilometer lange Pipeline nach Uerdingen geleitet werden. Angesichts der gestern bekannt gegebenen Ausweitung der Produktion ist aus BMS-Sicht ein CO-Leitungsverbund nun noch dringender geworden. "Eine isolierte Vor-Ort-Versorgung wird mittelfristig zum Wettbewerbsnachteil. Wir setzen deshalb weiter auf eine Inbetriebnahme der CO-Pipeline", sagte Jochen Klüner, Sprecher des BMS-Standortverbundes.

Verhandlung ab 23. Mai

Ob überhaupt und wenn ja, wann jemals Gas durch die 67 Kilometer lange Leitung strömt, ist derzeit offen. Ab dem 23. Mai verhandelt das Düsseldorfer Verwaltungsgericht über zwei Klagen aus Langenfeld und Monheim gegen die Röhre.

Freilich stellte Klüner klar, dass die gestrige Investitionsentscheidung in keinem Zusammenhang mit dem konkreten Verfahren steht. "Der Zuschlag für eine Aufstockung der Polycarbonat-Produktion hätte auch nach Antwerpen gehen können. Wir haben uns aber bewusst für Uerdingen entschieden. Das ist ein positives und ganz starkes Signal für den Chemie-Standort NRW."

Und was passiert, wenn sich eine Inbetriebnahme der Pipeline immer weiter verschiebt oder gar gerichtlich verworfen wird? "Dann", so Klüner weiter, "wird der Vorstand neu beraten, wie eine lückenlose und zuverlässige Versorgung des Standorts Uerdingen mit Kohlenmonoxid sicher gestellt werden kann."

Für Dieter Donner, Koordinator der Anti-Pipeline-Initiativen im Kreis Mettmann, ein falscher gedanklicher Ansatz. Er forderte gestern erneut, die benötigten CO-Mengen vor Ort herzustellen. "Neben oder sogar an Stelle der alten Koksvergasung könnte BMS vor Ort einen neuen Reformer bauen, der die dort benötigten CO-Mengen zu jeder Zeit sicherstellt." Für BMS sei dies keine Option, stellte Klüner umgehend klar. Bei einem Reformer entstünde als Nebenprodukt in ganz erheblichen Mengen Wasserstoff. "Dafür haben wir in Krefeld keinen Bedarf, sehr wohl aber in Dormagen." Deshalb machten Reformer ausschließlich am Standort Dormagen Sinn.

Auch der These, der in einem künftigen Uerdinger Reformer entstehende Wasserstoff könne doch über eine Leitung, möglicherweise sogar die heutige CO-Leitung, zurück nach Dormagen geleitet werden, erteilte der Sprecher eine Absage. "Sie können nicht einfach eine CO- in eine Wasserstoff-Leitung umwidmen. Auch andere theoretisch denkbare Lösungen lassen sich am Ende betriebswirtschaftlich nicht rechnen."

(RP)
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