Langenfeld Neuer Anlauf fürs Carsharing

Düsseldorf · Ein Auto, viele Nutzer: Dieses Modell ist in Großstädten erprobt. 16 Jahre nach einem ersten Versuch, es in Langenfeld zu etablieren, wirbt der Projektentwickler Guido Boes dafür, die "bestechende" Idee noch mal ernsthaft zu verfolgen.

Viele Menschen haben ein Auto, obwohl sie es nur relativ selten benutzen. Aber auch wenn der Wagen die meiste Zeit unbewegt herumsteht, kostet er Geld: für Steuer, Versicherung, Wertverlust und streng genommen auch die Stellfläche, ob nun der Eigentümer dafür aufkommt oder die Öffentliche Hand. "Eigentlich eine Verschwendung", sagt der Langenfelder Immobilienfachmann und Projektentwickler Guido Boes und wirbt fürs Carsharing in der Posthorn-Stadt, für Projekte, bei denen sich mehrere Leute Autos teilen, von einigen wenigen bis hin zu einem ganzen Fuhrpark.

Kostengünstig mobil sein

Bei seinen Planungen erlebt Boes oft, dass die Kunden zwar mobil sein wollen, aber nach Alternativen suchen, um unwirtschaftliche Stellflächen und Garagen zu vermeiden. "Wer nur stundenweise ein Auto braucht, sollte ein entsprechendes Angebot finden", meint er. Außerdem bräuchten die Nutzer je nach Situation ein dafür geeignetes Auto: "Wer eine Kommode transportiert, braucht ein anderes Fahrzeug als ein Theaterbesucher oder die Familie auf der Urlaubsfahrt".

Auto fahren, ohne es zu besitzen, Miete statt Kauf, Carsharing lautet die Lösung. Allein: In Langenfeld hat bisher noch kein Unternehmer diese Geschäftsidee zu verwirklichen gewagt. Boes, der unter anderem historische VW Bullys verleiht, schwebt deshalb ein privates Kooperationsmodell mit mehreren Beteiligten vor. Mit der Fachfirma Cantamen (siehe Interview) will der Geschäftsmann prüfen, ob das in vielen Großstädten erprobte Carsharing auch in Langenfeld praktikabel wäre und genügend Kunden hätte.

"Nur für ein Auto zu zahlen, wenn ich es tatsächlich nutze, ist ein bestechender Gedanke", findet Boes. Allerdings müssten bestimmte Voraussetzungen gegeben sein: ein transparentes Verfahren, ein schneller, unbürokratischer Zugriff für die Nutzer auf die zur Verfügung stehenden Autos, reservierte Stellplätze, ein "All-inclusive"-Tarif sowie eine Abrechnung nach tatsächlichem Gebrauch.

Bei der Stadt rennt Boes offene Türen ein. "Eine Privatinitiative würden wir unterstützen, zum Beispiel durch die Reservierung von Flächen", sagt Wolfgang Honskamp. Der Referatsleiter Verkehr und Umwelt ist jedoch unsicher, ob in einer Stadt, "in der das Fahrrad im Vordergrund steht und die viele Ein- und Auspendler hat", das Modell ausreichend nachgefragt werden würde. Dabei verweist er auf einen ersten Versuch, den 1995 das "Ökologische Netzwerk" wagte.

Einer der Initiatoren damals: Dr. Bernhard Ibold, inzwischen Vorsitzender der Kreistagsfraktion der Grünen in Mettmann. "Die Nachfrage war nicht groß genug, das ist irgendwie eingeschlafen", erinnert sich der Langenfelder. "Es war sogar eine Fahrradbox am Stellplatz des Leih-Fahrzeugs geplant." Die ursprüngliche Idee hält der promovierte Ökonom aus ökologischen wie wirtschaftlichen Gründen nach wie vor für richtig.

Dass Carsharing funktionieren kann, sieht Ibold an seinem eigenen Brötchengeber. Die Stadt Leverkusen ist Mitglied der Flexicar Sharing GmbH und erspart sich somit eigene Dienstwagen. Die Mitwirkung von größeren Arbeitgebern wäre auch nach Ansicht von Boes ein wichtiger Grundstein für ein Langenfelder Modell. "Wenn Unternehmen mitwirken, ist gerade in der Anfangszeit eine gewisse Auslastung garantiert".

(RP)
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