Langenfeld Psychiatrie-Neubau gerät ins Stocken

LANGENFELD · Das 30,5 Millionen Euro teure Stationsgebäude der LVR-Klinik wird ein Jahr später als geplant eröffnet. Im Oktober 2016 war Richtfest.

 Die Fassade des neu gebauten, zweiflügeligen Hauses 60 auf dem LVR-Klinikgelände hat zwei verschiedene Grautöne und einen rötlichen Farbton. Im Hintergrund das alte Bettenhaus 59, das bald abgerissen wird.

Die Fassade des neu gebauten, zweiflügeligen Hauses 60 auf dem LVR-Klinikgelände hat zwei verschiedene Grautöne und einen rötlichen Farbton. Im Hintergrund das alte Bettenhaus 59, das bald abgerissen wird.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Es wird eines der teuersten Gebäude aller Zeiten in Langenfeld sein – wenn es denn endlich fertig wird. Immerhin ist es mehr als zwei Jahre her, dass auf dem Gelände der LVR-Klinik der beendete Rohbau mit einem Richtfest gefeiert wurde. „Anfang 2018 soll dieses Stationsgebäude der Abteilungen Allgemeine Psychiatrie und Suchtkrankheiten mit 144 Betten fertig sein“, verkündete Dezernent Detlef Althoff vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) an jenem Oktobertag 2016 den Festgästen auf der Baustelle. Doch 2018 ist fast rum und das mit 30,5 Millionen Euro veranschlagte Haus 60 ist immer noch nicht fertig. Der Zeitplan ist vollkommen aus den Fugen geraten. „Leider ist der Eröffnungstermin immer noch nicht klar“, sagte Klinikchef Holger Höhmann auf Anfrage mit einem Seufzer. Grund sei die bundesweit boomende Bautätigkeit. „Da ist es schwierig, geeignete Firmen zu bekommen.“ Dies gelte gerade für öffentlich-rechtliche Auftraggeber wie den Landschaftsverband. „Wir müssen die zu vergebenden Arbeiten ja europaweit ausschreiben. Und die Passivbauweise stellt über normale Standards hinaus teils besondere Anforderungen.“ In Anbetracht der Nachfrage nach Handwerkern und Bauarbeitern gerate der LVR immer wieder ins Hintertreffen. „Da werden wir vom Auftraggeber zum Bittsteller.“ Und dem Vernehmen nach ist bei der Abstimmung und Ausführung auch nicht alles rund gelaufen. Trotz ausgeufertem Zeitplan werde der Kostenrahmen bislang eingehalten, sagt Höhmann.

Nach jetzigem Stand möchte der Landschaftsverband das neue Stationsgebäude Mitte Februar 2019 in Betrieb nehmen. Doch Höhmann geht davon aus, dass es nach der Bauabnahme im Januar wohl noch bis März, April dauern dürfte. „Klar ist, dass auch innen alle Arbeiten erledigt sein müssen, bevor wir die 144 Betten mit Psychiatrie-Patienten belegen können. Andernfalls würden die Abläufe allzu sehr gestört.“ In der Allgemeinen Psychiatrie werden Menschen behandelt, die etwa manisch-depressiv sind, an Angstzuständen leiden oder in einer behandlungsbedürftigen Lebenskrise stecken. Ruhe sei ebenso wichtig für die im neuen Haus 60 dann ebenfalls untergebrachten Patienten der Abteilung Suchtkrankheiten. Die beiden Flügel des quaderförmigen Gebäudes umschließen jeweils ein Atrium sowie einen gemeinsamen Innenhof. Die zentrale Aufnahme lässt sich von Krankentransportwagen gut anfahren. Im Vergleich zu Haus 59 werde für Patienten der Standard deutlich verbessert, so Höhmann, „durch Zweibettzimmer mit eigener Nasszelle“.

Nach Inbetriebnahme dieses Neubaus auf dem hintersten Teil des großen Klinikgeländes wird nach LVR-Dezernent Althoffs Worten direkt daneben das aus den 1960er-Jahren stammende Bettenhaus (Haus 59) abgerissen und das frei werdende Gelände dem öffentlich zugänglichen Klinikpark zugeschlagen. „Dies ist wegen des Abstands eine wesentliche Auflage aus der Baugenehmigung“, betonte Althoff. Die zunächst geprüfte Alternative, diesen Altbau mit zurzeit 240 Betten zu modernisieren, sei verworfen worden. „Er entspricht einfach nicht mehr den Anforderungen an ein Stationsgebäude. Die Sanierung von Haus 59 wäre unwirtschaftlich gewesen. Außerdem wären für die stationären Patienten Ausweichquartiere nötig gewesen.“

Die Verringerung der Bettenzahl im Neubau von 240 auf 144 wird laut Höhmann im Zuge der bereits eingeleiteten Dezentralisierung andernorts aufgefangen. In mehreren Städten der Region würden entsprechende Kapazitäten für die ambulante Versorgung von Psychiatriepatienten geschaffen. Dazu gehöre in Langenfeld das zurzeit auf dem Eckgrundstück Lessing-/Solinger Straße für rund 2,5 Millionen Euro entstehende Gerontopsychiatrische Zentrum mit Tagesklinik und Ambulanz. Auch am Klinikum Leverkusen-Schlebusch, in Solingen und Mettmann wurden und werden Tageskliniken und Ambulanzen für gerontopsychiatrische Patienten errichtet.

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