Monheim Naturschützer fürchten Konflikte in der Aue

Monheim · An einem Runden Tisch haben sich Nabu und die Biologische Station zum Entwicklungskonzept Rheinvorland geäußert.

 Elke Löpke würde das Büffel-Projekt zur Förderung von Offenlandarten begrüßen.

Elke Löpke würde das Büffel-Projekt zur Förderung von Offenlandarten begrüßen.

Foto: RALPH MATZERATH

Die Stadt Monheim verfolgt den Plan, ihre Lage am Rhein stärker ins Bewusstsein zu rücken. Mit dem Entwicklungskonzept Rheinvorland begibt sie sich auf eine Gratwanderung, ein bereits stark frequentiertes Gebiet wie den Rheinbogen weiter touristisch zu erschließen und gleichzeitig ökologisch aufgewertete Inseln zu schaffen. Zur Absicherung des Artenschutzes hat sie kürzlich einen Runden Tisch einberufen, um eine frühzeitige Stellungnahme der Natur- und Umweltschützer einzuholen.

"Naturschutzfachlich sehr interessant", findet Elke Löpke, Leiterin der Biologischen Station, die Idee, im Rheinbogen die Beweidung durch Wasserbüffel zu prüfen. Umweltbeauftragter Henning Rothstein will dazu eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. "Man müsste prüfen, ob die Fläche groß genug ist, was im Winter mit den Tieren geschieht und wie man den betreuenden Landwirt finanziert, denn das wäre ja kein auskömmlicher Betriebszweig", so Löpke. Sie bestätigt, dass die Verwaldung offener Fläche für den Natur- und Artenschutz ein großes Problem darstellt. "Hier fehlt die kleinbäuerliche Nutzung, da haben es Offenlandarten wie Insekten, Schmetterlinge, Wildbienen, aber auch Wiesenvögel wie Wiesenpieper, Kiebitze und Amphibien wie Kammmolche und Kreuzkröte schwer." Die Büffel schaffen durch ihre Neigung, sich im Wasser zu suhlen, Kleingewässer - wobei schon ihre Hufabdrücke die Bodenstruktur verändern. Und sie halten aufgrund ihres Nahrungsverhaltens die Verbuschung auf. Bisher geschieht dies von Menschenhand. So hat der Nabu am Knipprather Wald eine Fläche gepachtet, die er von Büschen "entkusselt", um Blindschleichen und Zauneidechsen einen Lebensraum zu sichern, berichtet Frank Gennes, Stadtbeauftragter des Naturschutzbundes (Nabu). Auf jeden Fall wären die Büffel eine touristische Attraktion, glaubt Elke Löpke.

Während bestimmte Räume in dem Konzept ohnehin stark touristisch genutzt werden, wie etwa die Rheinpromenade, fühlt sich Gennes berufen, für sensible Räume wie den Rheinbogen sein "Wächteramt" auszuüben. Bezüglich der Idee, auf den Pumpstationen Aussichtsplattformen zu errichten, mahnt er zur Vorsicht: "In anderen Städten hat das zu einer Vertreibung der dort nistenden Turmfalken geführt." "Da brüten Dohlen und Turmfalken", warnt auch Elke Löpke. Ihr widerstrebt auch die Idee, das bestehende Wegenetz eventuell in die Naturschutzgebiete zu erweitern. "Das würde zu unnötigen Störungen von Nachtigall, Steinkauz und Baumfalken führen." Unbehagen bereitet ihr auch der Vorschlag, das Naturschutzgebiet Kirberger Loch für die Besucher "erlebbarer zu machen", indem sie bis an das Feuchtgebiet herangeführt werden. "Das ist momentan durch den Wald nicht zugänglich und so soll es auch bleiben", erklärt sie.

Gennes würde sich wünschen, dass am Eingang zu Naturschutzgebieten anhand der Beschilderung deutlicher gemacht würde, was der Besucher dort darf und was nicht. Ganz grundsätzlich würden es die Naturschützer begrüßen, wenn durch interaktive Medien mehr für die Umweltbildung getan würde. "Ich finde es wichtig, Menschen die Natur näher zu bringen, dabei dürfen aber keine schützenswerten Arten verdrängt werden", sagt er. Eher unausgegoren findet Löpke den Vorschlag, Haus Bürgel aus Ausflugziel zu stärken, indem dort mehr Parkplätze geschaffen werden. "Dann sollte man erst einmal über das Angebot nachdenken, das die Besucher am Wochenende anlocken soll, denn bisher ist nur sonntags für ein paar Stunden das Museum geöffnet." Außerdem könne der Pächter keine Weideflächen entbehren. "Es gibt einen Parkplatz am Ortsausgang, nur 10 Minuten Fußweg entfernt." Insgesamt loben die Naturschützer, dass sie so frühzeitig eingebunden wurden. "Hier ist die Grundhaltung zum Artenschutz sehr positiv, in anderen Städten wird über das Thema eher polemisch hergezogen", sagt Gennes.

(RP)
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